Die Studie ging zuerst der Frage nach, inwieweit die Unternehmen bereits auf die Einführung des Gesetzes vorbereitet sind: Nur 10% der Unternehmen gaben an, bereits alle Anforderungen vollumfänglich zu erfüllen. Anders verhält es sich bei den Themen Lieferanten- und Risikomanagement: Zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmen haben bereits ein dokumentiertes Lieferantenmanagement implementiert. Bei über 80% der Unternehmen spielt in der Folge das Thema Nachhaltigkeit in der Lieferantenbeziehung eine größere Rolle. 22% der Teilnehmer geben an, dass Nachhaltigkeit in vollem Umfang wichtig ist und bei 61% spielt der Bereich zumindest teilweise eine Rolle. Die Durchführung von Lieferanten-Audits ist ebenfalls bereits weit verbreitet – hier gaben über 70% an, diese bereits zumindest teilweise durchzuführen: Siehe Abbildung 1
Nutzen des Lieferkettengesetzes als hoch angesehen
Neben der Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen wurde in unserer Studie auch untersucht, wie die Entscheidungsträger der betroffenen Unternehmen das Lieferkettengesetz als solches einschätzen: Siehe Abbildung 2
Wie sich zeigt, haben die Befragten bei der Nutzeneinschätzung des Gesetzes ein sehr differenziertes Bild. Zwei Drittel der Teilnehmer schätzen, dass das Gesetz teilweise der nachhaltigen Entwicklung der deutschen Wirtschaft zuträglich ist. Dieser Aussage stimmen weitere 6% in vollem Umfang zu. Die restlichen 28% sehen im Lieferkettengesetz eher keinen Nutzen. Während somit mehr als 70% der Teilnehmer zustimmen, dass das Gesetz zumindest teilweise dazu beitragen kann, die deutsche Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten, werden die notwendigen Aufwände kritischer gesehen. Hier hält sich zwischen Befürwortern und Kritikern die Waage, ob die positiven Effekte des Gesetzes die Aufwände rechtfertigen.
Fazit: Unternehmen haben noch dringenden Handlungsbedarf
In den letzten Jahren hat sich in deutschen Unternehmen bereits viel im Bereich Lieferantenmanagement und Nachhaltigkeit entwickelt. Um den Anforderungen des Lieferkettengesetzes jedoch gerecht zu werden, besteht weiterer Handlungsbedarf. Insbesondere der Fokus auf die Sicherstellung der Menschenrechte ergänzt die bisherigen Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmen, welche bislang eher auf die Ressourcenschonung und den Klimaschutz gerichtet waren.
Lesen Sie ► hier die vollständigen Ergebnisse unserer Studie.
Zu den Autoren:
Stefan Faßbinder ist Manager bei HÖVELER HOLZMANN und Experte für die Organisationsoptimierung im Einkauf. (Tel: +49 211 - 56 38 75-17, E-Mail: fassbinder@hoeveler-holzmann.com).
Daniel Belka ist Managing Partner bei HÖVELER HOLZMANN und berät Handels- und Konsumgüterunternehmen im Rahmen von ganzheitlichen Ergebnisverbesserungs- und Transformationsprogrammen. (Tel.: +49 211 - 56 38 75-0, E-Mail: belka@hoeveler-holzmann.com).
* Im Mai 2021 wurden Geschäftsführer, Einkaufs- und SCM-Leiter aus verschiedenen Branchen befragt, darunter Chemie, Automotive, Elektrotechnik, Handel, Konsumgüter und Lebensmittel. Die teilnehmenden Unternehmen haben durchschnittlich 30.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 6 Milliarden Euro.