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Energieintensives Handwerk muss in das Entlastungspaket

Handwerkskammer will Einsatz von Ernährungsminister Özdemir

(PresseBox) (Stuttgart, )
Mit einem offenen Brief hat sich Stuttgarts Handwerkskammer-Präsident Rainer Reichhold an Bundesminister Cem Özdemir gewandt. Der Inhalt: Für viele Handwerksunternehmen - vor allem im Backgewerbe - ist ein wirtschaftlicher Betrieb derzeit nicht mehr darstellbar. „Viele Existenzen stehen auf dem Spiel, Arbeits- und Ausbildungsplätze sind gefährdet“, äußert sich Reichhold besorgt. Vor kurzem wurde vom Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft angekündigt, dass die Brezel als immaterielles Kulturgut der UNESCO gelten solle. „Dieses Bestreben ist ehrenwert, nützt aber wenig, wenn handwerkliche Bäckereien vom Markt verschwinden, weil sie die Energie für den Backofen nicht mehr bezahlen können. Und das, weil das Handwerk bei den Entlastungspaketen der Bundesregierung vergessen wurde.“ 

Obwohl als energieintensiv und systemrelevant anerkannt, erhalten Handwerksbetriebe keine Zuschüsse aus dem Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) zur Dämpfung des Erdgas- und Strompreisanstiegs für besonders betroffene energie- und handelsintensive Unternehmen. „Begründet wird dies mit einer nicht ausreichenden Handelsintensität der Betriebe, obwohl das Bäckerhandwerk als in der Regel regionaler Anbieter in einem harten Wettbewerb zu den international einkaufenden Ketten des Lebensmitteleinzelhandels steht“, so Reichhold in dem Brief. Für viele Handwerksbetriebe im Backgewerbe sei ein rentables Wirtschaften bei allen Anstrengungen zur Energieeinsparung und -effizienz nicht mehr darstellbar. „Auch anderen energieintensiven Gewerken steht das Wasser bis zum Hals“, führt Präsident Reichhold aus. Besonders belastet seien die handwerklichen Lebensmittelhersteller, Textilreiniger, Galvaniseure und Kfz-Werkstätten. „Eine Vielzahl von verzweifelten Anrufen erreicht uns täglich. Die Betriebe fürchten um ihre Existenz.“

Kritik äußert Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, am KfW-Sonderprogramm UBR 2022. „Das wird nur wenig abgefragt, weil die Anforderungen nicht fürs Handwerk passen.“ Vom Energiedämpfungsprogramm ist das Gros der Handwerksbetriebe ausgeschlossen, weil sie nicht den Voraussetzungen der KUBELL Leitlinien entsprechen. „Aber gerade das Handwerk ist belastet mit Energie- und Rohstoffpreissteigerungen, Inflation, Kaufzurückhaltung und Lieferkettenstörungen. Dazu kommen noch die aktuellen Lohnpreissteigerungen. Allein kann das ein Kleinbetriebe nie und nimmer stemmen.“ Die Bedeutung des Handwerks für Wirtschaft und Gesellschaft müsse wieder ins Bewusstsein der Politik. Die Textilreiniger seien beispielsweise für das Gesundheitswesen unerlässlich und müssen bei kritischer Infrastruktur mitgedacht werden, Bäckereien sichern die Lebensmittelversorgung. Friedrich: „Während das Handwerk maßgeblich die Klimawende stemmen soll, wird es an anderer Stelle ignoriert und vergessen.“

Als einen wichtigen Schritt bezeichnet Friedrich eine KMU-freundliche Nachbesserung beim EKDP für energieintensive Branchen im Handwerk, um gleichrangige Fördermöglichkeiten zu schaffen. „Außerdem müssen Handwerksbetriebe bei zukünftigen Maßnahmen wie dem dritten Entlastungspaket stärker in den Fokus rücken und dürfen nicht erneut aus der Förderung ausgeschlossen werden. Geplante Maßnahmen müssen dann aber auch schnell und möglichst unbürokratisch im Mittelstand ankommen und diesen zielgerichtet unterstützen.“

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