Zum ersten Kontakt zwischen der Meyer Werft aus Papenburg und dem Friedberger Spezialisten für mobile Wärmeversorgung kam es bereits im Jahr 2014. „An uns wurde die Anfrage gerichtet, ob wir den Mittelteil eines mehrstöckigen Schiffrohbaus beheizen können, während die Kabinen des Ozeanriesens eingebaut werden“, erzählt Helmut Schäffer, Geschäftsführer von mobiheat. Nach mehreren Ortsterminen und Planungen stand fest: „Wir können.“
Hintergrund der Anfrage aus Papenburg ist das erhöhte Produktionsaufkommen in der Werft. Die Meyer Werft verfügt heute weltweit über die modernsten Anlagen im Schiffbau. Den Mittelpunkt des Betriebes bilden die beiden überdachten Trockendockhallen. Aufgrund der kurzen Durchlaufzeit wurde der Bauablauf so optimiert, dass große Teile der Kreuzfahrtschiffe zeitweilig auch im Werfthafen bearbeitet werden. Abschließend werden die großen Bauteile final wieder in der Baudockhalle zusammengefügt.
Nachdem der Stahlbau eines Schwimmteils weitgehend abgeschlossen ist und das Mittelteil für eine gewisse Zeit im Hafen liegt, werden die fertigen Passagierkabinen eingebaut, Innenausbauten verrichtet sowie Isolierungen eingebracht. „Für diese Arbeiten muss im Inneren eine Mindesttemperatur von 5 Grad Celsius gegeben sein“, so Schäffer.
Um diese Temperatur zu erreichen, wurde von den mobiheat Servicetechnikern für den Winter 2016/2017 eine mobile wassergeführte Heizanlage auf dem Schiffsteil montiert.
Hierzu wurden 2 mobile Heizzentralen im Stahlcontainer (je 1 Megawatt Leistung) mit dem Kran auf dem Promenadendeck platziert. Sie stehen an den Stellen, an denen später die Rettungsboote ihren Platz haben. Da der Rohbau des Schiffes im Wasser steht, wäre es aus wasserschutzrechtlicher Sicht problematisch gewesen, die beiden Heizzentralen mit Öl zu speisen. Weil in den Heizzentralen von mobiheat ausschließlich Zweistoffbrenner verbaut sind, ist es somit kein Problem, sie in diesem speziellen Fall mit Erdgas zu betreiben.
Auf dem oberen Deck des Schiffes wurden zwei Lüftungsgeräte mit jeweils 300 kW Leistung angebracht, mit denen warme Luft über Lüftungsschächte in den Bauch des Schiffes gedrückt wird. „Zudem haben wir eine Steigleitung in das Schiff gelegt, wo später ein Treppenhaus für die Passagiere eingebaut wird, so Helmut Schäffer. Von dieser Steigleitung weg haben die Monteure Verteiler gesetzt, an die über Anbindeleitungen insgesamt bis zu 48 weitere Lüfter (je 50 kW) angeschlossen und mit Warmwasser versorgt werden. Mit jedem der Verteiler können drei Decks versorgt werden. „Zusätzlich haben wir noch freie Reserveanschlüsse, über die wir das Heizsystem jederzeit modular erweitern können“, sagt Helmut Schäffer.
Die große Herausforderung bei diesem Projekt sieht er in der Flexibilität, die gewährleistet sein muss. „Bedingung war, dass wir kein starres System installieren, unsere Lüftungsgeräte und Schläuche müssen jederzeit variabel bleiben, damit der Innenausbau des Schiffes ohne Beeinträchtigung vorgenommen werden kann.“ Zudem seien die Wege für die Monteure aufgrund der massiven Größe des Bauteils sehr weit gewesen. „Wir sind jedoch sehr froh, dass ein renommiertes Unternehmen wie die Meyer Werft von unserem energieeffizienten System überzeugt ist und wir die Herausforderungen meistern konnten“, sagt der mobiheat Geschäftsführer. Die Meyer Werft wurde 1795 gegründet und befindet sich in sechster Generation im Familienbesitz. Bekannt ist das Unternehmen vor allem durch den Bau großer, moderner und anspruchsvoller Kreuzfahrtschiffe.