Obwohl die Konjunkturrisiken gestiegen und die Belastungen zugenommen haben, melden fast zwei Drittel der Befragten für den Frühsommer eine gute Geschäftslage. Mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in den nächsten drei Monaten sind die Handwerksbetriebe aus der Region Stuttgart allerdings eher pessimistisch. Knapp ein Fünftel der befragten Unternehmer erwartet weniger gute Ergebnisse. „Ein aussagekräftiger Indikator ist die Anzahl der Bauanträge. Die gehen aufgrund stark gestiegener Baupreise und steigender Zinsen zurück“, beobachtet Friedrich. „Damit droht dem Herzstück der stabilen Handwerkskonjunktur der letzten Jahre - nämlich dem Bau- und Ausbausektor - ein Einbruch“, so der Kammerchef.
Laut Umfrage ist die Zahl der Beschäftigten im regionalen Handwerk gestiegen. 11 Prozent der Befragten haben ihre Belegschaft vergrößert und 7 Prozent der Betriebe verzeichneten einen Personalabbau. Auch in den kommenden Monaten scheint der Personalbedarf der Handwerksbetriebe groß zu sein. 15 Prozent der Befragten wollen das Personal aufstocken. 6 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass die Mitarbeiterzahl demnächst zurückgeht. Eine angespannte Lage wird bei den Einkaufspreisen gemeldet. Neun von zehn Handwerksbetrieben, vor allem aus dem Bausektor und dem Nahrungsmittelgewerbe, berichten über weiter gestiegene Einkaufspreise. Schwierig sei es, die Preise an die Kunden weiterzugeben. 62 Prozent der Befragten mussten die Verkaufspreise erhöhen.
Vor allem die Preissteigerungen bei den Energiekosten belasten die Betriebe. Auch die Diskussionen um die gesicherte Versorgung mit Gas, beispielsweise im Nahrungsmittelgewerbe oder bei den Textilreinigern, wird von den Handwerksunternehmern als Drohkulisse gemeldet. „Bereits jetzt kämpft jeder fünfte Betrieb mit finanziellen Engpässen“, verdeutlicht Hauptgeschäftsführer Peter Friedrich die Lage. Erfreulich sei, dass die EEG-Umlage nicht nur auf null abgesenkt, sondern komplett abgeschafft wurde. „Wir sehen jedoch das Handwerk gegenüber anderen Branchen benachteiligt. Dem Handwerk wird zum Beispiel der Energiekostenzuschuss aufgrund fehlender formaler Voraussetzungen versagt, obwohl die Preissteigerungen voll auf unsere Betriebe durchschlagen und für energieintensive Gewerke potenziell existenzgefährdend sind.“ Hier mahnt der Kammerchef gezielte Unterstützung an. Positiv dagegen bewertet Friedrich das Klimaschutz-Sofortprogramm der Bundesregierung sowie geplante Qualifizierungsmaßnahmen beispielsweise für die Installation von Wärmepumpen. „Solche Maßnahmen werden dringend benötigt, um die Klimawende zu schaffen.“
Der Blick ins dritte Quartal hat sich in allen Handwerksgruppen spürbar verschlechtert. Beim Gewerblichen Bedarf, dem Kfz-Gewerbe, Nahrungsmittelgewerbe, Gesundheitsgewerbe und im Dienstleistungshandwerk rechnen bereits mehr Betriebe mit einer Verschlechterung der Geschäftslage als mit einer Verbesserung. Knapp positiv sind die Geschäftserwartungen im Bauhauptgewerbe und im Ausbaugewerbe.
Der Konjunkturbericht der Handwerkskammer ist hier zu finden: www.hwk-stuttgart.de/konjunktur