"Eine Rezession in der Handwerkswirtschaft halte ich derzeit aber für absolut unwahrscheinlich", schätzt Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, die Lage ein. Das weitere Wachstum werde zwar nicht so ausgeprägt sein wie im Jahr 2011, aber angesichts der stabilen Binnenkonjunktur und eines robusten Arbeitsmarktes könnte das hohe Niveau gehalten werden. "Allerdings ist das kein Selbstläufer, die Inlandsnachfrage kann sogar noch einen kräftigen Schub vertragen", meint Munkwitz, "etwa durch ein beherztes Angehen der kalten Progression im Einkommensteuertarif vor allem für kleine und mittlere Einkommen." Der kürzlich vom Bundestag beschlossene verbindliche Tarifbericht sei hierzu ein erster Schritt, allerdings ein kleiner.
Zunehmende Sorge bereiten den Handwerksunternehmen die Einkaufspreise, hier besonders die Energiepreise für Kraftstoffe, Strom oder Heizenergie. Die Energiewende wirkt als zusätzlicher Preistreiber. Dennoch bekennt sich das Handwerk zur Energiewende. Allerdings lässt die Politik ein schlüssiges Gesamtkonzept zurzeit noch vermissen. Die Signale, wonach in die Diskussion um die steuerliche Förderung energetischer Gebäudesanierungen endlich wieder Bewegung kommt, stimmen das Handwerk positiv. "Bisher war das ja eher ein Trauerspiel", kommentiert Kammerchef Claus Munkwitz. Ebenfalls positiv bewertet er die Beibehaltung der geplanten Mittelausstattung im CO2-Gebäudesanierungsprogamm. "Das war auch überfällig, ansonsten wären eine noch stärkere Investitionszurückhaltung der Hauseigentümer und ein Rückgang der Sanierungsaktivitäten zu befürchten."
Saisonbedingt hat sich die Auftrags- wie auch die Umsatzentwicklung im Handwerk der Region etwas eingetrübt. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist in den letzten drei Monaten demzufolge auch zurückgegangen. Neueinstellungen und Entlassungen halten sich mit je 7 Prozent der befragten Betriebe die Waage. Dennoch ist die Stimmung sehr gut. Eine Mehrheit der Handwerksunternehmen bewertete ihre aktuelle Geschäftslage mit guten Noten. Die Handwerker in der Region gehen davon aus, dass sich dieser rückläufige Trend bei Aufträgen und Umsätzen in den kommenden Monaten umkehren wird. So erwartet mehr als jeder zweite Handwerker Umsatzzuwächse, während nur 6 Prozent der Befragten mit rückläufigen Umsätzen rechnen. Im kommenden Quartal ist auch wieder mit deutlich mehr Personalaufbau zu rechnen: Jeder siebte Betrieb plant Neueinstellungen. Dagegen haben nur noch 4 Prozent einen Personalabbau angekündigt.
Die Handwerksbetriebe zeigen sich investitionsfreudig. 58 Prozent der Unternehmen haben Geld für neue Maschinen und Ausrüstungen ausgegeben. Der Investitionsboom dürfte auch in den nächsten drei Monaten nicht abreißen. "Jetzt kommt es auf die Sicherstellung der Finanzierung an", gibt Claus Munkwitz zu bedenken. Das Handwerk kämpfe daher für eine Erhaltung des bewährten Status quo in der Mittelstandsfinanzierung und für eine Milderung der Folgen von Basel III und möglicher Finanztransaktionssteuer.
Die vierteljährliche Konjunkturumfrage bei den Handwerksbetrieben der Landkreise Rems-Murr, Ludwigsburg, Esslingen, Göppingen, Böblingen und der Stadt Stuttgart führt Creditreform im Auftrag der Handwerkskammer Region Stuttgart durch.
Die Konjunkturumfrageergebnisse sind hier zu finden: http://www.hwk-stuttgart.de/...