Angst, in die Arbeitslosigkeit zu fallen, müssten Meister nicht haben, so Reichhold. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeige, dass der Meisterabschluss die beste Voraussetzung zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit sei. Nicht einmal akademisch Qualifizierte würden einen besseren Wert erreichen. Als große Aufgabe sei der Spagat zwischen Tradition und Innovation zu verstehen, so Reichhold. „Dass Handwerk innovativ, technikorientiert und modern ist, stellen wir tagtäglich unter Beweis.“ Zahlreiche Patentanmeldungen, individuelle Problemlösungen und angewandte Hightech würden Kunden überzeugen. Vor über 2.500 Gästen betonte Kammerpräsident Reichhold, dass die Zukunft des Handwerks gleichzeitig eng mit dem Thema Wirtschaft 4.0 verwoben sei. „Die Digitalisierung ist ein technologischer Trend, der in allen Bereichen der Gesellschaft Einzug gehalten hat. Er verändert massiv menschliche Gewohnheiten und Verhalten.“ Es gebe im Handwerk schon viele herausragende Beispiele, wie vernetzt Betriebe arbeiten. „Allerdings ist noch Luft nach oben, es müssen noch mehr werden und die Vernetzung kann durchaus noch feinmaschiger werden.“
Die Herausforderungen seien aber so komplex, dass es einer erhöhten Koordinierung bedarf. Digitale Wertschöpfungsketten, vernetzte Gebäudemodelle der Bauwirtschaft, Verfahren zur Energieeinsparung oder E-Mobilität kämen ohne Software und Wissen nicht aus. Aus dieser Entwicklung ergebe sich daher nicht nur die Notwendigkeit, sich als Handwerk zu positionieren, sondern auch an die Politik, zu handeln. Ziel der Digitalisierungsstrategie des Handwerk müsse sein, so Reichhold, dass die durch die Digitalisierung verbesserte Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeit in die Betriebspraxis der Unternehmen getragen werden: „Unsere Partner aus Automobilwirtschaft, Maschinenbau und als Zulieferer erwarten, dass wir mithalten können.“ Insbesondere für die kleinen und mittleren Betriebe sei die Anpassung an die veränderten Marktbedingungen aber ein großer Kraftakt. Aufgabe der Politik sei es, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie den spezifischen Interessen kleiner und mittlerer Betriebe gerecht werden. Dass Hightech und Digitalisierung in die Meisterstücke der Prüfungsabsolventen reinspielen, verdeutlichen die bei der Feier ausgestellten Arbeiten.
Eine Bestmeisterin darf sich ganz besonders freuen: Jana Pfriender aus Markdorf erhält den mit 3.000 Euro dotierten Förderpreis des Rotary Club Stuttgart. Die Raumausstatter-Meisterin hat bislang nicht nur durch exzellente Prüfungen überzeugt, sondern auch durch ihre Zukunftspläne. Als nächste Stufe auf der Karriereleiter der diesjährigen Bestmeisterin steht die unternehmerische Selbstständigkeit im Raumausstatter-Handwerk. „Eigene Möbelkreationen entwerfen, bauen und polstern, Kooperationen mit Spezialbetrieben und die Ausbildung von Nachwuchshandwerkern“ stehen auf der Agenda der 27jährigen ganz oben. Den Scheck konnte Kammer-Hauptgeschäftsführer Claus Munkwitz in seiner Rolle als amtierender Präsident des Rotary Club Stuttgart überreichen.
Als Bestmeister besonders geehrt wurden
- Franz Josef Lorenz, Klempner-Handwerk, Treuen
- Antonio Stephan, Heizungsbauer-Handwerk, Wiernsheim
- Matthias Wilhelmi, Maler und Lackierer-Handwerk, Vettelschoß
- Martin Ulrich, Müller-Handwerk, Hugelsdorf/Schweiz
- Timo Straub, Zimmerer-Handwerk, Uhingen
- Jana Pfriender, Raumausstatter-Handwerk, Markdorf
- Raphael Müller, Landmaschinenmechaniker-Handwerk, Langenau
- Sarah Barbara Steiner, Maßschneider-Handwerk, Weinstadt
- Jana Bossenmaier, Schilder- und Lichtreklamehersteller-Handwerk, Haigerloch
- Raphael Mayer, Schreiner-Handwerk, Hilzingen
Die Aufstellung der erfolgreichen Meister ist hier eingestellt: http://www.hwk-stuttgart.de/fileadmin/downloads/Handwerk_regional/Programmheft_2015_Web.pdf