Die zulassungspflichtigen Betriebe in der Anlage A der Handwerksrolle – hier ist ein Meisterabschluss oder eine gleichwertige Qualifikation Voraussetzung für die selbständige Ausübung des Handwerks, wurden im letzten Jahr 611 Eintragungen und 604 Löschungen durchgeführt. Der Betriebsbestand erhöhte sich leicht (+7) auf 10.692 Handwerksbetriebe.
Viel Bewegung fand im zulassungsfreien Sektor, insbesondere der Anlage B1, statt. Bei 1.037 Eintragungen und 829 Löschungen erhöhte sich hier der Bestand auf 5.032 (+208 Betriebe). Viele dieser Betriebe werden von Soloselbständigen geführt, teilweise auch nur im Nebenerwerb. Wie schon in den Vorjahren beschränkten sich die Zuwächse im zulassungsfreien Handwerk auf wenige, dafür aber kräftig wachsende Berufe. Diese gehören teilweise auch zu den 12 Gewerken, die seit 2020 wieder zulassungspflichtig sind. Auch im handwerksähnlichen Sektor – der Anlage B 2 – nahm die Betriebszahl zu. Am Jahresende waren hier 3.580 Betriebe eingetragen, 21 mehr als im Vorjahr.
Die Bestandsdauer von Existenzgründungen im zulassungspflichtigen Handwerk gegenüber dem zulassungsfreien ist sehr unterschiedlich. Während im zulassungsfreien Handwerk nach 5 Jahren 60% der Existenzgründer wieder aus der Rolle gelöscht wurden sind im Meisterhandwerk nach 5 Jahren immer noch 2/3 der Betriebe am Markt tätig.
Mit der Wiedereinführung der Meisterpflicht in 12 Gewerken ist zu erwarten, dass auf Grund der umfassenden Qualifizierung mehr Betriebe die schwierigen Anfangsjahre überbestehen und damit langfristig erfolgreich agieren können und neue Arbeits- oder Ausbildungsplätze entstehen.
Ausbildungszahl geht zurück
Im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe wurden zum Stichtag 31.12.2019 insgesamt 2.402 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 124 Verträgen. Mit 484 weiblichen Auszubildenden liegt diese Quote wie in den Vorjahren bei ca. 20 Prozent. Der Anteil Beginner mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit lag bei 21,3%. Die Lehrlingsrolle weist 212 Neuverträge für Menschen aus den neun Asylzugangsstaaten Afghanistan, Eritrea Gambia, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien aus.
„Gerade die Ausbildungszahl für Menschen aus den Zuwanderungsländern zeigt zweierlei“, so Kammerpräsident Joachim Wohlfeil. „Zum Einen belegt dies, dass sich die Unternehmen nach wie vor enorm bei der Integration von jungen Zugewanderten engagieren. Zum Anderen ist offensichtlich, dass sich der Bedarf von Fachkräften nicht allein über diese Personengruppe decken lässt“. Die Gewinnung von Auszubildenden und Fachkräften für die Betriebe bleibt damit eine zentrale und wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe der Zukunft bei der das Handwerk die Unterstützung der Politik einfordert. Ein wichtiges Zeichen hier ist beispielsweise die Anerkennung der Gleichwertigkeit von gewerblicher und akademischer Ausbildung. Die schulische Vorbildung der Auszubildenden stellt sich wie folgt dar: 44,4% der Auszubildenden können eine mittlere Reife vorweisen, 34,8% einen Hauptschulabschluss, 13,8% haben das Abitur oder die Fachhochschulreife.
Gute Konjunktur in 2019
Von einem Umsatzplus von 3% im Jahr 2019 berichtet Kammerpräsident Joachim Wohlfeil weiter bei der Jahrespressekonferenz der Handwerkskammer Karlsruhe. Dabei kann er anhand von vier Quartalserhebungen darlegen, dass sich die Konjunktur der mehr als 19.300 Handwerksbetriebe im Berichtsjahr auf einem sehr guten Niveau bewegt hat. Insbesondere das Bauhauptgewerbe und das Ausbauhandwerk meldeten Spitzenwerte, teilweise mit Auftragsreichweiten von über 12 Wochen. Fehlende Fachkräfte, so Wohlfeil, hätten hier stärkere Wachstumsraten eingebremst. Ein Wermutstropfen: Die Geschäftslage für die Betriebe, die als Zulieferer tätig sind, schwächte sich im Laufe des Berichtsjahres deutlich ab, eine Folge des Exportrückgangs und der schwierigen Konjunktur in der Automobilindustrie.
Insgesamt sind im Handwerk im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe über 100.000 Menschen beschäftigt, die Unternehmen erwirtschafteten einen Umsatz von ca. 13,6 Milliarden Euro. Wohlfeil geht davon aus, dass überall Handwerke aggregiert auch 2020 ein gutes Jahr für die Handwerksbetriebe sein wird. Er rechnet beim Umsatz mit einem nominellen Plus von 3,5% und mit einem leichten Beschäftigungsplus.