Saisonbedingt berichten die Handwerksbetriebe in der Region zwar von einem konjunkturellen Rückgang – dieser fällt allerdings deutlich geringer aus als noch im Vorjahr. Der Konjunkturindikator im Kammerbezirk Freiburg liegt für das 2. Quartal 2024 bei 34,4 Punkten – eine Verbesserung zum Vorjahr (25,3 Punkte) um fast zehn Punkte.
Ihre aktuelle Geschäftslage bewerten die Betriebe etwas positiver als im Vorjahr. Mehr als zwei Drittel der befragten südbadischen Handwerksbetriebe (67 Prozent) berichten von einer guten Geschäftslage (Vorjahr: 59 Prozent). Lediglich etwa 5 Prozent bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht (Vorjahr: 9 Prozent). In den kommenden Monaten erwarten zwei Drittel der Betriebe eine Stagnation. Nur 22 Prozent der Betriebe erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, 12 Prozent eine Verschlechterung.
Auftragslage im Baugewerbe: Verschnaufpause auf niedrigem Niveau
Im stark gebeutelten Bauhauptgewerbe konnte der Absturz wohl vorerst abgefangen werden. Die Auftragslage scheint sich zu stabilisieren – die Meldungen über Steigerungen und Rückgänge halten sich in etwa die Waage. Nachdem insbesondere im vierten Quartal 2023 die Meldungen zu rückläufigem Auftragsvolumen deutlich in der Überzahl waren, könnte sich nun eine erste Verschnaufpause auf niedrigem Niveau abzeichnen. Dass die Problematik noch nicht ausgestanden ist, zeigen jedoch die Umsätze der Bauhandwerker: Hier bleibt die Frühjahrserholung diesmal komplett aus.
Auftragslage und Auslastung: positiv, aber rückläufig
Bei den Auftragseingängen melden die Handwerksunternehmen im Kammerbezirk der Handwerkskammer Freiburg insgesamt positive Zahlen, diese erreichen allerdings nicht die Werte des Vorjahres. Knapp 30 Prozent der befragten Betriebe melden mehr Auftragseingänge als im Vorquartal (Vorjahr: 37 Prozent), 17 Prozent hingegen berichten von einem zurückgegangenen Auftragsvolumen (Vorjahr: 18 Prozent). Auch die Auslastung der Unternehmen geht im Vergleich zum Vorjahr zurück. Der Prozentsatz der Betriebe, die eine Auslastung über 100 Prozent melden, sinkt im Vergleich zum Vorjahr deutlich - von knapp 26 Prozent auf aktuell 7 Prozent. Noch melden aber auch 45 Prozent der Betriebe nahezu Vollauslastung; nur 12 Prozent berichten von nennenswerten Kapazitäten.
Die Auftragserwartungen fallen ebenfalls positiv aus: Nahezu jeder dritte Betrieb (30 Prozent) erwartet höhere Auftragseingänge (Vorjahr: 22 Prozent), 14 Prozent eine Verschlechterung (Vorjahr: 19 Prozent).
Rückläufige Umsätze, optimistische Erwartung
Die Umsätze liegen zwar insgesamt leicht im Plusbereich, sind aber im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Aktuell berichtet etwas mehr als ein Viertel der Handwerksunternehmen (26 Prozent) von gestiegenen Umsätzen (Vorjahr: 36 Prozent), während knapp 21 Prozent Umsatzrückgänge zu beklagen haben (Vorjahr: 15). Für die kommenden Monate sind die südbadischen Handwerker optimistischer als noch vor einem Jahr: Knapp ein Drittel (32 Prozent) erwartet steigende Umsätze (Vorjahr: 25 Prozent), während rund 16 Prozent der Unternehmen von sinkenden Umsätzen ausgehen (Vorjahr: 14 Prozent).
Das könnte auch an dem weiteren Abflauen der Preissteigerungen liegen: Mit 49 Prozent meldet zwar noch fast die Hälfte der Betriebe gestiegene Einkaufspreise, nur rund 3 Prozent kann von gesunkenen Einkaufspreisen berichten. Allerdings berichteten im 2. Quartal 2023 noch 57 Prozent der Betriebe von gestiegenen Preisen.
Bürokratieentlastungsgesetz: „Verschiebung passt ins Bild“
Auch wenn die aktuellen Daten auf Entspannung hindeuten, warnt die Handwerkskammer Freiburg die Politik davor, die immer noch bestehenden Herausforderungen auf die leichte Schulter zu nehmen. „Jetzt ist nicht die Zeit, um sich auszuruhen“, so Christof Burger, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. Die Bundespolitik müsse endlich liefern und Ankündigungen umsetzen. Das sei der Ampel-Regierung bisher kaum gelungen; zu oft stehe sich die Koalition scheinbar selbst im Weg. „Die Verschiebung des Bürokratieentlastungsgesetzes auf nach der parlamentarischen Sommerpause passt da ins Bild“, kritisiert Burger. Die Betriebe ächzten unter den Bürokratielasten, ein Abbau der Bürokratie sei dringend notwendig. „Es besteht akuter Handlungsbedarf, einen Aufschub kann sich Deutschland nicht leisten.“ Die verlängerte Beratungszeit müsse jetzt dafür genutzt werden, den Gesetzesentwurf um deutlich wirkungsvollere Maßnahmen anzureichern.