Herr Stadler, bei dem Projekt geht es um die Freiflächenentwässerung einer langgezogenen Hallenanlage. Das klingt auf den ersten Blick nicht außergewöhnlich. Was war an der Sache komplex?
Zum einen mussten zwei Bauabschnitte mit sehr unterschiedlichen Vorgaben über mehrere Jahre konzipiert und koordiniert werden. Zum anderen ergeben die beiden direkt nebeneinander liegenden Hallenkomplexe zwar ein Ensemble aus sechs Teilen, aber mit sehr unterschiedlichen Nebengeländen. Die mussten in der Suche nach einer optimalen Entwässerungslösung jeweils individuell untersucht und einbezogen werden.
Wer war der Auftraggeber, worin bestand sein Ziel?
Hinter dem Projekt steht das Modeunternehmen Schustermann & Borenstein, das verschiedene um München ansässige Betriebsteile an dem Standort in Poing konzentrieren wollte, so auch die Logistik. Dafür war die Hallenanlage mit zahlreichen Toren zum Entladen auf einem 8,6 Hektar großen Grundstück vorgesehen. Der Vermieter dieses Grundstücks nahm den Ausbau vor. Wichtig war, dass die gesamte Asphaltfläche mitsamt Entwässerungsanlage auf regelmäßige Belastungen mit viel schwerem Lieferverkehr, aber auch auf temporäre Belastungen durch Containerstand vorbereitet werden musste. Hohe Tragfähigkeit war also ein zentrales Kriterium.
Wie waren die Bauabschnitte gegliedert?
Der erste Teil bestand aus drei Hallenabschnitten bis 2015. Die zweite Bauphase, ebenfalls mit drei Hallen, wurde 2020 fertig gestellt. Die beiden Phasen konnten aber wegen des diversen Geländes in keiner Weise vereinheitlicht werden. Der eine Geländeteil grenzt an landwirtschaftliche Flächen, der andere an ein Nachbargrundstück mit Gewerbe, der nächste wiederum an Straße und Zufahrten. Also hatten wir sehr verschiedene Planungsvorgaben in einem Konzept zusammenzubringen.
Was waren die Kriterien?
Die zuständige Aufsichtsbehörde schrieb vor, dass alles anfallende Regenwasser zu hundert Prozent zu versickern sei. Dass wir hier kein Industriegebiet mit verdichteten Oberflächen vorfanden, sondern ein ländliches Grundstück mit Reserven, kam uns da entgegen. Allerdings mussten wir im Laufe der beiden Bauabschnitte die Regenmengen anpassen. Nicht die Wassermenge, aber die Verteilung hatte sich über die Jahre verändert. Viele Fragestellungen beschäftigten uns darüber hinaus, zum Beispiel: Besteht die Freifläche aus Asphalt oder Pflaster?
Warum war das relevant?
Asphalt lässt Wasser schneller ablaufen, benötigt aber auch mehr Wartung gegen Verunreinigungen im laufenden Betrieb. Hinzu kam natürlich auch die Frage nach der Flächenbelastung an den Hallen: Wo genau, in welcher Menge und mit welchem Gewicht werden die mechanischen Belastungen stattfinden? Die Berechnungsgrundlagen hatten die sehr viel höheren Frequentierungen in den Bereichen direkt vor den Ladetoren zu berücksichtigen, aber auch anfallende Schadstoffe wie Reifenabrieb, Öl oder Dreck, die an diesen Stellen durch Regen in die Entwässerung gespült werden. Diese müssen natürlich unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften und kommunalen Vorgaben zuverlässig aufgefangen werden.
Wie konnten Sie das lösen?
Da wo das Wasser eintrifft – direkt in der Rinne. Wir haben eine Spezialrinne namens Drainfix Clean verwendet. Sie enthält ein Filtersubstrat, so dass das Wasser frisch gereinigt abfließen kann. Die Drainfix Clean hatte sich schon im ersten Bauabschnitt bewährt und dort über mehrere Jahre nicht in der Reinigungsleistung nachgelassen. In der zweiten Phase mussten wir nicht lange überlegen und sie kam wieder zum Einsatz, trotz der unterschiedlichen Gegebenheiten der Projektbereiche.
Worin bestanden diese Unterschiede?
In den verschiedenen angrenzenden Flächen, nach denen wir uns auf dem Grundstück richten mussten. Wo wir an natürliche bzw. landwirtschaftliche Flächen stoßen, konnten wir direkt in die Erde oder Naturmulden versickern. Das betraf eher die Bereiche des ersten Bauabschnitts. Nahe an den Gebäudebereichen, im zweiten Bauabschnitt, haben wir Rigolen eingesetzt, um die Rinnenkapazität bei Platzregen und Starkregenereignissen entlasten zu können. Man muss es sich so vorstellen: Unter der einheitlichen Asphaltfläche befindet sich eine vielfältige „Unterwelt“, wo wir je nach Umgebung punktuell unterschiedliche Versickerungskonzepte angewendet haben. Generell ist die gesamte Versickerung dezentral angelegt.
Ist die Reinigungsleistung der Rinne auch bei hohen Wassermengen gegeben?
Ja, die Kapazität reicht auch bei Starkregen, und was nicht direkt aus der Rinne versickert werden kann, fließt gereinigt in eine Naturmulde oder Rigole. Außerdem ist die Drainfix Clean auch mechanisch hochbelastbar, was für das Projekt ebenso wichtig war wie die Filterfunktion. Damit all diese Faktoren wirklich stimmig zusammengebunden werden, muss der Hersteller schon genau wissen, was er tut, und auch den nötigen Beratungswillen haben. Das ist bei Hauraton der Fall und verschaffte uns über die Produktqualität hinaus wichtige Projektkompetenz. Wir haben die Dimensionierung der Rinnen und Rigolen mit Unterstützung von Hauraton exakt berechnen können und uns auf die Expertise stützen können. Die Ingenieure dort haben unsere Daten zum Gebiet, zu den Verschmutzungsgraden, zu Regen- und Schadstoffmengen für differenzierte Berechnungen und Auslegungen verwendet. Das hat sehr zum Gelingen des Projekts beigetragen.