Mit der Neueröffnung fiel der Startschuss für ein bundesweit einmaliges Projekt in der Fort- und Weiterbildung von Handwerkerinnen und Handwerkern sowie Ingenieurinnen und Ingenieuren zur Qualifikation bei der Umsetzung nachhaltiger dezentraler Energiesysteme am Beispiel eines real arbeitenden Systems. Künftig werden hier Experten auf die komplexen Aufgabenstellungen in Industrie, Handwerk, Gewerbe und Wohngebäuden bei der Installation von dezentralen Energieversorgungsanlagen vorbereitet.
2,7 Millionen Euro flossen in dieses Projekt - unterstützt durch das Bundeswirtschaftsministerium und das Land Brandenburg. Bereits im Jahr 2013 erkannte die Handwerkskammer Potsdam dieses Zukunftsfeld, skizzierte die Vision eines Systems dezentraler Energieversorgung als praktisches Lehrobjekt. Im Jahr 2016 konnte mit der Installation und Umsetzung begonnen werden. Heute ist aus einer Vision dringende Realität geworden, angetrieben durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und die Notwendigkeit, Deutschlands Energieversorgung in kürzester Zeit unabhängig von fossilen Energien zu machen und dabei die notwendige Zahl an Fachkräften auszubilden. Jene spielen beim grundlegenden Umbau der Energieversorgung die entscheidende Rolle.
Auf dem Bildungs- und Innovationscampus Handwerk in Götz wurden im Rahmen des Projektes die wesentlichen Komponenten einer dezentralen elektrischen Energieversorgung für Wohngebäude und Gewerbeobjekte installiert. Diese versorgen nicht nur das Bildungszentrum der Handwerkskammer mit Energie aus regenerativen Quellen. An ihnen werden künftig Handwerkerinnen und Handwerker, Ingenieure und Ingenieurinnen ausgebildet, um die komplexen Aufgaben und Tätigkeiten in der Praxis umsetzen zu können.
Robert Wüst, Präsident der Handwerkskammer Potsdam, betonte in seiner Begrüßung: „Wir waren uns während der Entwicklungszeit der Verantwortung bewusst, dass dieses Kompetenzzentrum für die Qualifizierung der Handwerkerinnen und Handwerker als Gestalter der Energiewende deutschlandweit entscheidend sein wird! Anhand dieses praktischen Lern- und Lehrsystems werden Handwerkerinnen und Handwerker für den Umbau unseres Energiesystems fit gemacht. Sie erhalten sozusagen am „offenen Herzen“ die dafür notwendige Qualifizierung. Wir wissen, dass es zehntausende Fachkräfte braucht, wenn die Klimawende in Deutschland gelingen soll. Mit diesem Bildungsangebot tragen wir ganz entscheidend dazu bei. Wir schauen heute auf einen wichtigen Meilenstein für die Fortbildung im Bereich der dezentralen Energieversorgung.“
Der Weg dorthin und die Rolle des Handwerks dabei war auch Gegenstand der Podiumsdiskussion im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung. ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke verdeutlichte, dass ohne ausreichend qualifiziertes Handwerk die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung nicht zu erreichen seien: „Das Handwerk wird als Umsetzer der Energiewende gebraucht. Die Handwerkerinnen und Handwerker sind es, die die Energietechnik für die Erneuerbaren installieren. Aber: Es braucht eine ganze Gesellschaft, die diesen Weg mitgeht. Deshalb appellieren wir an Politik und Gesellschaft, zu verstehen, dass es ohne ausreichende Nachwuchs- und Fachkräftesicherung nicht zu schaffen ist. Wir brauchen junge Menschen, die mit ihrer Hände Arbeit den Worten auf der Straße Taten in der Praxis folgen lassen.“
Auch Brandenburgs Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer unterstrich: „Es gibt noch zu viele Menschen in unserer Gesellschaft, die Innovation nicht mit dem Handwerk verbinden. Dieses Zentrum tritt jedoch einmal mehr den Gegenbeweis an! Hier findet sich eindeutig Innovation, auch, um jungen Menschen die heutigen modernen Berufsbilder zu vermitteln, mit denen das Handwerk die Energiewende gestaltet. Hier, in diesem Kompetenzzentrum, wird auch verdeutlicht, wie sich der Transformationsprozess in der Arbeitswelt vollzieht. Diesen Wandel spüren wir im Land schon lange. Ich bin froh, dass die Handwerkskammer Potsdam mit diesem Kompetenzzentrum auch die entsprechenden Bildungsangebote zur Fachkräftesicherung auf den Weg gebracht hat.“
Fotos der Veranstaltung (weitere Fotos auf Anfrage): https://cloud.hwk-potsdam.de/index.php/s/R33YPkzjsYFJewk
Hintergrund:
Vier Photovoltaikanlagen mit 144 Kilowatt, eine Kleinwindanlage, mehrere Ladesäulen, verschiedene kleine Speichersysteme wie ein Redox-Flow Heimspeicher mit 5,2 kWh oder eine Salzwasserbatterie mit 10 kWh gehören zu den installierten Komponenten. Herzstück ist der Lithium Ionen Speicher, der über 640 kWh Kapazität und 740 KW Leistung verfügt. Die gesamte Technik ist über ein intelligentes Energiemanagementsystem verbunden.
Das Energiemanagementsystem ermöglicht es, die Speichersysteme in verschiedenen Szenarien zu betreiben. So ist die komplette Abkopplung eines Gebäudeteils (Inselbetrieb) vom Stromnetz möglich. Das gesamte System ist mit Datenpunkten versehen, wodurch die Möglichkeit besteht, Energieflüsse sowohl von der Erzeugung, der Speicherung und den Verbrauch in Echtzeit zu verfolgen und als komplexes Energiesystem abzubilden. Aufbauend auf diese im Realbetrieb laufende Technik mit dem komplett vernetzten System besteht die Möglichkeit, die für alle Teilnehmer einzigartige Kombination von Theorie und Praxis im Bereich dezentraler Energiesysteme kennenzulernen und an verschiedenen Trainingswänden in Echtzeit zu trainieren.