„Die großen Städte im Kammerbezirk weisen deutlich höhere Antragsquoten auf als die sie umgebenden Landkreise“, berichtet Dr. Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsleitung der Handwerkskammer Freiburg. Während im gesamten Ortenaukreis rund 30 Prozent der Betriebe einen Antrag auf Soforthilfe stellten, lag der Anteil in der Stadt Offenburg mit knapp 38 Prozent signifikant höher. Der Unterschied zwischen dem Landkreis Emmendingen (etwa 34 Prozent) und der Stadt Emmendingen (rund 43 Prozent) liegt bei neun Prozentpunkten. „Den größten Unterschied stellen wir zwischen dem Kreis Breisgau-Hochschwarzwald und der Stadt Freiburg fest“, hebt von Ungern-Sternberg hervor. „Im Kreis liegt der Wert bei 34 Prozent, in Freiburg bei über 44 Prozent.“ Der Kreis Lörrach verzeichnet insgesamt einen Wert von rund 37 Prozent, während in der Stadt Lörrach fast 46 Prozent der Betriebe einen Antrag gestellt haben.
„Für diese Unterschiede sorgen gleich mehrere Faktoren“, berichtet von Ungern-Sternberg. Zum einen sei in den Oberzentren der Anteil an Betrieben mit Handelsanteil sowie an Friseurbetrieben und Kosmetikern höher. „Diese Unternehmen waren durch Schließungen besonders stark von Umsatzeinbrüchen betroffen.“ Auch höhere Mieten und Unterhaltungskosten – und damit ein schnellerer Liquiditätsengpass – können in den Ballungsräumen eine Rolle spielen.
Nord-Süd-Gefälle im Kammerbezirk
Der Blick auf die Zahlen liefert zudem eine weitere Erkenntnis: „Innerhalb unseres Kammerbezirks können wir ein starkes Nord-Süd-Gefälle bei den Anträgen feststellen“, erläutert von Ungern-Sternberg. Während in der Ortenau 31 Prozent aller Handwerksbetriebe einen Antrag auf Soforthilfe stellten, lag der Wert im Kreis Lörrach bei fast 39 Prozent. Emmendingen und der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald liegen mit 35 Prozent und 34 Prozent dazwischen. „Der Süden ist also deutlich stärker betroffen – das liegt neben den in Nähe zur Schweizer Grenze höheren Mieten und Standortkosten insbesondere an der doppelten Grenzschließung im Dreiländereck.“ Diese verstärkte in den Grenzregionen wenig überraschend die durch die Coronakrise verursachten wirtschaftlichen Schäden.
„Investitionen müssen weiterhin umgesetzt werden können“
Gerade mit Blick auf diese Zahlen seien nun schnelle Entscheidungen nötig, fordert die Kammer. „Der beste Weg aus der Krise sind jetzt Aufträge für unsere Betriebe“, betont Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. „In den Grenzregionen – vor allem im Dreiländereck – muss dafür auch der Weg über die Grenze frei sein.“ Die aktuellen Lockerungen und die für Mitte Juni angekündigten Grenzöffnungen seien wichtige Schritte hin zu einer Normalität, in der die Handwerksbetriebe ihrer Arbeit bei den Kunden wieder nachgehen können. „Die Schweiz, Frankreich und Deutschland sollten die Coronakrise wieder mehr als ein Problem auffassen, das nicht ausschließlich auf nationaler Ebene lösbar ist.“ Alle Seiten müssen ihre bestehenden Maßnahmen an den Grenzen genauestens prüfen und – angepasst an das Infektionsgeschehen – Beschränkungen abbauen. „Insbesondere müssen die bürokratischen Abläufe wieder vereinfacht werden, damit der Wirtschaftsraum Dreiländereck nicht unverhältnismäßig benachteiligt wird.“
Die angekündigten konjunkturellen Unterstützungsmaßnahmen müssten aus Sicht der Kammer nun zielgenau helfen, wo sie benötigt würden. „Sowohl private als auch öffentliche Investitionen, die geplant waren, müssen weiterhin umgesetzt werden können“, fordert Ullrich abschließend. „Nur dann kommen die meisten Handwerksbetriebe ohne langanhaltende Schädigung durch diese Krise.“