Vor genau einem Jahr im März 2014 wurde in den USA das Industrial Internet Consortium (IIC) ins Leben gerufen. Das IIC ist eine Arbeitsgruppe der OMG (Object Management Group), die an industriespezifischen Standards arbeitet. Die Gründungsmitglieder sind AT&T, Cisco, General Electric, Intel und IBM. Heute, Anfang April 2015, umfasst die Mitgliederliste mehr als 150 Unternehmen. Darunter sind mit Bosch, Detecon, dem Frauenhofer IOSB, Hilscher North America, Infineon, SAP, Siemens, der Universität Darmstadt und Wittenstein auch einige deutsche Unternehmen und Organisationen bzw. Unternehmen mit deutschen Muttergesellschaften zu finden. Dieser Fakt ist unter zwei Aspekten bemerkenswert. Erstens, das IIC versteht sich als internationales Konsortium mit einer ebensolchen Ausstrahlung und Reichweite. Zweitens, deutsche Unternehmen und Institutionen beschränken ihre Aktivitäten nicht auf lokale Aktivitäten und Konsortien sondern beteiligen sich ganz selbstverständlich an globalen Initiativen.
Zudem versteht sich das IIC als eine Initiative, die sich nicht auf die Industrie bzw. Fertigungsbranche beschränkt. Vielmehr sollen auch Medizintechnik, Logistik und Verkehrswesen mit eingebunden werden. Das IIC hat sich in mehreren Arbeitsgruppen organisiert, die Zielrichtungen und Zeithorizonte für Ergebnisse vorgelegt haben. Ziel ist es, Internettechnologie in die Industrie zu tragen, die Zusammenarbeit unter Wettbewerbern zu fördern und Testanwendungen zu entwickeln. Die OMG hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie in der Lage ist, industriespezifische Standards zu entwickeln und zu etablieren.
Was bedeutet das nun für Industrie, Politik und Verbände in Deutschland? Das IIC spiegelt sehr gut den Pragmatismus und die Fähigkeit von international agierenden Technologieunternehmen wider, neue Themen inhaltlich und auch aus Marketingperspektive zu besetzen und voranzutreiben. Im Augenblick geht es um nichts geringeres als die Meinungsführerschaft in den Themen Industrie 4.0, Internet der Dinge und umfassender Einsatz moderner Informationstechnologie in Entwicklung, Produktion, Steuerung, Logistik und Service/Wartung in der Industrie und weiteren Branchen, die Element oder Nutzer entsprechender Ökosysteme und Nutzungskreisläufe sind.
Unternehmen hierzulande besitzen eine sehr gute Ausgangslage. Allerdings sind die Resultate und die Außenwirkung von Initiativen wie der Plattform Industrie 4.0 und anderen Aktivitäten eher spärlich. Die auf der Cebit 2015 bekannt gegebenen Initiativen und Kooperationen und die zu erwartenden Aktivitäten auf der Hannover Messe müssen eine hohe Schlagzahl und Durchschlagskraft vorlegen, um Industrie 4.0 aus deutscher Perspektive das gewünschte Momentum zu verleihen.
Von Matthias Zacher, Senior Consultant und Mark Alexander Schulte, Consultant, bei IDC in Frankfurt