„Viele Bibliotheken im Land bieten bereits seit Längerem PCs oder Online-Angebote mit Deutsch-Selbstlernprogrammen für Zuwanderer an. Doch Betroffene finden allein häufig keinen Zugang zu der Software, wünschen sich Anleitung beim Lernen und den Anschluss an eine Gruppe“, erklärt Monika Ziller vom Deutschen Bibliotheksverband in Baden-Württemberg. Daher habe man gemeinsam mit dem IBB und vitero das Modellprojekt initiiert, bei dem der Einsatz des virtuellen Klassenzimmers erstmals mit Teilnehmern im Bibliotheksumfeld erprobt werden soll.
Die innovative Unterrichtsform ermöglicht es, Teilnehmer an unterschiedlichen Standorten in ganz Baden-Württemberg als Lerngruppe für einen Deutschkurs zusammenzubringen. „Im Live-Online-Unterricht haben die Sprachschüler über Headsets direkten Kontakt zu ihrem Dozenten, können jederzeit Fragen stellen und an ihrer Aussprache feilen“, erklärt Susanne Sander-Thumann, Projektleiterin beim IBB. Die Bibliotheken böten mit ihren modernen Lernstationen und der ruhigen Lernatmosphäre ideale Bedingungen für die Teilnehmer. Zudem hätten die Sprachschüler hier direkten Zugriff auf weitere Angebote und Lernmaterialien: „Über den digitalen Weiterbildungscampus Baden-Württemberg wird an den Bibliotheks-Computern nicht nur das virtuelle Klassenzimmer bereitgestellt, sondern ergänzend finden sich hier auch Videos zum Deutschlernen. Zudem können die Teilnehmer vor Ort Bücher zum Spracherwerb nutzen oder ausleihen – hier entstehen also wertvolle Synergieeffekte.“
Das IBB ist für die Konzeption des Kursformates, die Dozentenauswahl und -schulung sowie die Evaluation der Machbarkeitsstudie zuständig. Bereits seit fast zehn Jahren setzt das Institut das virtuelle Klassenzimmer der vitero GmbH in der beruflichen Weiterbildung ein. „Wir haben schon viele Deutschkurse für Zuwanderer über diese Plattform durchgeführt – auch mit Teilnehmern im Ausland. Inzwischen bieten wir sogar Online-Integrationskurse an“, berichtet Susanne Sander-Thumann. Die Erfahrung zeige, dass der Unterricht im virtuellen Klassenzimmer mindestens ebenso effektiv sei wie klassische Präsenz-Formate. „Zudem bietet die Software den Dozenten eine Vielzahl an Funktionalitäten, mit denen sie ihren Unterricht besonders lebendig und innovativ gestalten können.“
Der erste vierwöchige Deutschkurs des Projekts „Deutsch lernen im virtuellen Klassenzimmer meiner Bibliothek“ mit 16 Teilnehmern startet am 15. November 2016. In jeder der sieben Bibliotheken werden zwei bis drei Sprachschüler viermal pro Woche nachmittags am Unterricht teilnehmen. Zwei weitere Durchläufe mit jeweils 16 neuen Teilnehmern folgen im Januar und Februar 2017. Gefördert wird die Machbarkeitsstudie vom Kultusministerium Baden-Württemberg.