"PraxisParcours" ist der Titel eines Projekts, das Haupt- und Realschulen der Klassen acht bis zehn in ganz Baden-Württemberg auf praktische Art mit technischen und handwerklichen Berufen in Kontakt bringt. Es wird von der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg realisiert und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Baden-Württemberg, finanziert. Für die Laufzeit 1. April bis 31. Dezember 2008 stehen insgesamt je 117.000 Euro aus ESF-Mitteln und Mitteln der Bundesagentur für Arbeit zur Verfügung. Damit sollen etwa 4.000 Mädchen und 4.000 Jungen erreicht werden.
Sie haben im Rahmen des Projekts die Möglichkeit, verschiedene Berufe und typische Tätigkeiten kennen zu lernen. Das Projekt zur Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler wird in zehn Bildungszentren sowie an etwa 15 Schulen im Land realisiert. Zudem können die Schüler in den Bildungszentren der Kammern unterschiedliche Werkstätten besuchen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen in nach Mädchen und Jungen getrennten Gruppen konkrete Aufgaben aus etwa 20 Berufen aus dem technischen Bereich wie Elektronik, Metallverarbeitung und Pneumatik lösen und unter Anleitung kleine Werkstücke erstellen.
"Ziel des Projekts ist es, vor allem Mädchen mit Parcours, Bewerbungstrainings und Einstellungstests für technische Berufe zu gewinnen", fasste Dr. Hans Freudenberg, Ministerialdirektor im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg zusammen. Dass das Projekt bei den Jugendlichen ankomme, beweise eine erfolgte Evaluation. "Einige Mädchen konnten sich vorher überhaupt keinen technischen Beruf vorstellen - danach waren sie so begeistert, dass sie sich ernsthaft mit diesem Berufsfeld beschäftigen", erklärte Dr. Hans Freudenberg. Erfreulich ist für Kammerchef Claus Munkwitz, dass die Infoveranstaltungen greifen. "Wir konnten in den letzten Jahren einen steigenden Zulauf zum Handwerk feststellen - auch die Zahl der weiblichen Azubis geht kontinuierlich nach oben." Derzeit sind 28,1 Prozent der Azubis im Handwerk Mädchen.
Als Grund, warum sich das Wirtschaftsministerium in diesem Bereich engagiere, nannte Dr. Hans Freudenberg, dass in Baden-Württemberg Frauen in Technik und Naturwissenschaft noch immer in der Minderheit seien. Nach Informationen des Instituts für Mittelstandsförderung der Universität Mannheim üben 70 Prozent der Frauen einen Frauenberuf mit geringen Aufstiegchancen aus. Nur 11,6 Prozent der Frauen in Frauenberufen nehmen Führungspositionen ein, dagegen sind es 25,4 Prozent der Männer in Frauen- und 28,4 Prozent der Männer in Männer-berufen. Ähnliches zeigt sich beim Gehalt. "Ohne eine bessere Erschließung der Erwerbstätigkeit von Frauen wird unsere Wirtchaft ihren Fachkräftebedarf nicht decken können", erklärte der Ministerialdirektor.