Vor zwei Jahren konnte die Handwerkskammer noch 789 Meisterbriefe an junge Handwerker überreichen. Im vergangenen Jahr waren es rund 23 Prozent weniger. Einen Grund für diese Entwicklung sieht Kammer-chef Munkwitz in der wirtschaftlichen Lage. "Viele Gesellen zögern, ihren Arbeitsplatz gegen die Schulbank in der Meisterschule einzutauschen. Das sind Sicherheitsaspekte, die man akzeptieren muss." Hinzu komme, dass die Meisterprüfung als Zugangsvoraussetzung in die Selbstständigkeit seit der Novelle der Handwerks-ordnung in 53 Gewerken nicht mehr obligatorisch ist und viele junge Handwerker "den Weg des geringsten Widerstandes gehen".
Nicht zuletzt schrecken manche Gesellen auch vor den erheblichen Anstrengungen zurück, die ihnen eine Vorbereitung zum Handwerksmeister abverlangt. Dies sieht Munkwitz mit Besorgnis, denn die Anforderungen an das Handwerk steigen. Die Qualifikation zum Meister sei wichtiger denn je. Die Erfahrung zeigt, so Claus Munkwitz im Vorfeld der Meisterfeier des Handwerks in Stuttgart am 29. Juli 2006, dass der Technikeinsatz im Handwerk ständig komplexer wird, die Anforderungen an das Firmenmanagement enorm steigen und auch die Kunden eine immer intensivere Beratung und einen umfassenderen Service erwarten. "Die Meisterausbildung ist ein Spiegelbild dieser Entwicklung."
Die in den vergangenen Jahren stetig gestiegenen Durchfallquoten bei den Prüfungen seien vor allem auf fehlende berufliche Praxis zurück zu führen. So mancher Geselle würde sich unmittelbar nach seiner Abschlussprüfung direkt in einen Meistervorbereitungskurs stürzen. Und viele müssten dann für ihre Unerfahrenheit Lehrgeld zahlen. Munkwitz: "Theoretische Kenntnisse allein reichen nicht aus. Praktische Berufserfahrungen im betrieblichen Alltag sind aber für den Erfolg mindestens ebenso wichtig." Kammerchef Munkwitz plädiert deshalb dafür, wieder eine ausreichende Praxisphase als Zulassungskriterium für die Meisterprüfung im Handwerk einzuführen. Mit der Abschaffung dieser "Wartezeit" zwischen Gesellen- und Meisterprüfung habe der Gesetzgeber dem Führungsnachwuchs einen Bärendienst erwiesen. Dieser Fehler müsse dringend korrigiert werden.