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Handwerk braucht dringend mehr Auszubildende

(PresseBox) (Stuttgart, )
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Klimaberufe für Jugendliche attraktiv, deutlicher Rückgang bei den Friseuren und im Lebensmittelhandwerk


„Tag des Handwerks“ an allen allgemeinbildenden Schulen gefordert

Das Handwerk in der Region Stuttgart leidet unter dem Rückgang an Bewerbungen für eine Ausbildung, zahlreiche Stellen bleiben unbesetzt. Zum Ausbildungsstart beginnen 3384 junge Menschen in der Region Stuttgart eine Berufsausbildung in einem der 130 Berufe des Handwerks. Zum Vorjahr ist das Minus an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zum Beginn des neuen Lehrjahrs mit 8,6 Prozent deutlich, aber geringer als zunächst befürchtet. Die Kammer will mehr Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen und fordert einen „Tag des Handwerks“.

„Wir freuen uns, dass 3384 junge Menschen ihre Karriere in einem Handwerksberuf starten – willkommen im Handwerk“, erklärt Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. „Aber der Rückgang an Auszubildenden in diesem Jahr trifft das Handwerk hart.“

Erfreulich sei, dass der Frauenanteil unter den neuen Auszubildenden in Vergleich zum Vorjahr leicht auf 21,1 Prozent angestiegen ist. 715 junge Frauen haben sich für eine berufliche Zukunft im Handwerk entschieden. Auch der prozentuale Anteil der neuen Lehrlinge mit Abitur oder Fachhochschulreife ist mit 17,6 Prozent, 595 Azubis, erneut auf einem hohen Niveau.

Beliebt in Sachen Ausbildung sind bei den jungen Menschen die Berufe im Kfz-Handwerk, der Sanitär-Heizung-Klima-Branche (SHK) und im Elektro-Handwerk. Die Elektrobetriebe konnten einen Zuwachs von 21 Azubis erzielen. „Die guten Ausbildungszahlen für die Branchen Elektro und SHK zeigen, dass die Jugendlichen die Energiewende selbst in die Hand nehmen und mitgestalten möchten.“ Gefragt sind auch weiterhin Ausbildungsplätze in den Bau- und Ausbaubetrieben wie in den Schreinereien oder Zimmereibetrieben. Deutlich weniger Auszubildende gibt es in den Friseursalons, deren Arbeit durch die Corona-Pandemie besonders erschwert wurde. Auch die Metallbauunternehmen sowie die Betriebe im Lebensmittelhandwerk haben deutliche Rückgänge zu verzeichnen.

Dass die Zahl der neuen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, bereite dem Handwerk große Sorgen – auch wenn diese Entwicklung aufgrund der weltweiten Krisen erwartet wurde. „Die Betriebe bieten weiterhin viele Ausbildungsplätze und damit Ausbildungschancen an, die aber nicht in ausreichendem Maße genutzt werden. Sie brauchen Bewerberinnen und Bewerber – und die kommen nicht ausreichend“, erläutert der Kammerchef. Spürbar seien noch immer die Auswirkungen der zurückliegenden Corona-Jahre, in denen die Berufsorientierung oft nur unter erschwerten Bedingungen möglich war und viele junge Menschen auch durch Wiederholung oder Übergangsangebote an den Schulen bleiben. Aufgrund des demografischen Wandels gebe es zudem schlicht und ergreifend weniger junge Menschen, die sich auf eine Ausbildung bewerben könnten. Alleine in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer sind noch weit über 400 freie Ausbildungsstellen gelistet. „Und nicht jeder Betrieb meldet sein Angebot an offenen Lehrstellen. Die Zahl ist somit nur die Spitze des Eisbergs.“

Diese Situation ist ein Bremsklotz für die wirtschaftliche Entwicklung. „Denn die Gewinnung von gut ausgebildeten und motivierten Nachwuchskräften für die handwerklichen Betriebe hat eine nie da gewesene gesellschaftliche Dimension: Das Handwerk ist der zentrale Akteur, wenn es um die Umsetzung der Ziele in den Bereichen der Energie-, Klima- und Wohnungsbaupolitik geht“, so Hauptgeschäftsführer Peter Friedrich.

Das Handwerk fordert daher die Politik auf, eine echte Bildungswende umzusetzen: „Die Zahlen sind ein erneutes Alarmzeichen. Wir verspielen die Zukunft, wenn wir nicht mehr Fachkräfte ausgebildet bekommen. Es braucht mehr Anerkennung und mehr Anstrengung für die berufliche Bildung“, appelliert der Hauptgeschäftsführer. Es dürfe keine Zweiklassengesellschaft in der Bildungspolitik mehr geben. „Wir müssen das Handwerk für alle junge Menschen erlebbar machen, daher fordern wir einen „Tag des Handwerks“ an allen allgemeinbildenden Schulen.“ An diesem sollen die attraktiven Berufe und Karrierewege des modernen Handwerks unterrichtsbegleitend erlebbar werden. In Bayern wird ein solcher Tag ab dem Schuljahr 2022/23 eingeführt.

Die Handwerkskammer wird in den kommenden Monaten ihre Bemühungen im Bereich der Berufsorientierung noch weiter intensivieren. In den Pandemiejahren wurden die Online-Angebote zur Berufswahl bereits massiv ausgebaut. Zwischenzeitlich werden wieder sehr gute Erfahrungen mit Praktika und Schnupperlehren gemacht. Die landesweiten Praktikumswochen wurden im Rahmen des „Sommers der Berufsbildung“ gut angenommen.

Auch wenn das Ausbildungsjahr gerade am Anlaufen ist, können Azubis auch noch im Herbst einsteigen. Freie Plätze gibt es nach wie vor in allen Gewerken, vor allem beim Bau und seinen Nebengewerken, aber auch bei Bäckern, Fleischern und Konditoren.

Weitere Informationen unter www.hwk-stuttgart.de/bo-digital und www.hwk-stuttgart.de/lehrstellenboerse

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