Lange Zeit stand man einschlägigen Marktstudien, die AR-Szenarien ein riesiges Wachstum prophezeiten, eher staunend bis skeptisch gegenüber. Von einem weltweiten Marktvolumen bis zu 200 Milliarden Dollar war häufig die Rede, und auch der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) attestierte schon im vergangenen Jahr der hiesigen Wirtschaft, dass sich die Hälfte der deutschen Firmen konkret mit AR beschäftigen wird. De facto ist AR in der Geschäftswelt längst angekommen und nicht mehr wegzudenken.
Während in den Labors fleißig weiter an der Technologie gefeilt wird, finden nun immer mehr hilfreiche Tools den Weg in die Praxis. Gerade in der Geschäftsprozessoptimierung erweist sich die Nutzung der AR-Technologie als bahnbrechend und leistet einen enormen Beitrag zur digitalen Transformation. So hat das Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe (FZI) gemeinsam mit Horus den Horus Business Modeler weiter entwickelt und für Augmented Reality einsetzbar gemacht. Mithilfe verschiedener Technologien werden vertiefende Informationen in die Nutzerumgebung integriert. Prominent ist hierbei das Einblenden von Real-Time-Informationen über die AR-Brille, um Zusatzinformationen zu visualisieren. Der Anwender erlebt die Modellierung seiner Prozesse in Form eines sogenannten vollsphärischen 360-Grad-Videos. Es werden interaktive Hologramme generiert und die erzeugten Bilder wirken dabei sehr realistisch und können mit Handgesten bewegt werden. Im Gegensatz zur bisherigen Darstellung des Horus Business Modelers über PC oder Tablet ist dabei der Immersionsgrad höher und der Zugang intuitiver.
Logistikunternehmen testen bereits unter Einsatz von Datenbrillen das sogenannte Vision Picking (Kommissionierungskonzept „Pick-by-Vision“). Dem Logistikmitarbeiter wird hierbei eingeblendet, welche Objekte er aufnehmen soll und wo er diese findet. Die Effizienz bei der Kommissionierung durch Augmented Reality kann demnach um beachtliche 25 Prozent gesteigert werden.
Auch bei Prozessen betreffend der „Smart Factory“ kann AR erhebliche Verbesserungen erzielen, deren Anlagen mit unterschiedlichsten Regel- und Messsystemen ausgestattet sind. Sensordaten liefern Zustandsberichte zu Werkstücken oder dem Anlagenzustand. Sämtliche dieser Informationen werden zentral auf einem Server gespeichert und stehen damit zur Realitätserweiterung über Wearables zur Verfügung. Hier kann sich der Produktionsmitarbeiter mit der AR-Brille die Echtzeitdaten einblenden lassen und genießt den Vorteil einer ortsunabhängigen Transparenz.
Der Markt rund um Augmented Reality wächst rasant und die Möglichkeiten im Geschäftsprozessmanagement entwickeln sich fortlaufend weiter. Gelingt es Unternehmen, AR-Anwendungsgebiete mit echtem Mehrwert zu identifizieren und ausgereifte Produkte einzusetzen, ergeben sich signifikante Vorteile und somit echte Zukunftstechnologien für Unternehmen.