Der Geschäftsklimaindex (GKI), der neben den Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage auch die Erwartungen an die Zukunft beinhaltet, verliert erneut zwei Punkte und landet bei 127 (Vorjahr 129).
Die Einschätzung der Geschäftslage ist über alle Branchen hinweg eingebrochen. Ihre aktuelle Geschäftslage bewerten nur noch 81,5 Prozent der Betriebe mit gut oder befriedigend (Vorjahr 91,6 Prozent). Das ist der schlechteste Wert in einer Herbstbefragung seit 2010.
Die mit Abstand schlechteste Beurteilung kommt mit 50 Prozent aus den Betrieben des Gesundheitshandwerks. Die noch besten Lagebeurteilungen stammen von den personenbezogenen Dienstleistern sowie den Betrieben des Bauhauptgewerbes, von denen knapp 90 Prozent von einer noch guten bzw. befriedigenden Situation sprechen.
Erstmals seit zehn Jahren sind auch die durchschnittlichen Auftragsvorläufe rückläufig: Sie verkürzten sich auf 9,9 Wochen (Vorjahr 10,6). Auch die durchschnittliche Auslastung der Betriebe ist auf 87 Prozent (Vorjahr 90 Prozent) gesunken. Hier drücken die personenbezogenen Dienstleistungen mit 76 Prozent (Vorjahr 74 Prozent) und die Gesundheitshandwerke mit 77 Prozent (Vorjahr 85 Prozent) das Umfrageergebnis. Gut zu tun haben noch das Ausbau- und Bauhauptgewerbe, wenngleich auch hier die Baubetriebe von rückläufigen Neuaufträgen sprechen.
Auch bei der Umsatzentwicklung ist die Abschwächung zu sehen; diese hat sich im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt. Vermeldeten im Vorjahr noch 32 Prozent der Betriebe Umsatzsteigerungen im dritten Quartal, waren es diesmal nur 25 Prozent. Die Zahl derer, die von sinkenden Umsätzen berichten, stieg gegenüber dem Vorjahr (17 Prozent) auf nunmehr 29 Prozent.
Große, anhaltende Sorgen, bereitet allen Gewerken die Entwicklung der Einkaufs- und Verkaufspreise. 87 Prozent der befragten Betriebe berichten von erneut gestiegenen Einkaufspreisen. Das sind noch einmal neun Prozent mehr als vor einem Jahr und sogar 30 Prozent mehr als vor zwei Jahren. De facto gibt es keine Branche mehr, in der die Einkaufspreise gesunken sind. Die Verkaufspreise zogen analog deutlich an: 60 Prozent berichten davon, die gestiegenen Einkaufspreise weitergegeben zu haben – vor einem Jahr realisierten dies nur knapp die Hälfte der befragten Betriebe. Dabei sind die Preisweitergaben im Nahrungsmittelgewerbe besonders ausgeprägt: 82 Prozent erhöhten die Preise, während vor einem Jahr 80 Prozent der Betriebe ihre Waren zu unveränderten Preisen anboten.
Neben der Kaufzurückhaltung, den steigenden Preisen bei Rohstoffen, Material und Energie ist ein weiteres Problem für die Handwerksbetriebe existenziell: Fachkräfte. Wissend, dass sich die Fachkräftelücke auch durch gesellschaftliche Verwerfungen immer weiter vergrößert, pflegen die Betriebe ihr qualifiziertes Personal. Allein, es reicht nicht – die Krise trifft auch hier alle Gewerke, spüren sie den sich verschärfendem Fachkräftemangel: 15 Prozent der befragten Betriebe verloren zum Vorjahr Mitarbeitende und lediglich 12 Prozent gelang es, ihre Belegschaft zu erweitern.
Die Investitionsneigung der Betriebe bleibt auch auf Grund der sich verschlechternden Rahmenbedingungen auf niedrigem Niveau. 14 Prozent der befragten Betriebe investiert weiter, aber 40 Prozent der Betriebe reduzierten die Investitionen. Besonders zurückhaltend sind die Betriebe des Nahrungsmittelgewerbes. Die Skepsis im Baugewerbe schlägt sich auch in der Investitionsaktivität nieder: Die Hälfte hat die Investitionen reduziert.
Aussichten und Erwartungen
Unsichere Rahmenbedingungen und fehlende politische Entscheidungskraft führen zu wirtschaftlichen Unsicherheiten, die die Geschäftserwartungen in allen Gewerken deutlich weiter eintrüben.
Während im Herbst 2021 lediglich zehn Prozent der Betriebe pessimistisch in die Zukunft blickten, hat sich dieser Anteil auf 19 Prozent fast verdoppelt. 45 Prozent der Betriebe befürchten rückläufigen Auftragseingänge, 38 Prozent der Betriebe weiter sinkende Umsätze (Herbst 2021: 40 Prozent).