"Seit einigen Wochen bieten wir eine Hotline zur Erstberatung an. Hier können die Unternehmen drängende Fragen loswerden und erhalten darauf sofort erste Antworten", erklärt IHK-Präsident Dr. Herbert Müller. Die Hotline wird laut Müller sehr gut genutzt: rund 1.500 Anrufer haben sich in den letzten zwei Monaten unter 0711 2005-688 von IHK-Fachexperten Auskunft geben lassen. Das sind 50 bis 60 Anrufe täglich. Das Informationsangebot im Internet auf www.stuttgart.ihk.de wurde bisher von rund 3.000 Besuchern abgerufen. In IHK-Veranstaltungen zu Themen wie Personalmanagement, Arbeitsrecht, Öffentliche Aufträge, Marketing, Konjunkturpaket II usw. haben sich seit Anfang Februar rund 1.000 Teilnehmer informiert.
Im Handwerk ist der Bedarf nach Beratung laut Handwerkskammer-Präsident Rainer Reichhold zurzeit noch nicht so groß: "Wir sind vorbereitet, sollte sich die Krise auch bei den Handwerksbetrieben verstärken." Zurzeit seien es vor allem die Betriebe der Automobilzulieferkette, die unter der Krise zu leiden hätten. Auch würden sich einige Unternehmen vorbeugend informieren. Die Beratungshotline Handwerk ist erreichbar unter: 0711 1657-115. Weitere Informationen des Handwerks auf www.hwk-stuttgart.de
Die Kammern informieren und beraten die Betriebe auch darüber, wie Kurzarbeit angemeldet werden muss und welche Möglichkeiten es gibt, während der Kurzarbeit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu qualifizieren. Das Beratungsangebot der Kammern umfasst unter anderem eine Bedarfsklärung, Informationen über geeignete Qualifizierungsangebote aus den gewerblich-technischen, kaufmännischen, handwerklichen, organisatorischen und sprachlichen Bereichen sowie finanzielle Fördermöglichkeiten.
Die Bildungsakademie Handwerkskammer Region Stuttgart bietet für die fachliche Qualifizierung eine breite Palette an Seminaren und Lehrgängen an. Reichhold: "Das neu gestaltete Kurzarbeitergeld kann auch für Handwerksbetriebe eine Chance sein, einen vorübergehenden Auftragsrückgang zu überbrücken. Wir empfehlen den kleinen und mittleren Betrieben ausdrücklich, die Förderinstrumente und die Möglichkeit zur Qualifizierung zu nutzen. Nach der Krise wird es schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden."
Das Bildungshaus der IHK Region Stuttgart und die IHK-nahen Bildungsträger Verein zur Förderung der Berufsbildung e. V. (VFB) und das Bildungszentrum für die IHK Region Stuttgart e. V. (GARP) registrieren laut Müller ein großes Interesse der Unternehmen an Weiterbildungsangeboten. Zurzeit sind die Bildungsträger mit etwa 60 Unternehmen in Verhandlungen. "Die Betriebe in der Region können ihre Wettbewerbsposition auf diese Weise nachhaltig verbessern und sind bestens gerüstet für die Zeit nach der Krise", so IHK-Präsident Dr. Müller.
Um hohe Standards, transparente Preisgestaltung und fairen Wettbewerb am Weiterbildungsmarkt zu erhalten, treten die Kammern dafür ein, die AZWV-Zertifizierung (Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung) der Anbieter als Grundlage für die staatliche Förderung beizubehalten. Es reiche aus Sicht der Kammern aber aus, die AZWV-Zertifizierung nicht für jede einzelne Maßnahme sondern für den jeweiligen Anbieter einzufordern. Dadurch könne die Entwicklung der Angebote bei den Bildungsträgern und die Antragsbearbeitung in den Arbeitsagenturen beschleunigt werden. Die Handwerkskammer sieht im Zwang zur Zertifizierung jeder einzelnen Maßnahme für sich ein großes Hindernis, kurzfristig geförderte Qualifizierungsmaßnahmen anbieten zu können.
Als weiteres Instrument zur Krisenbewältigung bieten die Kammern Finanzierungsberatung an: Zurzeit hilft die IHK Unternehmen in finanzieller Notlage mit ihrem Angebot "IHK-Finanzcoach". Die Handwerkskammer bietet Mitgliedsbetrieben in Schieflage betriebswirtschaftliche Beratung an. Diese Angebote sollen nun noch weiter verbessert werden. Die als "Runder Tisch" bezeichnete Maßnahme werde von der KfW Bankengruppe bezuschusst, die auch die Kosten für professionelle Berater und maximal zehn Beratungstage übernimmt und, wenn sinnvoll, die Begleitung bei den Sanierungsmaßnahmen des Betriebs. Dabei sei es Aufgabe von IHK oder Handwerkskammer alle erforderlichen Gesprächspartner an einen Tisch zu bringen, eine Analyse zu veranlassen und erste Schritte zur Krisenbewältigung des Unternehmens einzuleiten.