Der Geschäftsklimaindex (GKI), der neben den Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage auch die Erwartungen an die Zukunft beinhaltet, zeigt sich auf dem niedrigsten Level der letzten zehn Jahre. Er stürzt im Vergleich zum Vorjahr regelrecht ab und landet bei 103 Punkten (Vorjahr 127).
Dabei ist die Einschätzung der Geschäftslage nicht durchweg negativ und hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar über alle Branchen hinweg leicht verbessert. Ihre aktuelle Geschäftslage bewertet 83 Prozent der befragten Betriebe mit gut oder befriedigend (Vorjahr 81,5 Prozent).
Allerdings zeigt sich die ganze Dramatik der konjunkturellen Sorgen des Handwerks im Fall zweier Schlüsselbranchen: dem Bauhauptgewerbe und den personenbezogenen Dienstleistungen. Gaben beide Branchen noch vor Jahresfrist die besten Lagebeurteilungen ab, sind sie es nun, die am meisten mit unsicheren politischen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben. Nur noch 76,3 Prozent der befragten Betriebe im Bauhauptgewerbe sprechen von einer guten bzw. befriedigenden Geschäftslage (Vorjahr 88,8 Prozent). Bei den personenbezogenen Dienstleistungen sind es noch 76,5 Prozent (Vorjahr 89,1 Prozent).
Die durchschnittlichen Auftragsvorläufe haben sich im Vergleich zum Vorjahr wieder verlängert. Rund 12 Wochen (Vorjahr 9,9) heißt es jetzt für den Kunden, auf die Auftragserledigung zu warten. Trotz längerer Wartezeiten ist die durchschnittliche Auslastung der Betriebe auf 77 Prozent (Vorjahr 87 Prozent) gesunken. Hier drücken erneut die personenbezogenen Dienstleistungen mit 75 Prozent (Vorjahr 76 Prozent) und die Gesundheitshandwerke mit 78 Prozent (Vorjahr 77 Prozent) das Umfrageergebnis. Absoluter Verlierer ist bei der Nachfrage und der aktuellen Auftragslage aber das Bauhauptgewerbe. Bereits im Vorjahr mit Rückgängen konfrontiert, zeigen sich diese nun noch deutlicher und mit durchweg negativen Salden: Minus 8 bei der Nachfrage und sogar minus 13 bei der Auftragslage!
Bei der Umsatzentwicklung vermelden die Betriebe ebenfalls leicht bessere Zahlen: Verzeichneten im Herbst 2022 25 Prozent der Betriebe Umsatzsteigerungen, waren es diesmal 27 Prozent. Die Zahl derer, die von sinkenden Umsätzen berichten, sank zum Vorjahr (29 Prozent) auf nunmehr 24 Prozent. Der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Umsätzen liegt im Herbst 2023 bei plus 3 im Vergleich zum Herbst 2022, wo er minus 4 betrug.
Die Entwicklung der Einkaufspreise hat sichabgeschwächt. Im Vergleich zum Vorjahr (87 Prozent) berichten nunmehr 61 Prozent der befragten Betriebe von gestiegenen Einkaufspreisen. Das sind 26 Prozent weniger als vor einem Jahr. Immerhin zeigten sechs Prozent der Betriebe sinkende Preise an.
Die Verkaufspreise steigen ebenfalls weiter: 42 Prozent der Betriebe erhöhten die Preise: Das sind 25 Prozent weniger als im Herbst 2022. Betrug der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Verkaufspreisen im Herbst 2022 noch plus 55, liegt er nun bei plus 33.
Dabei verteilen sich die Preissteigerungen relativ gleichmäßig auf die Gewerke. Am stärksten erhöhten mit 54 Prozent die Kfz-Betriebe (Vorjahr 69 Prozent) ihre Preise, am wenigsten die Nahrungsmittelgewerke mit 29 Prozent (Vorjahr 82 Prozent).
Neben der inflationär bedingten Kaufzurückhaltung, großen gesellschaftlichen Unsicherheiten, steigenden Preisen bei Rohstoffen, Material und vor allem Energie bleibt ein weiteres Problem für die Handwerksbetriebe das Thema Nummer 1: seine Beschäftigten und Fachkräfte. Der Saldo aus gesunkenen und hinzugewonnenen Beschäftigten verbesserte sich leicht von minus drei (2022) auf minus 1 (2023), bleibt aber negativ. Die Betriebe versuchen mit vielen Maßnahmen – von digitalen Arbeitsmitteln bis zu Mittagsversorgung ihr qualifiziertes Personal zu pflegen. Dennoch spüren die Betriebe den sich verschärfenden Fachkräftemangel weiter. Wie im Vorjahr verloren 15 Prozent der befragten Betriebe Mitarbeitende, während 14 Prozent ihre Belegschaft erweitern konnte.
Aussichten und Erwartungen
Trotz einer noch relativ guten Lage im westbrandenburgischen Handwerk fehlt es an jeglichem Optimismus für die Zukunft! Nur noch die Nahrungsmittelhandwerke rechnen in den kommenden Wochen per Saldo mit einer besseren Geschäftslage (Saldo plus 15). Alle anderen Gewerke befürchten eine schlechtere Entwicklung. Vor allen im Bauhauptgewerbe hat sich die Stimmung zum Vorjahr dramatisch verschlechtert: Gingen im Vorjahr noch 52 Prozent der Befragten von einer besseren Geschäftslage aus, sind es jetzt nur noch fünf Prozent. Der Saldo aus besseren und schlechteren Erwartungen liegt nun bei minus 34 – im Vergleich zum Vorjahr, wo er bei plus 40 lag! Über alle Gewerke hinweg gehen nur noch 12 Prozent von einer sich bessernden Geschäftslage aus. Fast ein Drittel erwartet weitere Verschlechterungen (Saldo minus 19).
Link zum Konjunkturbericht (https://www.hwk-potsdam.de/downloads/konjunkturbericht-herbst-2023-9,14343.pdf)