Bei älteren selbstreinigenden Materialien fangen nanometergroße Titandioxid-Partikel die ultraviolette Strahlung des Sonnenlichts ein und nutzen sie zur Photokatalyse. Dabei werden organische Stoffe, etwa Fett oder Staub, chemisch zersetzt. Übrig bleiben Wasser und Kohlendioxid, Flecken lösen sich buchstäblich in Luft auf. Um diesen Effekt auch mit künstlichem Licht zu erreichen, hat die Forschergruppe um den Chemiker Horst Kisch von der Universität Erlangen Stickstoff- oder Kohlenstoff-Atome in das mineralische Oxid eingeschleust.
Für Innenräume, Krankenhausmobiliar oder Kühlschränke eröffnen sich neue Perspektiven der Selbstreinigung. Inzwischen ist auf dem deutschen Markt Wandfarbe mit kohlenstoffdotiertem Titandioxid erhältlich, die bei Kunstlicht auch Schadstoffe in der Raumluft vernichten kann. In Japan sollen die Raucherabteile von Zügen mit Titandioxid ausgekleidet werden. Dort gibt es auch schon selbstreinigende Teppiche, Polstermöbel und sogar Anzüge und Socken.
Bereits 1968 entdeckten japanische Forscher den aktiven Reinigungseffekt des Titandioxides. Ende der 1990er Jahre stießen wiederum japanische Wissenschaftler auf den passiven Reinigungseffekt: Wassertropfen zerfließen an Titandioxid zu einem hauchdünnen Film, daraus bildet sich ein breiter Strom, der den Staub mit sich fortreißt. Nach diesen Entdeckungen wurde die Industrie auf den molekularen Saubermann aufmerksam, lassen sich damit doch Wartungs- und Reinigungskosten etwa für Fenster, Glasfassaden oder Häuserfassaden stark verringern.