Noch besser ausgefallen wäre die Bilanz, wenn alle freien Ausbildungsplätze hätten besetzt werden können. "Aus etlichen hundert Lehrstellen wurden Leerstellen", betont Bernd Stockburger, Geschäftsführer bei der Handwerkskammer. "Sorge bereitet uns aktuell nicht das Ausbildungsverhalten der Unternehmer. Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern motiviert zur Ausbildung." Sorge bereite die Tatsache, dass die angebotenen Lehrstellen nicht adäquat besetzt werden können. "Im Umkehrschluss heißt das, dass die Lage für Jugendliche auf dem Ausbildungsmarkt sehr gut ist." Keine Anzeichen deuten derzeit darauf hin, so Bildungsexperte Stockburger, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen zurückgehe.
Auffallend ist die Veränderung der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den Landkreisen. In den eher industriell geprägten Landkreisen wie Böblingen, Esslingen und dem Stadtkreis Stuttgart ließ die Nachfrage nach einem Handwerksberuf nach, in ländlich geprägten Kreisen wie Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr gingen die Zahlen der Berufseinsteiger nach oben. Erfreulich ist die stark gestiegene Zahl der Azubis mit Abitur. War jahrzehntelang der Hauptschulabschluss eine wichtige Voraussetzung, um im Handwerk Fuß fassen zu können, haben im vergangenen Jahr 462 Abiturienten die Karriereleiter Handwerk entdeckt - 30,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Stockburger: "Offensichtlich haben viele aus dem doppelten Abiturientenjahrgang die Aussage aus der Imagekampagne des Handwerks richtig verstanden:. Mach erstmal was Sinnvolles. Studieren kannst du später noch." Als fatal bezeichnete er den allgemeinen Trend zur Akademisierung. Viele Studierende würden an der Hochschule schon früh aufgeben oder ausgesiebt. Im Handwerk dagegen hätten sie von Anfang an eine klare Orientierung nach oben: Gesellenbrief, Meisterbrief, Selbstständigkeit. "Statt Studienfrust steht der Berufserfolg an erster Stelle."
Um die Attraktivität der dualen Ausbildung zu verbessern, hält das Handwerk daran fest, die Maßnahmen zur Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen weiter zu steigern. Laut Geschäftsführer Bernd Stockburger sei noch mehr Aufklärungsarbeit und Beratung sowie eine Verstärkung der Bemühungen um Praktika und Schnupperlehren in allen Schularten wünschenswert. "Politisch müssen hier alle Hebel in Bewegung gesetzt werden." Ziel müsse sein, Schülern, Eltern und auch Lehrern noch klarer darzustellen, dass wir nicht nur Master, sondern mehr Meister brauchen." Deshalb wurde von der Stuttgarter Handwerkskammer wieder die Infotour an Schulen aktiviert. Dabei besucht ein Ausbildungsexperte die Schulabgangsklassen, um die verschiedenen Ausbildungsberufe und Aufstiegsmöglichkeiten im Handwerk vorzustellen. Dabei kommt untern anderem auch die Online-Plattform azubi-tv.de zum Einsatz. Damit wird den Schüler ein Überblick über die Vielfalt der Berufe gegeben und gleichzeitig auf freie Lehrstellen vor Ort hingewiesen. Auch Projekte wie das Berufecasting oder die passgenaue Vermittlung von Bewerbern sowie auch die vielfältigen Bildungspartnerschaften von Betrieben und Schulen scheinen zu greifen.
Die TOP-Ten der Ausbildungsberufe 2012:
1. Kraftfahrzeugmechatroniker
2. Friseur
3. Elektroniker
4. Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
5. Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk
6. Schreiner
7. Maler und Lackierer
8. Metallbauer
9. Zimmerer
10. Feinwerkmechaniker
Die ausführliche Ausbildungsbilanz steht online: http://www.hwk-stuttgart.de/handwerk-regional/daten-zahlen-und-fakten/statistiken-der-ausbildung.html