Familie Hauser beschäftigt fünf Geflüchtete aus Gambia in ihrem Holzbearbeitungsbetrieb in Bad Krozingen. Auf die Frage, aus welchen Gründen sich die Firma für die Anstellung Geflüchteter entschieden hat – trotz Sprachbarriere und der komplexen Situation in Bezug auf die Aufenthaltsgenehmigungen – lautet die eindeutige Antwort: volle Auftragsbücher, viel Arbeit und dringender Bedarf an Arbeitskräften. Einer der Mitarbeiter aus Gambia ist inzwischen ausgelernter Geselle, zwei sind Auszubildende und weitere zwei sind als Helfer beschäftigt.
Die Familie unterstützt die neuen Mitarbeiter in der Schule, beim Spracherwerb und setzt sich auch bei Behördenangelegenheiten für sie ein. So konnte bereits eine drohende Abschiebung verhindert werden.
Über alle fünf neuen Mitarbeiter weiß Barbara Hauser nur Positives zu sagen: „Sie sind alle sehr motiviert, gewissenhaft und zuverlässig. Da könnte sich so manch anderer eine Scheibe abschneiden.“ Die Defizite, die es in der Sprache und Vorbildung gibt, würden durch großes Engagement wettgemacht. Auch Lustiges aus dem Alltag berichtet Hauser: Für hiesige Ohren zwar sehr ungewöhnlich, aber gambischer Brauch ist es, alle Autoritätspersonen, also auch die Chefinnen und Chefs im Betrieb, „Mama“ und „Papa“ zu nennen. Für Hausers klang das zunächst sehr fremd, aber sie ließen die Bezeichnung dann amüsiert zu. „So hatten wir einfach noch ein paar erwachsene Kinder mehr“, lacht Hauser.
Auch der Stuckateur-Betrieb Waibel aus Waldkirch leistet Integrationsarbeit und hat sich dafür ganz bewusst entschieden. „Die betriebliche und persönliche Verantwortung zu übernehmen, eine schnelle und positive Integration Geflüchteter in unsere Gesellschaft zu ermöglichen, war für uns auf jeden Fall Antrieb“, so Carlo Hack, Geschäftsführer der Firma. Kritisch bewertet Hack die bürokratischen Hürden: „Leider ist die Unterstützung für Betriebe nach wie vor nicht optimal. Als wir vor zwei Jahren begonnen haben, einen jungen Geflüchteten auszubilden, wurden uns von politischer Seite viele Steine in den Weg gelegt. Die Lage bessert sich, die Handwerkammer hilft, aber dennoch gibt es noch viel Handlungsbedarf. Der bürokratische Aufwand für kleinere Betriebe ist nach wie vor sehr groß.“ Aber die positiven Erfahrungen mit den neuen Arbeitskräften – angefangen vom Praktikum bis hin zur Ausbildung – motivieren den Betrieb, den Weg weiter zu gehen.
Jürgen Sütterlin vom gleichnamigen Malerfachbetrieb aus Auggen hat ebenfalls über ein Praktikum Cherno Krubally als Auszubildenden gewinnen können. Seit letztem Herbst ist Krubally, der ursprünglich aus Gambia kommt, ausgelernt und als Geselle beschäftigt. Sütterlin ist begeistert: „Herr Krubally hat eine sehr freundliche Art und ist hoch motiviert. Anfänglich hatte er mit unserem Dialekt einige Schwierigkeiten; mittlerweile beherrscht er sogar einige Brocken Alemannisch und setzt sich aktiv mit unserer Kultur auseinander.“ Im Kundenkontakt besteht Sütterlin darauf, dass mit Krubally deutsch gesprochen wird: „Anfänglich wollten einige Kunden englisch mit ihm sprechen. Da habe ich die Kundschaft quasi ermahnt und gebeten mit Herrn Krubally deutsch zu sprechen. Nur so kann sein Sprachvermögen sich noch weiter verbessern.“ Besonders schön ist für Sütterlin die Tatsache, dass sein hilfsbereiter Mitarbeiter inzwischen selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv ist.
Da sich viele Geflüchtete und Asylbewerber für eine Ausbildung im Handwerk interessieren, oftmals sogar bereits handwerkliche Erfahrungen mitbringen und zugleich viele Betriebe in Südbaden geeignete Bewerberinnen und Bewerber für ihre Lehrstellen suchen, unterstützt die Handwerkskammer beide Seiten mit dem Förderprojekt "Integration durch Ausbildung", das vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg gefördert wird. Mehr Informationen unter https://www.hwk-freiburg.de/integration