Im vergangenen Jahr haben viele Handwerksbetriebe auch leistungsschwächeren Jugendlichen eine faire Chance gegeben: Knapp die Hälfte aller neuen Lehrlinge sind Hauptschulabsolventen, fast 12 Prozent der Auszubildenden des ersten Lehrjahrs haben keinerlei Abschlusszeugnis einer allgemeinbildenden Schule in der Tasche. Bei vielen dieser Azubis müssen sich die Ausbilder besonders engagieren, um sie zu einem erfolgreichen Lehrabschluss zu führen. "Immer mehr Betriebe können diesen Kraftakt aber kaum mehr leisten", sagt Ausbildungsexperte Stockburger, "deshalb lassen sie ihre Ausbildungsplätze oft unbesetzt." Hinzu komme, dass die Betriebe trotz aller Anstrengungen nicht genügend Bewerber finden, die den ständig steigenden Anforderungen an eine qualifizierte Ausbildung gewachsen sind.
Der bereits jetzt erkennbare Mangel an leistungsfähigen und leistungsbereiten Jugendlichen wird sich nach Einschätzung der Handwerkskammer in den nächsten Jahren noch verschärfen. Denn wegen der geburtenschwachen Jahrgänge wird die Zahl der Lehrstellenbewerber immer weiter zurückgehen. Um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat die Handwerkskammer ihre Anstrengungen an Schulen und bei Berufsorientierungsmessen nochmals verstärkt. Dabei sollen vermehrt qualifizierte Realschüler und Gymnasiasten für eine Karriere im Handwerk interessiert werden. "Um auf die Modernität und Attraktivität der zahlreichen Ausbildungschancen im Handwerk hinzuweisen, kommt uns die bundesweit angelaufene Imagekampagne des Handwerks sehr entgegen", erklärt Bernd Stockburger. "Damit können wir uns jetzt in den Schulen noch besser mit den vielfach unbekannten Karrieremöglichkeiten ins Gespräch bringen."
Strukturell hat sich die duale Ausbildung im Handwerk wenig verändert: Nach wie vor stellen die Friseure das stärkste Kontingent an Berufsanfängern, gefolgt von den Kraftfahrzeugmechatronikern und den Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Stark vertreten sind auch die Elektroniker, die Schreiner, die Maler, Bäcker und die Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk. Knapp 30 Prozent der aktuell 12.100 Ausbildungsplätze im Handwerk der Region sind mit jungen Frauen besetzt, der Anteil der Jugendlichen mit einem ausländischen Pass liegt unverändert bei gut 20 Prozent, ein weiteres Viertel aller Auszubildenden hat einen Migrationshintergrund. Die stärkste Gruppe bilden die türkischen Jugendlichen, gefolgt von den Italienern, den Griechen und den Kroaten.