Weiterhin stehen viele offene Fragen im Raum, die noch nicht geklärt sind. Dazu gehören unter anderem die ISO und TIA Grenzwerte – hierzu gibt es lediglich erste frühe Vorschläge für CHANNEL-Grenzwerte. Für die einzuhaltende Messgenauigkeit bis 2000 MHz besteht noch nicht mal ein IEC Normenprojekt. Neue Messparameter sind erst in der Diskussion und es ist noch ungewiss, ob diese aufgenommen werden. Beispielsweise Transvers Conversion Loss, Equal Level Transvers Conversion Loss und Single Wire Resistance.
Aber: Einige der “neuen” Messparameter sind nicht wirklich “neu” sondern werden schon länger in IEC 61935-1 als Messparameter für Labormessungen geführt.
Komponenten-Normen sehen für diese Parameter allerdings Mustermessungen im Labor vor - hingegen keine Feldmesstechnik-Norm wie beispielsweise die ISO 11801 Klasse EA oder FA sieht heute eine Abnahme im Feld vor. Zudem werden Abnahmemessungen im Rechenzentrum immer seltener, da der Trend, aus Zeit- und Kostengründen, zu sogenannten “Prefab”-Kabeln geht. Fertig vorkonfektionierte Strecken werden bereits seitens der Hersteller gemessen und bleiben nach der Installation oft unabgenommen.
Wo stehen die Feldmesstechnik Normen heute?
Die aktuelle Ausgabe der Norm „IEC 61935-1“, die die messtechnische Grundlage für die Labormessung und Feldabnahme nach ISO 11801 und EN50173 liefert, ist die Ausgabe 3. Sie legt die Definitionen für Messungen bis 600 MHz fest, enthält aber keine neuen Feldmesstechnik-Parameter. Aktuell arbeitet das IEC an der Ausgabe 4 der Norm „IEC 61935-1“. Diese neue noch nicht ratifizierte Ausgabe wird Messungen bis 1000 MHz beinhalten.
VORSICHT: Auch diese Ausgabe, die voraussichtlich Ende 2014 veröffentlicht wird, enthält keine neuen Frequenzbereiche oder Parameter. Neue Messparameter und neue Frequenzbereiche für Feldmessungen können frühestens in die übernächste Ausgabe der IEC 61935-1 aufgenommen werden. Diese neue Norm wird CAT8 Feldmesstechnik somit erst ab einer weiteren Ausgabe unterstützen, die aus heutiger Sicht noch in weiter Ferne liegt - bis dahin fehlt für CAT8 Feldmesstechnik jegliche normative Grundlage. Auf dem letzten IEC Messtechnik Normenmeeting im September 2013 wurde beschlossen, dass es noch zu früh ist, ein Projekt für eine weitere Ausgabe der Norm zu starten, da es bis dato weder von TIA noch von ISO ein klares messtechnisches Ziel gibt. Es fehlen also noch essentielle Grundlagen, als dass man schon heute von einer „CAT8-Messung“ sprechen könnte. So zum Beispiel die Definition der notwendigen Parameter für Labor und Feldmessungen für CAT8 und darauf aufbauend die Grenzwerte für alle Parameter im Labor und im Feld. Erst wenn diese Grundlagen erarbeitet sind kann das IEC ein neues Projekt für eine weitere Ausgabe der Norm aufsetzen, um daraus resultierend die Messvorschriften und Genauigkeiten zu definieren.
Die Fragen, die sich dahingehend aufwerfen lauten: Ist es überhaupt möglich, eine Feldmesstechnik zu definieren, die eine ausreichende Genauigkeit liefert, um sicher zu stellen dass 40 GBit/s im Feld funktionieren wird? Welche Mess-Adaption wird für Feldmesstechnik nötig sein? Kann mit beliebigen Messkabeln gemessen werden oder sind Referenzkabel mit Referenzsteckern für die geforderte Genauigkeit erforderlich? Reichen die heutigen “klassischen” Messparameter wie aus Klasse E oder Klasse EA aus oder müssen Parameter vollkommen neu definiert werden? Somit ist das messtechnische Ziel seitens ISO 11801 für CAT8 noch völlig unklar und die Erfahrung aus CAT6 und CAT6A hat gezeigt, dass erste Entwürfe lediglich eine Richtung anzeigen und sich die endgültigen Normen stark weiter entwickeln.
Die konsequente Schlussfolgerung ist demnach: Solange die definitiven Normen für CAT8 (aktuelle Normen zeigt die Abbildung) für Verkabelung und Messtechnik nicht verabschiedet sind, bewegt sich ein Installateur außerhalb jeglicher normativer Grundlagen und hätte im Streitfall nicht die geringste rechtliche Chance! Das bedeutet in der Praxis, dass eine installierte Verkabelung nach heutigen „CAT8“-Normenvorschlägen eine Übertragungsrate von 40 GBit/s unter Umständen in Zukunft nicht erreichen wird. Als Errichter dieser Verkabelung trägt der Installateur selbst die Produkthaftung für das Produkt “installierte Verkabelung”! Im Streitfall wäre der Geschädigte der Installateur da dieser kein normativ referenzierbares Messmittel verwendet hat und somit vor Gericht anfechtbar wäre und in Regress genommen werden könnte! Ein riskantes und unter Umständen teures Unterfangen.
FAZIT: Also besser abwarten, bis die Norm endgültig verabschiedet ist und dann über Firmenausrichtung, Netzwerkanforderungen und Messmittel entscheiden.