Als ein "weniger erfreuliches Kapitel" in der Bilanz der Großen Koalition brandmarkte Reichhold die Gesundheitspolitik und forderte Nachbesserungen. So zeige das Handwerk kein Verständnis, dass das Krankengeld aus dem Leistungskatalog für die gesetzlich versicherten Selbstständigen falle. "Angebote der Krankenkassen werden diese Lücke bestimmt füllen. Mehrbelastungen sind aber trotz des auf 14,9 Prozent reduzierten Beitragssatzes für Selbstständige wieder einmal vorprogrammiert."
Als noch relativ robust bezeichnete Kammerpräsident Reichhold die aktuelle Konjunkturlage im Handwerk. "Es gibt zwar in Teilbereichen schon Bremsspuren - aber in schwierigen Zeiten zeigt sich generell unser Wirtschaftsbereich als Konjunkturstabilisator. Dieser Standortvorteil muss gepflegt werden. Deshalb muss gerade jetzt die Politik die Nachfrage nach Handwerksleistungen fördern." Zügige Investitionen in zukunftsweisende Projekte wie Stuttgart 21 oder die vom Handwerk geforderte Energiesparprämie seien geeignete Signale. Dabei werden auch künftig die 30.000 Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart auf die Kredite der Banken angewiesen sein. Auch hier gelte es, gemeinsam schwierigeres Fahrwasser zu überstehen. Reichhold: "An unsere Betriebe appellieren wir, mit aktuellen Unterlagen und stimmigen Konzepte die notwendigen Kredite zu beantragen - den Banken empfehlen wir, ihre Engagements in den USA mit der gleichen Sorgfalt zu prüfen, wie sie dies bei Kreditanträgen von Handwerkern tun."
"Am liebsten ganz abgeschafft gesehen hätten wir die Erbschaftssteuer", erklärte Kammerpräsident Rainer Reichhold. Aus Sicht des Handwerks sei der jetzt vorliegende Entwurf einer Reform aber durchaus positiv zu werten. "Mehr als 90 Prozent der Familienunternehmen im Handwerk können jetzt ohne Steuerbelastung vererbt werden."