Bei Umsatz und Auftragslage konnten die Handwerker in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg, Göppingen, Rems-Murr und Stuttgart im letzten Quartal 2007 gute Ergebnisse erzielen. 39 Prozent der befragten Betriebe berichten von steigenden Umsätzen, 37 Prozent von einem Plus bei den Auftragseingängen. Getragen von der guten wirtschaftlichen Lage steigt auch die Kapazitätsauslastung der Betriebe. Deutlich über die Hälfte der Handwerksbetriebe erreicht einen Auslastungsgrad von über 81 Prozent.
In ihren Erwartungen für die kommenden Monate zeigen sich die Handwerksbetriebe zwiegespalten. Zwar wird von 43 Prozent der befragten Unternehmern eine gute Geschäftslage erwartet. Dennoch rechnet saisonbedingt rund ein Drittel mit einem Rückgang bei Umsatz und Aufträgen. Ähnlich zurückhaltend geben sich die Handwerker bei den Investitionen. Die ungewisse Situation macht sich auch bei den Beschäftigungsplänen der Unternehmen bemerkbar. 6,5 Prozent der Handwerker stockten im letzten Quartal zwar Personal auf, doch 13 Prozent bauten Personal ab. Damit rutscht der Saldo aus Neueinstellungen und Entlassungen erstmals seit dem dritten Quartal 2006 ins Minus. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Nahezu jeder neunte Betrieb plant im nächsten Quartal Entlassungen.
Kfz- und Baubranche tun sich schwerer
Bei den einzelnen Gewerken ist die Situation durchwachsen. Während besonders die Handwerker des gewerblichen Bedarfs und das Nahrungsmittelhandwerk von der stabilen Wirtschaftslage profitieren, blicken das Kfz- und das Bau-Handwerk auf ein schwieriges Jahr zurück, in dem die Vorzieheffekte der Mehrwertsteuererhöhung und die Abschaffung der Eigenheimzulagen deutlich zu spüren waren.
Knackpunkt für die Handwerkskonjunktur ist der private Konsum, der im Jahr 2007 hinter den Erwartungen zurückblieb. Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, bilanziert: "Die massiven Steuererhöhungen Anfang 2007, die deutlich gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise und nun auch die Auswirkungen des Börseneinbruchs ziehen den Menschen das Geld aus der Tasche." Nicht zuletzt aber würden Lohnerhöhungen durch die steigenden Beiträge und Steuern weitgehend aufgefressen. Das Geld fehle für den Konsum. Er fordert die Politik daher nachdrücklich auf, konjunkturbelebende Instrumente zu entwickeln und schnell umzusetzen. "Wir sind in einer kritischen Phase."
Zwingend notwendig sei es, so Munkwitz, die Lohnzusatzkosten zu senken. "Die Bürger müssen endlich wieder höhere Nettolöhne in der Tasche haben. Der private Konsum muss angekurbelt werden, denn er sorgt für volle Auftragsbücher bei den Handwerkern." Ein großer Fortschritt ist in diesem Zusammenhang die Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Doch auch die Reform der Einkommenssteuer darf kein Tabuthema mehr sein. Positive Effekte könnte, so Kammerchef Munkwitz, eine bessere steuerliche Absetzbarkeit von Dienstleistungen im Bereich Kinderbetreuung, Pflege oder Handwerksleistung bringen. Er schlägt vor, für diese Bereiche 12.000 Euro zu 25 Prozent von der Steuer abzugsfähig zu machen: "Wenn dann ein Haushalt bis zu 3000 Euro mit der Steuerschuld verrechnen könnte, würde dies Dienstleistung, Betreuung und Handwerksleistung nachhaltig fördern und die Schwarzarbeit eindämmen", zeigt sich Munkwitz überzeugt.