Integrationsministerin Nonnemacher sagte vor Ort: „Frau Grasenack ist ein Vorbild für erfolgreiche Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte in Arbeit. Sie beweist eindrucksvoll, dass beide Seiten profitieren. Betriebe können mit Zuwanderung Fachkräftelücken schließen, und Migrantinnen und Migranten bekommen eine Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen. Sie wollen arbeiten und für ihr Leben selbst sorgen. Geflüchtete müssen in Deutschland schneller und unbürokratischer in Arbeit gebracht werden.“
Nonnemacher begrüßt das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Bundesregierung, das der Bundesrat am 7. Juli 2023 gebilligt hat. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz wird geflüchteten Menschen erstmalig die Möglichkeit zum „Spurwechsel“ gegeben. Wer sich zum Stichtag 29. März 2023 in einem laufenden Asylverfahren befindet, darf direkt in einen Aufenthaltstitel zu Erwerbszwecken wechseln. „Das ist ein ganz entscheidender Punkt für die Integration. Damit ermöglichen wir gesellschaftliche Teilhabe für diejenigen Menschen, die bereits in Deutschland sind, fördern Integration und entlasten Kommunen und Ehrenamtliche. Menschen, die bisher oft über Jahre zum Nichtstun verdammt waren, erhalten nun eine Perspektive. Und das ist wichtig. Wir müssen alle Potenziale, die in unserem Land sind, für unseren Arbeitsmarkt nutzen“, erklärte Nonnemacher.
In Brandenburg gibt es nahezu 40.000 Handwerksbetriebe mit fast 160.000 Beschäftigten. Die Handwerkskammer Potsdam unterstützt Handwerksbetriebe, die geflüchtete Menschen ausbilden oder einstellen möchten. Zum Beispiel mit den „Willkommenslotsen“. Sie beraten zu Fördermöglichkeiten, unterstützen bei der Einordnung der Sprachkenntnisse, der schulischen Qualifikation, der Bleibeperspektive und vermitteln geeignete Bewerberinnen und Bewerbern. Sie stellen interessierten Unternehmerinnen und Unternehmern passgenaue Bewerberinnen und Bewerber vor und begleiten sie auch über den Vertragsabschluss hinaus.
HWK-Hauptgeschäftsführer Bührig erklärte: „Das Handwerk leistet tatsächlich einen überproportional hohen Beitrag zur Integration von Migranten und Geflüchteten – und das bereits seit der ersten Flüchtlingswelle 2015 – und branchenübergreifend. Die „Neue Linie Friseur & Kosmetik GmbH“ hat bereits früh erkannt, welche Chancen die Integration von Migrantinnen und Migranten für die Fachkräftesicherung im Unternehmen bietet. Für den Erfolg der Integrationsbemühungen vieler Handwerksbetriebe ist es wichtig, dass Migranten und Geflüchtete passgenau auf Ausbildung oder Berufstätigkeit vorbereitet und fachspezifische Unterstützungsangebote gut auf den Ausbildungs- oder Arbeitsalltag abgestimmt werden.“
Friseurmeisterin Brita Grasenack führt die „Neue Linie Friseur & Kosmetik GmbH“ seit 2004 und hat derzeit 65 Beschäftigte in neun Filialen und einer Lehrwerkstatt, darunter sind acht Auszubildende. Sie engagiert sich seit Jahren aktiv für die Integration von Geflüchteten im Handwerk und sichert so auch einen Teil ihres Fachkräftebedarfs. Aktuell beschäftigt sie unter anderem drei Auszubildende aus Syrien, der Ukraine und aus Bosnien sowie zwei Friseurinnen aus Russland und Syrien. Die ersten beiden erfolgreich ausgebildeten Friseure aus Syrien hatten sich in dem Handwerksbetrieb, der heute auf eine 65-jährige Firmengeschichte blickt, 2018 beworben.
Geschäftsführerin Grasenack sagte: „Alle Handwerksbetriebe kennen das Problem: Es gibt mehr Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber. Auch zum Start des neuen Ausbildungsjahres sind viele Lehrstellen immer noch offen. Wir stehen jeder Bewerberin und jedem Bewerber offen und positiv gegenüber. Und ich habe gute Erfahrungen mit Migrantinnen und Migranten gesammelt. Die Integration und vor allem die Überwindung der Sprachhürden im laufenden Betrieb sind zwar auch anstrengend und aufwendig, aber insgesamt ist das für das ganze Team bereichernd. Gerade hier wünsche ich mir im Namen meiner Handwerkskollegen, dass zum Beispiel die Zeiten für die Deutsch-Sprachkurse mit der Arbeits- und Ausbildungszeit in den Betrieben besser abgestimmt und flexibler gehandhabt werden. Es kann nicht sein, dass sich die Arbeits- und Ausbildungswilligen zwischen dem Deutschkurs oder der Anwesenheit im Betrieb entscheiden müssen. Die jungen Menschen sind bereit, zu lernen und zu arbeiten. So können wir gute Fachkräfte ausbilden. Wir gewinnen hoch motivierte, freundliche und leistungsbereite Kolleginnen und Kollegen. Ohne Zuwanderung könnten wir auch nicht mehr alle Wünsche unserer Kundinnen und Kunden erfüllen. Handwerk ist eine personalintensive Wirtschaftsbranche. Ohne Fachkräfte können wir unsere Dienstleistungen nicht anbieten.“
Im Rahmen ihrer Integrationstour durch Brandenburg besucht Ministerin Nonnemacher Willkommensinitiativen, Gemeinschaftsunterkünfte, Beratungs- und Unterstützungsangebote für Geflüchtete und Menschen mit Migrationsgeschichte, Begegnungsorte, Unternehmen sowie gelungene Integrationsprojekte. Vor Ort spricht sie mit Verantwortlichen der Kommunalpolitik über die aktuelle Lage der Migration und Zuwanderung.