Noch gar nicht so lang steht den Studenten der Technischen Universität München dieses ganz besondere Gebäude zur Verfügung: Der Prälatenstock des ehemaligen Zisterzienserklosters Raitenhaslach bei Burghausen, das jetzt mit der Bayerischen Denkmalschutzmedaille 2017 ausgezeichnet worden ist, wurde unter strengen denkmalpflegerischen Gesichtspunkten über rund fünf Jahre in einen außergewöhnlichen zeitgemäßen Akademiestandort verwandelt. HITZLER INGENIEURE München begleitete die Revitalisierungsmaßnahme erfolgreich als Projektsteuerer.
Rund 20 Millionen Euro investierten der Freistaat Bayern, die Stadt Burghausen, die Messerschmitt-Stiftung und das Bundesbauministerium, um diesen besonderen Ort nach zeitgemäßen Nutzungserfordernissen den Studenten der Technischen Universität München zur Verfügung stellen zu können. „Wir haben uns sehr darüber gefreut, ein Projekt wie dieses über alle Leistungsstufen begleiten zu dürfen und sind stolz darauf, dass wir die Kosten unterschritten haben“, erklärt der verantwortliche Projektsteuerer bei HITZLER INGENIEURE, Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Gürtner. Bereits bei der Definition der späteren Nutzung stand der Erhalt des Baudenkmals im Vordergrund, was die Basis für die weitere Vorentwurfs- und Entwurfsplanung bis hin zur Ausführung bildete. „Damit stellte die Revitalisierung der Klosteranlage Raitenhaslach für uns als Projektsteuerer eine besondere Herausforderung dar“, sagt Bauingenieurin Natalie Oswald, die stellvertretende Projektsteuerin. „Es gibt nicht viele Projekte, bei denen der Denkmalschutz solch eine herausragende Rolle spielt. Denn nicht nur die Gebäudehülle, sondern auch die Türen und Böden sowie die historischen Wand- und Deckenmalereien sind weitestgehend im Originalzustand des 18. Jahrhunderts erhalten.“
Im Zuge der Vorentwurfsplanung sind daher zahlreiche Befunduntersuchungen in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt worden, wobei gleichzeitig auch die Geschichte von Raitenhaslach zum Planungsthema avancierte. Zur weiteren Planung der zahlreichen Fachbereiche bedurfte es außerdem eine große Anzahl an Sonderplanern, die von HITZLER INGENIEURE ausgewählt und koordiniert werden mussten.
Die Bedeutung des Erhalts des Baudenkmals zeigt sich auch durch die zahlreichen Sonderlösungen wie beispielsweise Blitzschutz und Schließsystem der historischen Innentüren. Es wurde fortlaufend nach Möglichkeiten gesucht, die historischen Bauteile zu sichern und dennoch eine moderne Nutzung zu ermöglichen. Alle Eingriffe in die historische Substanz wurden so gering wie möglich gehalten; die Wahrung des Gebäudes hatte oberste Priorität.
Anders als bei konventionellen Bauprojekten wurden die Ausführungsleistungen häufig an Restauratoren vergeben, so dass eine große Anzahl an Ausschreibungen nötig war. Holzrestauratoren bearbeiteten die historische Dielung inklusive der Dielen mit Bemalung sowie das historische Treppenhaus. Auch zahlreiche Kirchenmaler wurden bei der Revitalisierung eingebunden. Aufgrund des großen Leistungsumfangs sowie der äußerst sensiblen Arbeiten und der dafür benötigten Spezialisten wurde beinahe für jeden Raum ein eigener Restaurator beauftragt. Zur Restaurierung der antiken Kachelöfen, die nicht mehr in Betrieb sind, sondern als Einrichtungsgegenstand die Räume schmücken, musste ebenfalls ein spezialisierter Restaurator hinzugezogen werden.
Die Freianlagen inklusive Wegeführung wurden nach historischem Vorbild gestaltet. „So ist insgesamt ein sehr stimmiges Gesamtkonzept entstanden, das das Baudenkmal hervorragend mit der neuen, modernen Nutzung vereint“, freut sich Natalie Oswald. „Außerdem sind wir stolz darauf, dass es uns gelungen ist, alle Teilprojekte – Prälatenstock, Treppenhausanbau, Alte Feuerwehr, Freianlagen sowie den PKW- und Busparkplatz – termingerecht und unterhalb des freigegeben Kostenrahmens fertigzustellen. Grund dafür war letztendlich nicht nur ein hervorragendes Planungsteam, sondern auch die gute Zusammenarbeit mit dem Bauherrn, der Stadt Burghausen, und vor allem dem Projektleiter der Stadt, Werner Lechner.“