Viola Bertelli Motta, die ihre Ausbildung bei Geigenbauer Valentin Oelmüller in Potsdam absolvierte, erklomm das Siegertreppchen als beste deutsche Geigenbauergesellin. Modistin Ella Hanisch, die ihr Handwerk bei Kristin Müller im „maliné Das Potsdamer Hutatelier“ erlernte, freut sich genauso wie Büchsenmacher Ricardo Schwarz, der bei Büchsenmachermeister Fritz Engel in Neuruppin lernte, über einen dritten Platz im jeweiligen Gewerk.
Internationale Erfahrungen sammeln
Viola, die im Juli 2019 auslernte, entstammt einer musischen Familie. Ihre Mutter ist Musikerin, Viola selbst spielte viele Jahre Geige. Die Italienerin studierte zunächst in ihrem Heimatland Philosophie. Nach dem Studium führte sie ihr Weg nach Heidelberg. Hier hörte sie erstmalig von der dualen Ausbildung in Deutschland. Die Liebe zur Musik ließ sie nicht los, und der Wunsch nach einer Ausbildung wuchs. Auf der Suche nach einem Geigenbaubetrieb mit Schwerpunkt Barockinstrumente kam sie nach Potsdam zu Geigenbauer Valentin Oelmüller. Der Bau der Gamba ist seither ihre Profession. Für sie ist der Instrumentenbau eine komplett eigene Welt, sie liebt dieses Handwerk von Beginn an. „Ein Instrument zu kreieren, Musik zu schaffen, das ist etwas, was mich total erfüllt. Zu erfahren, was der Musiker mit seinem Instrument erreichen will, macht die Individualität unserer Arbeit aus.“ Sie erinnert sich gern an ihre sehr gute Ausbildung in Potsdam. Jetzt, mit ihrem Abschluss in der Tasche, strebt sie nach internationalen Lorbeeren. Dem Barock- und historischen Instrumentenbau will sie dabei treu bleiben. Aus diesem Grund hat sie ein Praktikum in einem spanischen Geigenbaubetrieb an ihre Ausbildung sogleich angehängt, sie will hier weitere Erfahrungen sammeln.
Dem Potsdamer Handwerk treu geblieben
Für Modistin Ella Hanisch geht es hingegen nach ihrem Ausbildungsende und ihrem dritten Platz beim Bundeswettbewerb im Potsdamer Hutatelier beruflich weiter. Ihre Chefin Kristin Müller hat sie nach der Ausbildung übernommen, freut sich, dass sie ihr Können ins Unternehmen weiterhin mit einbringt.
Ihre herausragende Gesellenprüfung führte zur Teilnahme am Bundeswettbewerb. Drei verschiedene Stücke galt es anzufertigen: Ein Filzhut als Pflichtmodell und zwei Kürmodelle in Gestalt eines Exotenstrohmodells und eines Elbseglers. Im Ergebnis floss viel Florales und Spitze in die Verarbeitungen und Garnituren der anzufertigenden Hüte ein. „Entstanden ist eine wunderschöne kleine Kollektion, die aktuell auch unser Schaufenster schmückt“, lobt die Inhaberin des Potsdamer Hutateliers ihre Gesellin und ergänzt: „Ich freue mich unglaublich über die herausragende Leistung, die Ella zur Prüfung zeigte, zumal Prüfungen ja immer Ausnahmesituationen sind, verbunden mit großem (Zeit-)druck und dem eigenen Anspruch, das Beste zu geben.“ Das ist Ella Hanisch in jedem Falle gelungen. Mit dem dritten Platz unterstreicht die Junghandwerkerin ihre Leidenschaft und Liebe zum Beruf. Zudem bestätigte sie damit noch einmal ihr Lernengagement während der Ausbildung. Denn auch in der Berufsschule überzeugte sie schon mit Bestnoten. Ellas Weg in das Potsdamer Hutatelier nahm in Sachsen seinen Lauf. Die Mutter, selbst Schneiderin, legte ihrer Tochter das künstlerische Geschick in die Wiege. Schon als Teenagerin war die Nähmaschine ihr Werkzeug, wenn es um die Herstellung eigener modischer Accessoires ging. Die einstige Gymnasiastin entschied sich nach der 10. Klasse für den Weg des Fachabiturs für Kunst und Gestaltung, denn bereits damals war klar, dass sie etwas mit ihren Händen gestalten wollte. Die Modistenmeisterin Kristin Müller erinnert sich noch gut an die umfangreiche Bewerbungsmappe der damals 19-jährigen, die sich von Sachsen aus in Potsdam bewarb. „Wir hatten in dem Jahr eine Menge Bewerbungen, Ellas kam als letzte an, und es passte perfekt.“ Potsdam ist seither die neue Heimat der jungen Modistengesellin. Jetzt möchte sie erst einmal Berufserfahrungen sammeln, sie fühlt sich im Atelier in der Jägerstraße wohl, Handwerk und Verkauf liegen ihr gleichermaßen gut.
Für Kristin Müller und Ella Hanisch stehen die Zeichen auf Grün, denn „Kreativität, handwerkliches Geschick, Genauigkeit, Engagement und eine gewisse Passion sind in unserem Handwerk essentiell, und all dies ist in den Prüfungshüten abschließend zu sehen. Ich freue mich, dass ich eine so tolle Gesellin gewinnen konnte!“, blickt die Unternehmerin in die Zukunft. Das Potsdamer Hutatelier maliné wurde im Jahr 2008 eröffnet. Aktuell bildet Kristin Müller einen weiteren Lehrling aus.
Meisterausbildung fest im Blick
Auch der Drittplatzierte im Bundeswettbewerb der Büchsenmacher, Ricardo Schwarz, gehört nun zum festen Stamm in seinem ehemaligen Lehrbetrieb bei Büchsenmachermeister Fritz Engel in Neuruppin. Der 20-jährige freut sich sehr über seine Platzierung, hätte er doch nie gedacht, so weit zu kommen. Er liebt das Handwerk und entschied sich schon während der Schule bewusst dafür, diesen Weg einzuschlagen. Ricardo schwankte zunächst zwischen Tischler oder Schmied. Der Beruf des Büchsenmachers war zu jener Zeit noch nicht in seinem Kopf verankert. Auf die Idee brachten ihn Freunde, die das Interesse des Hobbyjägers auf dieses Handwerk lenkten. Als 15-jähriger machte er schließlich ein Praktikum an der Büchsenmacherschule in Suhl. Er war begeistert, bestand wenig später den Einstellungstest und begann seine Ausbildung in der thüringischen Berufsschule, die Theorie und Praxis vereinte. Ein weiteres Praktikum führte ihn dann wieder nach Brandenburg zurück. Büchsenmachermeister Fritz Engel übernahm Ricardo nach jenem Praktikum und bot an, die Ausbildung in Neuruppin zu beenden. Der Chef ist heute froh, einen so tollen jungen Mitarbeiter für seinen Handwerksbetrieb gewonnen zu haben. „Ohne ihn würden wir die Arbeit gar nicht mehr schaffen. Denn Mitarbeiter wie ihn zu finden, ist in unserem Gewerk nicht so einfach. Ricardo hat eine super Einstellung zur Arbeit, sein Interesse und die Liebe zum Handwerk ermöglichen den Kunden, dass sie einen kompetenten Berater an ihrer Seite wissen. Und so schätzen wir und auch die Kunden ihn als Fachmann und Menschen gleichermaßen.“ Ricardo freut sich auf die Zukunft in seinem Betrieb. Weitere Ziele hat er ebenfalls schon fest im Blick: Eine Meisterausbildung steht auf seiner to-do Liste und vielleicht irgendwann auch einmal die Selbstständigkeit.
Über den PLW
Bereits seit 1951 kämpfen Absolventen einer handwerklichen Berufsausbildung jährlich um den Bundessieg in ihrem Gewerk. Viele müssen sich dabei auf mehreren Wettbewerbsstufen gegen die Konkurrenz behaupten: von der Innungs- über die Kammer- und Landesebene bis hin zum Bundeswettbewerb der Landessieger. Jährlich im Dezember werden über 130 Bundessieger vom ZDH feierlich geehrt. Die Schirmherrschaft über den Leistungswettbewerb hat der amtierende Bundespräsident.