Nach einem leichten Anstieg im letzten Herbst schätzen aktuell nur noch 80,7 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut oder zumindest befriedigend ein (Vorjahr: 83,1 Prozent). Das ist der schlechteste Wert der letzten 10 Jahre. Die Zukunftserwartungen bleiben mit einem Saldo von -15 Prozent negativ, haben sich im Vergleich zum Vorjahr (Saldo -19 Prozent) aber leicht verbessert. Der Geschäftsklimaindex (GKI) verharrt bei 103 Punkten wie vor einem Jahr.
Aktuelle Geschäftslage: Gewerke-Einschätzungen mit deutlichen Unterschieden
Bei den Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Gewerken.
Eingebrochen sind die Lagebeurteilungen bei den Nahrungsmittelgewerben: Berichteten vor einem Jahr noch 85,7 Prozent der Betriebe von einer guten oder zumindest befriedigenden Geschäftslage, sind es aktuell nur noch 60 Prozent. In 40 Prozent der Betriebe hat sich die Situation verschlechtert.
Die Ausbaugewerke befinden sich zwar mit ihren Lagebeurteilungen weiterhin auf hohem Niveau. Erste Auswirkungen der Baukrise sind aber auch hier spürbar. Das zeigt deren Einschätzung der Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahr: Waren im Herbst 2023 noch 88 Prozent der Betriebe in diesen Gewerken mit ihrer Lage zufrieden, sind es nunmehr nur noch 82,1 Prozent, die ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend einschätzen.
Positiv sind die Einschätzungen hingegen bei den Gesundheitshandwerken: 90 Prozent der Umfrageteilnehmer schauen aktuell auf eine gute und befriedigende Geschäftslage (Herbst 2023: 70 Prozent). Auch die personenbezogenen Dienstleistungen haben bei der Bewertung ihrer Geschäftslage mit einem Plus von 0,9 Prozent leicht zugelegt, verharren aber mit insgesamt 77,4 Punkten auf weiterhin schwachem Niveau.
Sinkende Umsätze, Auslastung geht zurück
Die Umsätze zeigen deutlich negative Veränderungen im Vergleich zum Herbst 2023. 19 Prozent der befragten Betriebe melden für das dritte Quartal 2024 steigende Umsätze, im Vorjahr waren es noch 27 Prozent. Allerdings verzeichnen nun branchenübergreifend 32 Prozent der Betriebe sinkende Umsätze (Vorjahr 24 Prozent). Insgesamt ergibt sich somit ein Saldo von minus 13 Prozent (Vorjahr plus 3 Prozent).
Die durchschnittlichen Auftragsvorläufe sind mit 10,9 Wochen etwas zurückgegangen (Vorjahr: 12,2 Wochen), die durchschnittliche Auslastung der Betriebe sank leicht auf 86 Prozent (Vorjahr: 90 Prozent).
Besonders betroffen von einer schwachen Auslastung sind die personenbezogenen Dienstleistungen und die Gesundheitshandwerke, deren Auslastung bei 78 Prozent (Vorjahr: 75 Prozent) bzw. 74 Prozent (Vorjahr: 78 Prozent) liegen.
Die Verteuerung bei den Einkaufspreisen ist aktuell über alle Gewerke hinweg etwas rückläufig. 53 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 61 Prozent) berichten von gestiegenen Einkaufspreisen. Wie im Vorjahr sind nur in 6 Prozent der Betriebe die Einkaufspreise gesunken. Besonders betroffen vom steigenden Preisniveau bleiben die Nahrungsmittel- und Gesundheitshandwerke. Hier berichten jeweils 80 Prozent der Betriebe von steigenden Preisen beim Einkauf. Aber auch im Kraftfahrzeuggewerbe berichten 71 Prozent der Betriebe von gestiegenen Einkaufspreisen.
Auch die Entwicklung der Verkaufspreise ist gewerkeübergreifend leicht rückläufig. 31 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 42 Prozent) erhöhten die Preise. 11 Prozent der Befragten (Vorjahr: 9 Prozent) haben ihre Preise im Verkauf gesenkt.
Die Preisentwicklung trifft relativ gleichmäßig alle Gewerke. Am stärksten erhöhten mit jeweils 40 Prozent die Kfz-Betriebe (Vorjahr: 54 Prozent) und die Gesundheitshandwerke (Vorjahr: 40 Prozent) ihre Preise, am wenigsten die Nahrungsmittelgewerke mit 10 Prozent (Vorjahr 29 Prozent). Hier macht sich wie in den Vorjahren auch, der starke Wettbewerbssituation zu Supermärkten und Billigproduktion bemerkbar.
Das Handwerk weiß um die Bedeutung seiner Beschäftigten und Fachkräfte. Viele Betriebe werben deshalb für die Beschäftigungschancen im Handwerk. Dennoch ist die Beschäftigungsentwicklung aktuell negativ. 8 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 14 Prozent) konnten zusätzliches Personal einstellen; 18 Prozent (Vorjahr: 15 Prozent) verloren Personal. Besonders groß ist der Beschäftigungsverlust in den Bauhauptgewerben (Saldo: -22 Prozent) und den personenbezogenen Dienstleistungen (Saldo: -16 Prozent).
Zurückhaltende Geschäftserwartungen: Baugewerbe besonders pessimistisch
Mit Blick auf das 4. Quartal und das Jahresendgeschäft bleiben die Erwartungen an die zukünftige Geschäftsentwicklung negativ, wenngleich etwas optimistischer als im Vorjahr. 11 Prozent (Vorjahr: 12 Prozent) der Betriebe rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage. 26 Prozent (Vorjahr: 31 Prozent) erwarten eine Verschlechterung. Besonders pessimistisch sind die Betriebe der Bauhauptgewerbe (Saldo: -26 Prozent) und die Ausbaugewerke (Saldo: -18 Prozent). Mit einer leichten Verbesserung rechnen nur die personenbezogenen Dienstleistungen (Saldo: +4 Prozent).
Mit einer Verbesserung der Auftragslage rechnen 17 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 14 Prozent), 26 Prozent gehen hingegen von einer rückläufigen Auftragsentwicklung aus (Vorjahr: 32 Prozent).
Bei der Umsatzentwicklung sind die Erwartungen vergleichbar: 18 Prozent (Vorjahr: 22 Prozent) erwarten steigende Umsätze. 31 Prozent (Vorjahr: 30 Prozent) rechnen mit rückläufigen Umsätzen.
Robert Wüst, Präsident der Handwerkskammer Potsdam, sagte zu den Konjunkturergebnissen: „Das Handwerk kämpft mit sinkenden Auftragseingängen und Umsatzeinbußen. Das verdeutlichen die Ergebnisse unserer Konjunkturumfrage. Die Krise am Bau droht sich nun auch auf Ausbau und Sanierung auszuweiten. Die Belastungen unserer Betriebe durch anhaltend hohe Energie- und Rohstoffpreise, steigende Lohnnebenkosten sowie wachsende Bürokratie haben längst die Schmerzgrenze erreicht. Das Handwerk braucht Entlastungen, Investitionsanreize und Planungssicherheit. Die Politik steht in der Verantwortung, die Wachstumsschwäche zu überwinden und Anreize für Leistung und Investitionen zu setzen. Das Handwerk steht bereit, diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen.“
Den aktuellen Konjunkturbericht Herbst 2024 finden Sie hier.