Auf der 45. Tagung der CED (Continental European Division) der IADR (International Association for Dental Research) in der Semmelweis Universität nutzten im September mehr als 700 Wissenschaftler die Gelegenheit zum internationalen Austausch. Mit rund 130 Teilnehmern stieß dort auch das Heraeus Satellitensymposium zu Kompositen auf reges Interesse. "Die Komposition von Kompositen ist ein Balanceakt", stellte Symposiumsleiter Professor David Watts von der Universität Manchester, UK, in seiner Begrüßung fest. Professor Rade Paravina, Professor Werner J. Finger und Dr. Andreas Utterodt gaben einen Überblick über die ästhetischen und mechanischen Eigenschaften von nanotechnologisch modifizierten Kompositen sowie über aktuelle Erkenntnisse aus der Materialforschung und -entwicklung. Als forschendes Unternehmen legt Heraeus traditionell großen Wert auf die enge Zusammenarbeit mit internationalen Wissenschaftlern und auf das Feedback von Experten und Anwendern.
Abgestimmte Struktur für ausgewogene Eigenschaften
Professor David Watts von der Universität Manchester, UK, betonte die Bedeutung der strukturellen Zusammensetzung für das Verhalten eines Komposits in der Anwendung und im Mund des Patienten. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte haben Komposite eine enorme Entwicklung in der Bandbreite der Partikelgrößen und einige Innovationen der Monomer-Matrix durchlaufen. "Die strukturellen Eigenschaften von Kunststoffkompositen können sehr genau auf einzelne Leistungskriterien abgestimmt werden", erklärte Watts. Dennoch kann die Optimierung einer Eigenschaft, beispielsweise des Brechungsindexes, eine andere Eigenschaft beeinflussen, in diesem Fall die Fließfähigkeit. "Die Komposition von Kompositen ist ein Balanceakt", betonte Watts und setzte sich für eine ausgewogene Kompositstruktur ein. Als zentrale Anforderungen an Komposite nannte er eine ausreichende Festigkeit und Bruchresistenz, hohe Dimensionsstabilität und eine gute Farbanpassung an die Zahnhartsubstanz.
Farbanpassung wie bei einem Chamäleon
"Die Farbe markiert die Grenze zwischen ästhetisch und unästhetisch", legte Professor Rade Paravina von der Universität Houston, USA, dar. Er konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Farbadaption - häufig auch als Chamäleon-Effekt der Kompositmaterialien bezeichnet. "Anpassungseffekte sind material- und farbtonabhängig. Die Farbanpassung ist umso stärker, je kleiner die Restauration und die ursprünglichen Farbunterschiede und je höher die Transluzenz des Materials", fasste Paravina die bisherigen Ergebnisse seiner Arbeit in diesem Feld zusammen. Paravina untersuchte das Farbanpassungsverhalten von vier verschiedenen Kompositen, wobei er deren Transluzenz berücksichtigte. Das größte Farbanpassungsvermögen zeigte Venus Diamond (A1).
Nanofüller verleihen Stabilität
Professor Werner Finger von der Tohoku Universität, Japan, identifizierte Füllungsfraktur und Sekundärkaries als zentrale klinische Herausforderungen kunststoffbasierter Restaurationen. Er betrachtete den Einfluss von Füllstoffeigenschaften auf die mechanischen Eigenschaften von Kompositen. In einer invitro Studie verglich Finger das mechanische Verhalten nanotechnologisch modifizierter Komposite mit dem von Mikrokompositen. Sein Ergebnis: Die Nanofüllermaterialien zeigten eine höhere Zug- und Biegefestigkeit. "Vernus Diamond war unter allen getesteten Materialien das Komposit mit dem geringsten Polymerisationsschrumpf. Zusätzlich zeichnete es sich durch einen geringen Schrumpfstress und einen guten Elas-tizitätsmodul aus", berichtete Finger. Geringe Schrumpfstresswerte führen zusammen mit anderen Faktoren zu einer verbesserten Adaption an den Kavitätenrand. Das Nano-Hybrid Komposit von Heraeus erhielt außerdem sehr gute Noten für die Bruchzähigkeit.
Maßgeschneiderte Füllerpartikel für die Komposite von morgen
"Eine intelligente Zusammenstellung der Füllerpartikel ist das Geheimnis moderner Kompositfüller", erklärte Dr. Andreas Utterodt, Leiter F&E Füllungsmaterialien bei Heraeus, in seinem Vortrag. "Für weitere Verbesserungen der Kompositeigenschaften müssen wir nach der Partikelgröße an anderen Punkten wie Füllerstrukturen und Materialien ansetzen. In Zukunft könnten Zahnmaterialien mit maßgeschneiderten Füllereigenschaften entwickelt werden", so der Chemiker. "Intelligenten Füllern mit neuen Funktionen wie antimikrobiologischer Wirksamkeit gehört die Zukunft."
Lebendige Diskussion zu Farbanpassung und Füllstoffen
Die Teilnehmer vergaben durchweg gute Noten für die Organisation und Gestaltung des Symposiums. "Ein lohnenswertes Symposium", "sehr hilfreich" und "gut organisiert", so das Urteil der Zuhörer. Die lebhaften Diskussionen zum Chamäleon-Effekt und den Eigenschaften moderner Füllerpartikel wurden in der Mittagspause fortgesetzt.