Eine Win-Win-Situation sieht Reichhold für die doppelten Abiturjahrgänge und das Handwerk dann, wenn sich wie erhofft mehr Abiturienten für eine handwerkliche Ausbildung und Karriere entscheiden. Die immer komplexer werdenden Prozesse, die Hochtechnologie bei Maschinen und sonstigen Werkzeugen des Handwerkers und der Umgang mit neuen, immer anspruchsvolleren Materialien bieten auch jungen Leuten mit Abitur spannende Herausforderungen. "Sie sind bei uns willkommen. Statt sich an Hochschulen auf Wartelisten setzen zu lassen oder in überfüllten Hörsälen mehr schlecht als recht theoretisches Wissen aufzusaugen, haben junge Menschen im Handwerk eine attraktive, planbare Karriereleiter vor sich." Es gäbe genügend Beispiele, wie junge Meister durchgestartet seien." Dabei nähmen sie die aktuellen gesellschaftliche Megatrends Zug um Zug in ihr Angebot auf. "Wegen der demografischen Entwicklung gehört barrierefreie Gebäudegestaltung oder leicht zu bedienende technische Installationen zum Alltag. Die Herausforderungen der Energieeinsparung oder aus dem Umweltschutz beschäftigen ebenfalls zahlreiche Branchen."
Die Meisterstücke und Arbeitsproben des aktuellen Jahrgangs belegen die hohe Qualität und individuelle Problemlösungskompetenz. Deshalb bezeichnete der Kammerpräsident die Jungmeister als "Originale". Reichhold: "Wenn Sie nun geballt auf den Markt gehen, entfachen Sie zurecht eine Original-Offensive. Und die braucht unser Land - eben nicht nur akademische Bachelor und Master mit Studienabschluss, sondern vor allem Meister. Sie haben es gelernt, beruflich auf eigenen Beinen zu stehen, Unternehmen zu leiten und Schulabgängern eine berufliche Perspektive zu bieten."
Alleine im Elektro- und Metallgewerbe haben im vergangenen Jahr 368 junge Handwerker die Meisterprüfung vor den Ausschüssen der Handwerkskammer bestanden - so viele wie seit 2002 nicht mehr. Das Bau- und Ausbaugewerbe stellt 123 Meister, aus dem Holzgewerbe stammen 56 Meister. Die Zahl der Frauen, die die Prüfung erfolgreich abgelegt haben, stabilisierte sich bei 592 (2009: 597). Als größtes Gewerk zählt das Kraftfahrzeugtechniker-Handwerk mit 110 Absolventen, gefolgt von den Friseuren mit 84 und den Feinwerkmechanikern mit 72 Meistern. Zu den kleinen Berufsgruppen zählen die Klavier- und Cembalobauer (6), die Sattler (3) und die Modisten mit zwei erfolgreichen Jungmeistern.
Als Bestmeister des Jahrgangs 2010/2011 wurden geehrt:
Müller-Handwerk: Simon Fronhofer, Landau
Friseur-Handwerk: Selina Fuchs, Ludwigsburg
Konditoren-Handwerk: Donata Ruckh, Waldenbuch
Damen- und Herrenschneider-Handwerk: Heike Schindler, Achern
Landmaschinenmechaniker-Handwerk: Bernd Mack, Neuler
Orthopädietechniker-Handwerk: Björn Heinrich, Lenningen
Raumausstatter-Handwerk: Pius Haberstock, Hindelang
Klavier- und Cembalobauer-Handwerk: Andreas Tammen, Osnabrück
Maler und Lackierer-Handwerk: Daniel Blum, Bingen
Schreiner: Michael Hildinger, Marbach/Neckar
Ofen- und Luftheizungsbauer-Handwerk: Maximilian Löffler, Erbach