Die Handwerker im Kammerbezirk Region Stuttgart mussten zum Ende des abgelaufenen Jahres 2012 Geschäftszahlen deutlich nach unten korrigieren. Hatten im Winter 2011 noch 55 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als gut bewertet, so konnten dies im vierten Quartal 2012 nur noch 46 Prozent behaupten. Ihre Erwartungen haben die Handwerker ebenfalls merklich heruntergeschraubt. Nur noch 47 Prozent der befragten Betriebe prognostizieren, dass ihre Geschäftslage auch in den kommenden Monaten gut sein würde. Der Konjunkturindikator der Kammer fiel im Vergleich zum Vorjahresquartal damit um ganze 11 Punkte von +46 auf +35 Punkte ab. "Ausschlaggebend dafür ist das gesamtwirtschaftliche Umfeld", kommentiert Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, die Geschäftszahlen. "Saisonale Einflüsse allein können die deutlichen Einbrüche nicht erklären."
Die Auftragslage hat sich im Laufe des Jahres spürbar verschlechtert, dies ergibt die Umfrage, die in Zusammenarbeit mit Creditreform durchgeführt wurde. Im Vergleich zum Vorjahresquartal hat sich der Anteil der Betriebe, die ein Plus bei den Auftragseingängen verzeichnet haben, von 35 Prozent auf 27 Prozent verringert. Bei der Betriebsauslastung hat es demzufolge eine Verschiebung nach unten gegeben, vor allem bei Unternehmen mit einem sehr guten Auslastungsgrad von 81 bis 100 Prozent. Ebenfalls merklich zurückgegangen sind die Umsatzzahlen. Im letzten Quartal 2012 hatten nur noch 37 Prozent der Betriebe mehr Geld in der Kasse. Im Vorjahresquartal waren es noch 43 Prozent.
Keine neuen Arbeitsplätze
Die Bereitschaft, ihren Mitarbeiterstab zu erhöhen, ist bei den Handwerksbetrieben in der Region Stuttgart im Laufe des Jahres drastisch gesunken. Haben vor einem Jahr noch 15 Prozent der befragten Unternehmen neue Arbeitsplätze schaffen, so waren es im vierten Quartal 2012 nur noch magere 7 Prozent der Befragten. Gleichfalls 7 Prozent der Handwerksfirmen haben Personal entlassen, so dass sich Einstellungen und Entlassungen die Waage halten. Im kommenden Quartal wird sich an dieser Situation laut Angabe der befragten Unternehmen nicht viel ändern.
Betrachtet man die einzelnen Gewerke, so hat sich bei den meisten Handwerksgruppen die Stimmung deutlich verschlechtert. Das trifft beim Gesundheitsgewerbe, beim Gewerblichen Bedarf sowie beim Nahrungsmittelgewerbe, Kfz-Gewerbe und dem Ausbaugewerbe zu. Die Mehrzahl der Handwerksgruppen in der Region Stuttgart hat ihre Erwartungen für das nächste Quartale teilweise drastisch reduziert. Besonders der Gewerbliche Bedarf blickt wesentlich pessimistischer auf die Entwicklung als noch vor einem Jahr. Lichtblicke gibt es im Bauhaupt- und Dienstleistungsgewerbe.
Ausbalancierte Situation
"Trotz der ernüchternden Zahlen sind wir im Handwerk weit entfernt von einer Krise", relativiert Munkwitz diese Ergebnisse. "Insgesamt würde ich die Situation als ausbalanciert beschreiben mit einer Stabilisierung der Mitte", erläutert der Kammerchef. Wichtig für die Betriebe sei in den kommenden Monaten eine stabile Binnenkonjunktur. Schmerzhaft wären ein weiterer Anstieg der Energiepreise und ein fortgesetzter Schlingerkurs der Bundesregierung bei der Energiewende. "Wir hoffen jedoch auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte. 2013 wird aber sicher nicht an die Ergebnisse des Glanzjahres 2011 heranreichen", wagt Munkwitz einen Ausblick in die Zukunft.