Demnach sind sich die Präsidenten der beiden Kammern darin einig, dass die Landesregierung mit ihren Planungen, Straßenneubauten nur noch in begründeten Einzelfällen zu realisieren, die Tatsachen verkenne: Es reiche nicht aus, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln - die Betriebe müssten sie auch vom Hof bekommen, das Handwerk müsse seine Kunden erreichen.
Auf vielen Verbindungen sei die Bahn zu unflexibel oder zu teuer. Ausschlaggebend bei der Entscheidung für einen Straßenneubau müsse das Kosten-Nutzen-Verhältnis sein. IHK-Präsident Dr. Herbert Müller: "Wenn eine Maßnahme volkswirtschaftlich positive Effekte hat, muss sie auch machbar sein."
Gleiches gelte für die Einführung überlanger LKW, die die Koalition nicht unterstützen will: "Die logistische Realität sieht so aus, dass jeder Spediteur für jedes Gut den geeigneten Verkehrsträger auswählt. Hier bieten überlange LKW eindeutig Effizienz- und Umweltvorteile", so Dr. Müller.
Gleichzeitig fordern IHK und Handwerkskammer das Land auf, die von der Wirtschaft dringend erwartete Verlängerung der Neckarschleusen für 135-m-Schiffe bis Plochingen weiter voranzutreiben. Jetzt, wo der Ausbau oberhalb von Heilbronn von Seiten des Bundes erneut auf der Kippe stehe, wäre eine klare Positionierung für den Ausbau ein wichtiges, vielleicht sogar entscheidendes Signal gewesen, so die Wirtschaftsvertreter.
Mit Sorge beobachten die Wirtschaftskammern die potenzielle Ausweitung von Umweltzonen. Insbesondere Handwerksbetriebe wären davon negativ betroffen: "Viele Handwerker nutzen ihre Fahrzeuge als rollende Werkstätten", so Handwerkskammer-Präsident Reichhold. "Häufig sind das speziell ausgebaute Kleintransporter mit Dieselmotor. Nachrüsten ist da oft nicht möglich, weil es gerade bei den leichten Nutzfahrzeugen erhebliche Lücken im Filterangebot gibt." Zum anderen bedeute das Verbot einen erheblichen Wertverlust - die Fahrzeuge ließen sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt nicht mehr verkaufen. "Um Handwerker in ihrer Existenz nicht zu gefährden, muss eine Ausweitung der Umweltzonen mit unbürokratischen Ausnahmegenehmigungen einhergehen", so Reichhold.
Darüber hinaus warnen IHK und Handwerkskammer dringend davor, zur Finanzierung des ÖPNV-Ausbaus die rechtlichen Grundlagen zur Einführung von City-Maut oder Nahverkehrsabgabe zu schaffen, wie sie im Koalitionsvertrag verklausuliert angedacht sind: "Da fährt keiner mehr in die Innenstadt, wenn er nicht unbedingt muss. Leidtragende würden ganz klar die Einzelhändler und Gewerbetreibenden im Citybereich sein", so IHK-Präsident Dr. Müller.