Abgefärbt hat die Zuversicht auch auf das Ausbildungsengagement zahlreicher Unternehmen. Waren die Handwerker in den Frühjahrsmonaten krisenbedingt noch zurückhaltend mit dem Thema Azubis, hat sich die Situation bis Jahresmitte geändert. Nach einem Minus von fast 15 Prozent im Mai lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Handwerk in der Region zur Jahresmitte im Vergleich zum Vorjahresmonat bei minus 2,5 Prozent. „Die Ausbilder haben die Chance erkannt, jetzt auf dem Ausbildungsmarkt die richtigen Leute in die Betriebe zu holen und damit Zukunftssicherung zu betreiben“, betont Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart.
„Die Corona-Krise hat die Wirtschaft vollkommen unvorbereitet getroffen. Auch bei den Handwerksbetrieben waren die letzten Wochen von Umsatzausfällen geprägt, Lieferketten wurden unterbrochen und die Arbeit der Mitarbeiter musste neu organisiert werden“, erklärt Kammerchef Thomas Hoefling, die wirtschaftliche Situation. „Nachdem die Schutzmaßnahmen gelockert wurden, läuft die Konjunktur langsam wieder an.“ Dabei komme konjunkturstabilisierenden Maßnahmen eine hohe Bedeutung zu. „Die Handwerksbetriebe werden sich in den nächsten Monaten zusehends erholen, brauchen jedoch auch weiterhin gerade bei der Liquiditätssicherung Hilfe. Überbrückungszahlungen und Förderprogramme von Bund und Land müssen deshalb unbedingt fortgesetzt oder neu geschaffen werden.“ Dabei sieht der Kammerchef die öffentliche Hand als Vorbild. „Bund, Land, Landkreise und Kommunen müssen jetzt durch Aufträge für das Handwerk substanzielle Impulse setzen.“
Der Konjunkturindikator verlor im zweiten Quartal dieses Jahres 25 Zähler und erzielte plus 13 Punkte (Vorjahr: plus 38 Punkte). Der Blick auf die kommenden drei Monate stimmt die Betriebe jedoch wieder optimistischer. Aktuell erwartet jeder Dritte eine bessere und jeder Zweite ein Fortbestehen der derzeitigen Geschäftslage. Die Auftrags- und die Umsatzkurven des Handwerks in der Region Stuttgart zeigten im zweiten Quartal 2020 deutlich nach unten. In den letzten drei Monaten klagten 44 Prozent der Handwerker über Auftragseinbußen und 47 Prozent über Umsatzrückgänge. Aufgrund der rückläufigen Auftragsentwicklung verringerte sich auch die Kapazitätsauslastung. Etwa ein Drittel der Betriebe verfügte über große Kapazitätsfreiräume. Für das nächste Quartal erwarten die Befragten in der Region Stuttgart eine dynamischere Entwicklung. Jeder Dritte stellt sich auf höhere Aufträge und Umsätze ein.
Die heftigen Auswirkungen der Corona-Pandemie schlugen sich auch in den Beschäftigtenzahlen nieder. So meldeten 13 dreizehn Prozent der Befragten Personalrückgänge, während acht Prozent der Betriebe neue Arbeitsplätze geschaffen haben. Im nächsten Quartal wollen elf Prozent neue Arbeitsplätze schaffen und acht Prozent der Unternehmen ihren Personalstamm verkleinern.
Die Investitionsbereitschaft der Handwerker in der Region ist gedämpft. Deutlich mehr Befragte als vor einem Jahr (27 Prozent; Vorjahr: 13 Prozent) haben ihre Investitionssumme verkleinert. In den nächsten Wochen wird das Investitionsvolumen der Betriebe im Kammerbezirk voraussichtlich nicht steigen.
In allen Branchen in der Region Stuttgart verschlechterte sich in den letzten drei Monaten die Stimmung erheblich. Lediglich die Baubranche hatte einen positiven Geschäftslageindex. Am deutlichsten sackte die Stimmung bei der Dienstleistungsbranche ab. Deutliche Stimmungseinbrüche gab es auch bei den Handwerksgruppen Kfz-Gewerbe und Gewerblicher Bedarf. Für die nächsten Monate erwarten alle Branchen eine Verbesserung. Laut Umfrage gibt es derzeit in den regionalen Kfz-Betrieben die meisten Optimisten.
Der vollständige Konjunkturbericht ist hier zu finden: www.hwk-stuttgart.de/konjunktur