In Lübeck entsteht eine neue Kultureinrichtung: Aus dem TheaterFigurenMuseum und dem Figurentheater Lübeck ist KOLK 17 Figurentheater & Museum hervorgegangen und erhält neue Räume für Ausstellungen und Theater innerhalb eines 850 Jahre alten Gebäudeensembles in einer kleinen Gasse im Westen der Lübecker Altstadt, dem so genannten Kolk.
Der Lübecker Kolk beherbergt eine wechselvolle Figurentheatergeschichte. Hier eröffnete Fritz Fey sen. 1977 ein Marionettentheater, das für 30 Jahre sein Publikum mit Stücken für Kinder und Erwachsene unterhielt. 2006 ging diese Ära zu Ende. 2007 wurde das Figurentheater Lübeck begründet als modernes Gastspielhaus für alle Formen von Figuren-, Masken- und Objekttheater. Mit seinem festen Kooperationspartner, dem Ensemble KOBALT Figurentheater Lübeck, entwickelte es ein breitgefächertes Programm für Kinder und Erwachsene. Eine Besonderheit bildet seit jeher die Nähe zum Museum: Schon 1982 wurde in direkter Nachbarschaft auf 500 Quadratmetern das Theaterfigurenmuseum als privates Sammlermuseum von Fritz Fey jun. gegründet. Es gehört mit seiner einzigartigen Sammlung von zirka 20.000 Figuren, Objekten, Instrumenten und Grafiken international zu den wenigen Museen, die sich monothematisch mit Figurentheater beschäftigen. Beide Institutionen wurden jetzt zusammengeführt, mit dem Ziel, eine Plattform für die enge Zusammenarbeit von aktivem Figurentheater und Museum zu sein.
Nach den im Wettbewerb prämierten Entwürfen von Konermann Siegmund Architekten soll das historische Gesicht des Kolks durch die Sanierung und Restaurierung der Gebäude wiederhergestellt werden. Neben der aufwendigen Sanierung des Gebäudeensembles werden insgesamt drei Häuser neu gebaut: So wird das Teilprojekt Kolk 20/22 dabei unter denkmalpflegerischen Auflagen in ein Museum für die Sammlung von Theaterfiguren, Requisiten, Plakaten und Musikinstrumenten verwandelt; aus einem zweiten Teilprojekt, Kolk 14-18, entsteht mit einem neuen Eckgebäude das Theater für modernes Figurentheater mit Theaterforum und -saal. Außerdem wird in der Lübecker Pagönnienstraße 1 ein Neubau für den Toilettenbereich, das Treppenhaus sowie das Fluchttreppenhaus für das Figurentheater realisiert. Das Herausragende an diesem Projekt: Beim Kolk 20/22, dem künftigen Museum mit Kabinetten, bleibt die alte Gebäudehülle stehen, und es wird ein neues Haus eingesetzt. „Derzeit wird der Bestand ausgesteift, um das neue Haus in das alte Haus hineinbauen zu können“, erklärt die verantwortliche Projektleiterin bei Hitzler Ingenieure Hamburg, Katja Dierks.
Als Vorabmaßnahme zur Herstellung der Baufreiheit wurden auf dem Baugrundstück im Kolk bereits bauparallel archäologische Ausgrabungen unterhalb des Planungsgebiets und im Innenraum von KOLK 17 Figurentheater & Museum durchgeführt. Dabei wurde das bislang älteste Backsteinhaus der Hansestadt Lübeck entdeckt. „Was für ein spektakulärer Fund“, freut sich Katja Dierks. Aus diesem Grund seien an der Planung und Umsetzung des Bauprojekts neben Experten des Gestaltungsbeirats und der Denkmalpflege auch Fachleute der Bauforschung sowie Restauratoren beteiligt. Die baubegleitenden Untersuchungsergebnisse zum historischen Ort erfordern eine kontinuierliche Anpassung des Bauablaufs an die Vorgaben der Denkmalpflege und Archäologie. „Das macht das Projekt komplexer als andere Bauprojekte“, sagt Katja Dierks. „So muss beim Bau- und Sanierungsprozess beispielsweise auch auf die Verwendung von historischen Materialien und Techniken geachtet werden. Für uns als Projektsteuerer ist der Kolk mit seinen Denkmalschutzauflagen und archäologischen Funden daher ein herausforderndes, aber dafür umso spannenderes Steuerungsprojekt.“
Hitzler Ingenieure Hamburg wurde im April 2021 für die Leistungen der Bauherrenvertretung, Projektsteuerung und -leitung beauftragt. Das Projekt umfasst sämtliche vielfältige Aufgaben der Projektleitung und -steuerung im Hinblick auf Qualität, Kosten und Termine, aber auch „Nebenschauplätze“ wie Bauen im Bestand, beengte Innenstadtverhältnisse, besonderes Stakeholdermanagement sowie die Koordination zahlreicher verschiedener Fachplaner und Experten. „Als Projektsteuerer mit umfassender Expertise in diesen Bereichen freuen wir uns sehr über dieses herausragende Bau- und Sanierungsprojekt“, sagt Katja Dierks abschließend.