Vor allem die gute Konjunktur beflügele die Handwerker, sich konkret mit einem Platz auf dem Chefsessel zu befassen. Hinzu komme der historische Tiefstand der Zinsen auf dem Kreditmarkt. „Hier zeigt uns die Erfahrung, dass die Geldinstitute bereit sind, gute Existenzgründungen auch zu finanzieren. „Wer sich nicht an die Gründung traue, dem bleibe die Möglichkeit, einen Betrieb zu übernehmen. „Zahlreiche Unternehmen stehen aufgrund des Alters des Inhabers zur Übernahme an. Sie können eine sehr gute Basis für den Schritt in die Selbständigkeit sein“, weiß Falk aus vielen Beratungsgesprächen. Dennoch sei die Zahl der Existenzgründungen im Handwerk in den letzten Jahren ständig gesunken. Die Zahl der Gründungen war im vergangenen Jahr bundesweit so gering wie seit 13 Jahren nicht mehr. Deshalb sei es der Auftrag der Organisationen angesichts sinkender Gründerzahlen, nicht müde zu werden, für das Unternehmertum zu werben und die Erfolgsquote junger Firmen weiter zu verbessern. Erfreulich sei der Anteil der Frauen, die in die berufliche Selbstständigkeit drängen. Er liege bei über 30 Prozent. Die Perspektiven der jungen Selbstständigen sieht Geschäftsführer Franz Falk positiv. „Handwerksleistungen sind gefragt. Die Kunden brauchen Fachbetriebe, die versiert und kundenorientiert arbeiten und in der Lage sind, individuelle Wünsche zu erfüllen.“
Vor übertriebenem Optimismus wird allerdings gewarnt. Falk: „Der Wettbewerb ist hart. Es gibt keinen Welpenschutz für neu gegründete Betriebe. Jeder muss sich tagtäglich im Wettbewerb behaupten.“ Zudem komme der leergefegte Arbeitsmarkt, der es schwierig mache, Fachpersonal zu finden. Michael Steffens, seit einem guten Jahr Inhaber von Repphun Rolladen in Esslingen, kennt das Problem und hat es gleich in Angriff genommen. „Einer der ersten Schritte nach der Übernahme des elterlichen Betriebs war, wieder auszubilden. Auf dem Weg wollen wir unsere Fachkräfte selbst heranziehen, weil die Personalsuche sehr schwierig ist.“
Als weiteren Problempunkt führte Franz Falk den Mangel an passenden Betriebsstandorte an. „Räume für den Verkauf oder für die Werkstatt sind rar und teuer. Es kann vor allem in größeren Städten schwer sein, einen geeigneten Standort zu finden, der auch noch bezahlbar ist.“
Eine Studie des Deutschen Handwerksinstituts zu den Karrierewegen junger Handwerksmeister kam zum Ergebnis, dass sich fast 30 Prozent der befragten Absolventen nach fünf Jahren selbstständig machen, bei weiteren 12,4 Prozent besteht die Absicht einer Gründung. Die Befragten sahen die Höhe des aufzubringenden Startkapitals sowie die empfundene Sicherheit im Rahmen der Angestelltentätigkeit als hauptsächliche Gründe gegen die Selbstständigkeit an. Sie gaben als zusätzliche Schwierigkeit die Rekrutierung von Mitarbeitern und die Sicherstellung der Liquidität als Aufgabenfelder an, in denen Selbstständige Unterstützung benötigen.
Den Gründungsinteressierten gab Berater Franz Falk mit auf den Weg: „Wer sich selbstständig macht, der muss sich auf sehr viel Arbeit einstellen. Wer aber dafür brenne, der empfinde die vielen Stunden keineswegs als reine Arbeit, sondern als Freude und sinnhafte Selbstverwirklichung. Der Gründertag in der Handwerkskammer informierte über die Themen Geschäftsplan, Förderprogramme, Controlling, Marketing, Tipps zu Verträgen, Steuern und Kalkulation sowie Neukundengewinnung, Rechtsform sowie Arbeitsrecht.