Nach den Zielvorgaben des Klimaschutzgesetzes soll Deutschland bis 2045 klimaneutral werden. Der Zeitraum bis dahin scheint lang. Tatsächlich ist 2045 im Hinblick auf die vor uns stehenden Herausforderungen aber eines: übermorgen! „Daher ist es jetzt an der Zeit gegenzusteuern“, fand nicht nur Werner Geilenkirchen, in der Geschäftsleitung bei Herzig und Moderator der diesjährigen digitalen VISION.LOGISTIK.extra. Das Thema brennt derzeit vielen unter den Nägeln und bescherte der Veranstaltung regen Zuspruch: Über 100 Vertreter*innen aus Unternehmen, Fachverbänden und Wissenschaft waren der Einladung der Technischen Hochschule (TH), HERZIG Marketing sowie der Industrie- und Handelskammer Köln zur sechsten Auflage der VISION.LOGISTIK. gefolgt – pandemiebedingt diesmal digital. Ihr Ziel: Mehr darüber zu erfahren, wie sich Klimaneutralität in der Logistik umsetzen lässt.
Dass die Rahmenbedingungen alles andere als optimal sind, konstatierte Claudia Betzing, stellv. Geschäftsführerin Standortpolitik der IHK Köln. Nichtsdestotrotz gelte es, die Herausforderungen anzunehmen und tragfähige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln – auch unter schwierigen Voraussetzungen, so Betzing.
Auf eine dieser großen Herausforderungen verwies Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung Köln. So sei das Onlineshopping in den letzten Monaten extrem stark gewachsen. „Und es kommt noch jede Menge auf uns zu: In den nächsten fünf Jahren wird sich das E-Commerce-Volumen verdoppeln“, sagte Hudetz. Entsprechend müssten sich die Innenstädte verändern. Denn mit dem Wachstum des Onlineshopping sinkt die Passantenfrequenz in Städten – laut Hudetz um bis zu 60 Prozent.
Welche Anforderungen daraus in Zukunft für die logistische Infrastruktur in Städten entstehen und wie „Schwammlogistik“ dabei ein Lösungsansatz sein kann, erläuterte im Anschluss Prof. Dr. Michael Lorth, Professor für Logistikconsulting und Verhandlungstechniken an der Technischen Hochschule Köln. „Wir brauchen eine nachhaltigere und stadtgerechte Logistik für (über)morgen, die alle Akteure mit einbezieht“, so Lorth. Wichtig sei, Logistikketten komplett zu denken und vor allem das Potential moderner Technologien zu nutzen, etwa für unterirdische Transportsysteme, multifunktionale City-Hubs, intelligente Liefer- und Ladepunkte, autonome Zustellungen und intelligent integrierte, autonome Annahmemöglichkeiten an der Haustür.
Andreas Eichhorn, Projektmanager Revierknoten „Infrastruktur und Mobilität“ der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, stellte den Zukunftsplan und Projekte für den nachhaltigen Wandel und den Kohleausstieg bis 2030 vor. Und wie der Strukturwandel und der Wegfall von Arbeitsplätzen abgefedert werden können. „Wir sind bereit, aber es ist ein Kraftakt“, sagte Eichhorn.
Nachhaltigkeit in Lieferketten. Da klaffen Wunsch und Wirklichkeit noch weit auseinander, machte Prof. Dr. Michael Huth, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Hochschule Fulda, deutlich: „Wir müssen heute beginnen, denn Nachhaltigkeit ist auf jeder Ebene der Supply Chain ein Thema, und da ist noch viel Luft nach oben.“
Christian Faggin, Geschäftsführer der Alpensped GmbH, ermöglichte den Teilnehmern einen Blick in die Praxis. Er erklärte, welchen nachhaltigen Weg das Familienunternehmen in den letzten 10 Jahren schon zurückgelegt hat und wie Alpensped es schaffen will, bis 2030 komplett klimaneutral zu arbeiten. „Der mittel- bis langfristig wirksamste Hebel zur CO2-Reduktion ist für uns das Verlagern von Transporten auf die Schiene“, machte der Geschäftsführer deutlich.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor zur Erreichung der Klimaziele dürfe bei allen technischen und organisatorischen Anstrengungen nicht aus den Augen verloren werden, sagte Ludwig Karg, Geschäftsführender Gesellschafter der B.A.U.M Consult GmbH. Es gelte, den Blick auf die Menschen zu richten. „Sind wir reif für mehr Nachhaltigkeit?“, fragte Karg. Seine klare Antwort: „Ja, viele sind bereit, diesen Weg zu gehen.“ Umso wichtiger sei es, Rahmenbedingungen zu schaffen und die Menschen in die Lage zu versetzen, nachhaltig sein zu können.
Zum Abschluss stellte Patrick Imcke, CEO und Gründer @Your Easy AI, den neuen KI-Trend Auto-MachineLearning als eine Chance für den Mittelstand vor.
Über die Vision.Logistik.
Die Veranstaltungsplattform VISION.LOGISTIK. ist eine gemeinsame Initiative des Logistikbereichs der TH Köln und HERZIG, Fachagentur für Logistikmarketing, in Kooperation mit der IHK Köln.
Die jährliche Fachkonferenz beleuchtet unterschiedliche Aspekte logistischer Geschäftsmodelle und zeigt Potenziale für die strategische Weiterentwicklung der Branche auf. Dabei geht es sowohl um die Transformation bestehender Geschäftsprozesse als auch um die Entwicklung und Finanzierung innovativer Logistiklösungen. Moderiert wird die Veranstaltung von Werner Geilenkirchen, Experte für Logistik-Marketing in der Geschäftsleitung der HERZIG Marketing Kommunikation GmbH.
www.vision-logistik.de