Interessante Daten für Verkehrsplaner werden bei enviroCar (www.envirocar.org) gesammelt. Beim Projekt des Forschungsnetzwerks 52° North und des Instituts für Geoinformatik der Universität Münster sind Bürger eingeladen, sich aktiv mit dem Thema Mobilität und Umwelt zu befassen. Als Plattform für so genannte Citizen Science Projekte kann mit enviroCar Fragen zu Verkehrsfluss, Verkehrsführung, Energieverbrauch oder Schadstoffbelastung nachgegangen werden. Mit Hilfe eines Bluetooth OBD-II-Adapters und der kostenlosen enviroCar App lesen Fahrzeuglenker Daten ihres Fahrverhaltens aus und können ihren Fahrstil beispielsweise umweltfreundlicher gestalten. Nach der Übertragung auf den enviroCar Server stehen die Daten der Community anonymisiert als offene Daten zur Verfügung. Die enviroCar Internetseite bietet die Möglichkeit, mittels ArcGIS Online Ideen, Daten, Analysen und daraus gewonnene Erkenntnisse zu veröffentlichen und zu diskutieren.
"Wir haben mehr als 300.000 Messwerte bis jetzt", sagt Dr. Albert Remke, Geschäftsführer der 52° North Initiative. Nicht zuletzt die Stadt Münster profitiere davon, weil viele der Daten aus der Region stammten. Auf der enviroCar Internetseite ist zum Beispiel eine Hot-Spot Analyse veröffentlicht, die die gemessenen CO2-Werte für das Stadtgebiet von Münster zeigt. EnviroCar Tracks zeigt alle Fahrten, die bislang über die Plattform erfasst wurden. "Das sind bislang ungefähr 1.200", sagt Remke. Dargestellt werden die gemessenen Geschwindigkeiten.
Remke ist begeistert, welche Kontakte sich durch das Projekt ergeben haben. Partner von enviroCar sind die Technische Universität Dresden - Professur für Geoinformatik, die Hochschule Bochum, die Fakultät für Geoinformation und Erdbeobachtung der Universität Twente und die con terra GmbH, die das Projekt 2013 auf der INTERGEO präsentierte. EnviroCar wird von Esri als Global Sponsor unterstützt.
Remke berichtet zudem von Kontakten zum Hunter College in New York. Dort wiederum bestünde die Möglichkeit, die Nähe zu Taxi-Unternehmen für das enviroCar-Projekt zu nutzen: "Wenn wir in New York Indikatoren für den Verkehrsfluss berechnen, können diese per Internet überall auf der Welt genutzt werden", sagt Remke.
Innerhalb des Kongresses steht am INTERGEO Mittwoch "Geoinformation für moderne Infrastrukturen" im Fokus. Michael Schygulla von der PTV Group mit Sitz in Karlsruhe stellt Smart Traffic innerhalb des Forschungsprojekts iZEUS (www.izeus.de) vor. Smart Traffic bezeichnet die intelligente Steuerung von Verkehrsflüssen auf Basis von automatisch erhobenen Daten etwa über Verkehrsdichte, Wetter oder Umweltbelastungen. Sensoren am Straßenrand, in der Fahrbahn oder GPS-Systeme in den Autos liefern die Daten. Mit den Daten lassen sich Ampeln nach Verkehrsaufkommen schalten, Verkehrsströme umleiten oder Umweltzonen ad hoc festlegen. Ferner wird es möglich, die optimale Benutzung von Verkehrsmittel zu berechnen: der Umstieg in Bus und Bahn oder das Fahren mit Elektroautos. Im Forschungsprojekt iZEUS (intelligent Zero Emission Urban System) haben sich ads-tec, Daimler, EnBW, Fraunhofer, Karlsruher Institut für Technologie, Opel, PTV, SAP und TWT zusammengeschlossen, um Forschung, Entwicklung und praktische Demonstration in den Bereichen Energie, Fahrzeug und Verkehr voranzutreiben. Schwerpunkte sind neben Smart Traffic ebenso Smart Grid - sieht iZEUS doch die optimierte Integration erneuerbarer Energiequellen und eine Stabilisierung der Verteilungsnetze durch dezentrales Energie- und Lademanagement vor.
Ebenfalls unter der Überschrift "Geoinformation für moderne Infrastrukturen" stellt Timo Hoffmann die Expertise der PTV Group vor, wenn es darum geht, Verkehrssicherheit von Anfang an in die strategischen Verkehrsplanungsentscheidungen zu integrieren. "Neue Wege für Städte und Landkreise zum sicheren Straßenverkehr" nutzen polizeilich erhobene Unfalldaten, die ein Tool für die Analyse visualisiert. Unfallschwerpunkte und -strecken werden sichtbar, Unfallzeitpunkte in Beziehung gesetzt. Es wird möglich, Rückschlüsse auf die Unfallursachen zu ziehen. Schließlich können Verkehrsplaner ergründete Sicherheitsaspekte effektiv und kosteneffizient berücksichtigen.
Über die INTERGEO
Die INTERGEO ist die internationale Leitmesse für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement. 16.383 Fachbesucher aus 90 Ländern informierten sich auf der zurückliegenden Kommunikationsplattform bei 516 Unternehmen aus 30 Ländern über die Innovationen der Branche.
Die 20. Auflage der INTERGEO findet vom 7. bis 9. Oktober 2014 in Berlin statt.
Modern, Übersichtlich und aktuell - Auf der neuen INTERGEO Website − http://www.intergeo.de− stehen Ihnen weitere Informationen zur Verfügung.
Der DVW e.V. - Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement ist Veranstalter der INTERGEO.