Vor über 2.500 Gästen erklärte Reichhold, dass sich die Gleichbehandlung von akademischer und beruflicher Bildung auch in weiteren konkreten Unterstützungsmaßnahmen für Betriebe, Berufsschulen, Lehrlinge und Weiterbildungsteilnehmer zeigen müsse. Deshalb erwarte das Handwerk, dass gerade angesichts der Digitalisierung Schritt für Schritt die Gleichwertigkeit der finanziellen Förderung gelebt wird. „So selbstverständlich wie die Hochschulen ausgestattet werden, müssen die vielfältigen Bildungsstätten des Handwerks versorgt werden.“ Auch die sogenannte Meisterprämie stehe beim Handwerk nach wie vor ganz oben auf der Forderungsliste. Reichhold: „Das wäre eine faire Anerkennung für erfolgreiche Absolventen der Meisterschulen wie auch ein wichtiger Schritt zur Gleichbehandlung von Meistern und Studierenden.“ Wer den Meistertitel erwirbt, habe meist bereits in jungen Jahren als Geselle gearbeitet und durch Steuern und Sozialabgaben einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zur Finanzierung des Allgemeinwesens geleistet, während Gleichaltrige noch studieren.
„Zudem werden wir uns dafür einsetzten“, so Reichhold, das verbilligte VVS-Ticket - das sogenannte Studiticket - auch auf Meisterschüler auszuweiten. Bisher erhalten Meisterschüler kein verbilligtes Ticket, da sie nicht als Studierende gelten, sondern als Weiterbildungsteilnehmer. "Da der Meisterbrief dem Bachelorabschluss bereits formal gleichgestellt ist, wäre es sowohl die logische Konsequenz als auch ein Gebot der Fairness, Meisterschüler und Studierende als Nutzer des ÖPNV gleich zu behandeln", betont der Kammerpräsident.
Konditormeisterin Lydia Steinbrich aus Böblingen darf sich neben dem Titel „Bestmeisterin“ auch über den Rotary-Förderpreis in Höhe von 3.000 Euro freuen. „Der Preis soll einen durchdachten Zukunftsplan in angemessener Weise unterstützen“, sagte Ines Aufrecht, die Vizepräsidentin des Rotary Clubs Stuttgart bei der Überreichung. Die junge Meisterin plant eine auf Baumkuchenproduktion spezialisierte Konditorei. „Der Grundstein mit der Anschaffung einer Baumkuchenmaschine ist gelegt, jetzt will ich mich auf dem Markt etablieren und mit dieser Unterstützung die notwendigen Marketingmaßnahmen einleiten“, sagte die 28-Jährige, die das Motto der Meisterfeier „Ich bin dann mal Chef“ in die Praxis umsetzen möchte.
Auch die Handwerkskammer belohnt gute Ideen für den Einstieg in die Selbstständigkeit. Darauf wies Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Stuttgarter Handwerkskammer hin. Er rief die Jungmeister auf, ihre Geschäftsidee für die Existenzgründung oder die Betriebsübernahme als Videobotschaft aufzunehmen und damit die Jury zu überzeugen. „Als Starthilfe der Handwerkskammer winken 2.000 Euro Gründerprämie für ein unschlagbares Konzept“, so Hoefling.
Die Meisterurkunden wurden von den Mitgliedern der 32 Prüfungsausschüsse an die jungen Handwerker übereicht. Mit 128 Absolventen gehören die Kraftfahrzeugtechniker mit Abstand zum größten Gewerk.
Als Bestmeister besonders geehrt wurden:
- Friseurmeisterin Viviane Selina Werner, 78713 Schramberg
- Installateur und Heizungsbauermeister Julian Nägele, 73098 Rechberghausen
- Müllermeister Josef Sutterlüty, Egg/Österreich
- Elektrotechnikermeister Lukas Hesser, 71691 Freiberg
- Maler und Lackierermeister Johannes Lechner, Mittersill/Österreich
- Schilder- und Lichtreklameherstellermeister Markus Frank, 86947 Vilgertshofen
- Bäckermeister Peter Gerhard Harscher, 89150 Laichingen
- Konditorenmeisterin Lydia Steinbrich, 71034 Böblingen
- Maßschneidermeisterin Inken Agnetha Hamlescher, 70734 Fellbach
- Klavier- und Cembalobauermeister Nils Schoofs, 48249 Dülmen
- Schreinermeister Guido Hottenroth, 76227 Karlsruhe