Im Kammerbezirk der Handwerkskammer Freiburg weisen die Betriebsinhaber im baden-württembergischen Vergleich den höchsten Altersdurchschnitt auf. Jeder zweite Betriebsinhaber ist älter als 50 Jahre. Der großen Zahl an übergabereifen Betrieben stehen jedoch immer weniger junge Menschen gegenüber, die bereit sind einen Betrieb zu übernehmen. Die mit diesem Trend verbundene Problematik wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. Die Handwerkskammer Freiburg setzt daher seit einigen Jahren beim Thema Betriebsnachfolge immer wieder starke Akzente.
„Steuern wir hier nicht gegen, wird der Rückzug vieler Gewerke aus der Fläche, den wir momentan schon beobachten können, auch den Rückgang der Ausbildungsleistung und der Nahversorgung beschleunigen“, erläutert Dr. Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsleitung der Handwerkskammer Freiburg. Zum 1. September hat die Kammer Freiburg gemeinsam mit den Kollegen aus Karlsruhe und Stuttgart daher ein weiteres Projekt gestartet: Das Nachfolgenetzwerk Baden-Württemberg.
Im Fokus des Projekts stehen vor allem junge Meisterinnen und Meister sowie Führungskräfte im Handwerk, aber auch Gesellinnen und Gesellen und weitere Zielgruppen. Insbesondere junge Meisterabsolventen sollen besser über die Chancen und Möglichkeiten einer Betriebsübernahme informiert werden. Bei den Gesellinnen und Gesellen gilt es, die langfristige Entwicklungschance im Handwerk und insbesondere den Weg in die Selbstständigkeit bekannter zu machen.
Im Verbund schlagkräftiger
Die Anstrengungen trägt dabei nicht jede Kammer alleine – vielmehr geschieht das im Verbund. In Freiburg ist deshalb auch eine Koordinierungsstelle angesiedelt, die die neuen Formate, Ansätze und Erkenntnisse sammelt und streut. „Gemeinsam sind wir deutlich schlagkräftiger“, macht Dr. Dirk Frederik Gebert klar, der als Bindeglied zwischen den einzelnen Kammern wirkt und das Netzwerk nach außen repräsentiert. In Südbaden spielt dabei insbesondere die Entwicklung und Ausgestaltung eines Nachfolgenetzwerks eine wesentliche Rolle. „Wir möchten mit diesem Netzwerk den Wissenstransfer und die Sensibilisierung für das Thema Nachfolge im Handwerk auf Augenhöhe unterstützen und fördern“, umschreibt Gebert die Zielsetzung.
Stetige Begleitung der Betriebsinhaber von morgen
Die Handwerkskammer wird den Kontakt mit den Meisterabsolventen und anderen potenziellen Übernehmern intensivieren und durch eine nahtlose Verbindung, Betreuung und Sensibilisierung für das Thema der Nachfolge und Unternehmensgründung die Anzahl der gründungswilligen Fachkräfte sukzessive steigern. „Wir bereiten die potenziellen Übernehmerinnen und Übernehmer zukünftig mit passenden Austausch-, Beratungs-, Unterstützungs- und Weiterbildungsangeboten bestmöglich auf die Betriebsnachfolge vor“, erläutert Projektmitarbeiter Nils Hodapp. Das bedeutet beispielsweise auch, die Angst vor der Verantwortung zu nehmen oder mit Vorurteilen aufzuräumen. Passend zugeschnittene Veranstaltungen und digitale Angebote werden dafür den Grundstock legen. „Wir planen aber noch deutlich mehr“, stellt Hodapp in Aussicht. Die erste Online-Veranstaltung konnten die Verantwortlichen bereits am 5. November erfolgreich durchführen: Mehr als 60 Interessierte nahmen an dem digitalen Erfahrungsaustausch teil.
Neben den drei Partnerkammern kann das Netzwerk auf weitere Unterstützer bauen: Die fünf weiteren baden-württembergischen Handwerkskammern, aber auch die Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge (ifex) und die Freiburg Wirtschaft Tourismus und Messe (FWTM) haben ihre Unterstützung bereits zugesagt.
Weitere Informationen zum Projekt unter www.nachfolgenetzwerk-handwerk-bw.de.
Das Nachfolgenetzwerk Baden-Württemberg wird über die Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.