„Die Handwerkskonjunktur hat sich Ende 2019 zwar leicht abgekühlt, die Stimmung in den Unternehmen ist jedoch weiterhin gut“, bilanziert Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Kammer, die aktuelle Situation. Im vierten Quartal gaben bei einer Umfrage der Handwerkskammer drei von vier Unternehmern ihrer Geschäftslage die Note gut und 7 Prozent die Note mangelhaft. Hinsichtlich ihrer weiteren Geschäftsentwicklung sind die Betriebe nicht mehr so optimistisch wie vor einem Jahr gestimmt. Dass sich ihre Geschäftslage verbessert, erwarten derzeit 18 Prozent der Befragten. Ebenfalls 18 Prozent befürchten einen schlechteren Geschäftsverlauf. Dementsprechend verringerte sich der Konjunkturindikator Handwerk um 4 Zähler auf einen Wert von plus 31 Punkten, er lag im Vorjahr bei einem Plus von 35 Punkten.
Für Kammerchef Hoefling scheint zwar eine Wirtschaftsrezession in Deutschland vom Tisch zu sein, „dennoch rechne ich in den kommenden Monaten nicht mit großen Wachstumssprüngen.“ Das Wachstum der deutschen Wirtschaft sei im letzten Quartal deutlich hinter den Vorjahren zurückgeblieben. Angesichts dieser Entwicklungen im Handwerk und aktueller politischer Debatten fordert Hoefling, die Rückkehr zu einer mittelstandfreundlichen Wirtschaftspolitik. „Sozialpolitik kann nur finanziert werden, wenn die Wirtschaft stark und leistungsfähig ist. Nur dann fließen Steuern und Abgaben in die Staatskassen und in die Kassen der Sozialversicherungssysteme. Deshalb sollten wir nicht nur in sozialpolitisch motivierte Umverteilungsmaßnahmen investieren, sondern viel mehr in Infrastruktur und Bildung, Innovationsstärkung und Entlastung.“ Dazu könnten vor allem eine Unternehmenssteuerreform, Entlastungen bei den Sozialabgaben oder eine bezahlbare Energiepolitik beitragen.
Die Umsatzentwicklung des Handwerks in der Region Stuttgart war Ende 2019 nahezu identisch mit der des Vorjahres. Hinsichtlich ihrer Umsatzerwartungen sind die Betriebe nicht sehr zuversichtlich. Ein höheres Umsatzaufkommen erwarten derzeit 23 Prozent der Befragten; Umsatzeinbußen befürchten dagegen 30 Prozent. Die Beschäftigungssituation ist weitestgehend stabil geblieben.
Der private Konsum und die Bautätigkeit sind nach wie vor die stabile Grundlage der Handwerkskonjunktur, die Kapazitäten in diesen Bereichen weiterhin gut ausgelastet. Rund 18 Prozent der Betriebe waren über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus beschäftigt, während 46 Prozent einen hohen Auslastungsgrad zwischen 81 und 100 Prozent vorwiesen. Der Auftragsbestand lag im Schnitt bei 10 Wochen, im Bauhauptgewerbe sogar bei 14 Wochen. Hierzu zählen unter anderem die Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer oder die Gerüstbauer. Einen Auftragsbestand bis zu 13 Wochen haben die Betriebe im Ausbaugewerbe in ihren Büchern. Hierzu gehören beispielsweise Maler und Lackierer, Klempner, Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker, Tischler, Glaser oder Stuckateure.
Eine merkliche Abschwächung erfuhren die industrienahen Branchen im Handwerk. Der sogenannte „Gewerbliche Bedarf“ hängt stärker von der Industriekonjunktur ab. Der Konjunkturindikator der Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Kälteanlagenbauer oder der Metallbauer fiel im Vergleich zum Vorjahr von 33 Punkten auf 25 Punkte. Er hatte bereits im letzten Quartal im Vergleich zu 2018 um fast 40 Punkte nachgelassen.
Der detaillierte Konjunkturbericht ist hier zu finden: https://www.hwk-stuttgart.de/konjunktur