Im 2. Quartal 2011 war die Kapazitätsauslastung der Münchner und oberbayerischen Handwerksbetriebe höher als im gleichen Zeitraum der vergangenen achtzehn Jahre. Gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres betrug der Zuwachs vier Punkte auf 80 Prozent. Jeder dritte Betrieb war sogar zu 90 bis 100 Prozent ausgelastet. Die Nachfrage hat sich im Laufe des Frühlings bei jedem dritten Befragten erhöht, weitere 51 Prozent der Münchner und oberbayerischen Handwerksbetriebe verbuchten einen gleichbleibenden Auftragseingang. Im Vorjahreszeitraum hatten 75 Prozent eine mindestens gleichbleibende Nachfrage verzeichnet. Auch die Perspektiven sind viel versprechend: 89 Prozent der befragten Unternehmer erwarten für die nächsten Monate zumindest eine unveränderte Nachfrage. Vor Jahresfrist lag dieser Wert noch bei 84 Prozent. Der Auftragsbestand reichte Ende Juni noch für 6,7 Wochen. Auch wenn dieser Wert nicht an frühere Boomphasen heranreicht, ist er binnen Jahresfrist doch immerhin um 0,7 Wochen angewachsen.
Bereits im 1. Quartal hatte das milde Winterwetter für eine lebhafte Umsatzentwicklung im Münchner und oberbayerischen Handwerk gesorgt. Im Frühling kam die typische Saisonbelebung hinzu: 38 Prozent verzeichneten höhere Einnahmen, immerhin 47 Prozent hielten das Niveau der Vormonate (Vorjahreszeitraum: 32 bzw. 45 Prozent). Im gesamten 1. Halbjahr 2011 stiegen die Umsätze um nominal sechs Prozent auf 14,1 Milliarden Euro. Die Betriebe gehen von einer Fortsetzung dieser Entwicklung aus: 87 Prozent rechnen mit steigenden oder stabilen Einnahmen, eine bessere Bewertung als noch vor zwölf Monaten (79 Prozent).
Obwohl die Münchner und oberbayerischen Betriebe im 1. Quartal 2011 weitestgehend auf Entlassungen verzichtet hatten, bemühten sie sich im Frühling intensiv um frische Kräfte. Das belegt der positive Saldo aus Meldungen über steigende (14 Prozent) und sinkende Personalstärke (sieben Prozent). Auch in den Sommermonaten dürfte die Beschäftigung in den Betrieben im Kammerbezirk zunehmen: Elf Prozent wollen in den nächsten Monaten einstellen, nur sechs Prozent reduzieren. Ende Juni waren nach ersten Schätzungen 289.500 Personen im oberbayerischen Handwerk tätig, 0,8 Prozent mehr als zur Jahreshälfte 2010.
Außer in die Belegschaft investierten die Handwerker auch in die Ausstattung ihrer Unternehmen: 33 Prozent der Befragten schafften im 2. Quartal 2011 neue Maschinen an oder modernisierten diese. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres lag die Quote bei 29 Prozent. Insgesamt flossen 250 Millionen Euro in die Betriebsanlagen, ein Plus von elf Prozent gegenüber dem 2. Quartal 2010. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe legte im Berichtszeitraum um 2,9 Prozent auf gut 75.600 zu. Bei den Umsätzen rechnet das oberbayerische Handwerk für das Gesamtjahr 2011 mit einem Plus von nominal vier Prozent. Die Zahl der Beschäftigten dürfte im Jahresschnitt um etwa 0,5 Prozent zulegen. Bei den Investitionen wird für 2011 eine Steigerung von ca. acht Prozent erwartet, während die Zahl der Betriebe im Kammerbezirk um rund drei Prozent wachsen dürfte.
Weiter wies der Kammerpräsident auf die steigende Bedeutung der Elektromobilität hin: "Im Bereich der Elektro-Zweiräder und der kleinen Elektrofahrzeuge sind die kleinen und mittleren Unternehmen zum Teil bereits führend. Das Handwerk ist aber auch ein potenzieller Nutzer von Elektrofahrzeugen: zur Belieferung von Innenstädten können diese den Fuhrpark sinnvoll ergänzen." Anfang September wird daher am Bildungszentrum München der Handwerkskammer in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken eine öffentlich nutzbare Ladesäule aufgestellt. Abschließend bedauerte Traublinger, dass die Olympischen Winterspiele 2018 nicht an München vergeben wurden. Der Kammerpräsident forderte, wichtige Verkehrsprojekte dennoch zügig zu verwirklichen: "München braucht den zweiten S-Bahn-Stammstreckentunnel. Wenn dieser nicht bald realisiert wird, droht dem öffentlichen Nahverkehr in der Landeshauptstadt tagtäglich der Kollaps!" Zudem hängt am Bau der zweiten Stammstrecke auch ein neuer Hauptbahnhof für München. Traublinger: "Es ist eine Schande, dass unsere Weltstadt mit Herz Bahnreisenden immer noch ein solches Entree bieten muss!"