30.09.2005 30.09.2006 Differenz Neu eingetragene Ausbildungsverträge 2.494 2.646 + 6,1 %
Neue Ausbildungsbetriebe in 2006: 247 Neue Ausbildungsplätze in 2006: 885 Neue Plätze zur Einstiegsqualifizierung 2006: 112
"Ich möchte mich auch an dieser Stelle bei unseren ausbildenden Unternehmen ganz herzlich für ihr Engagement bedanken und auch die Arbeit unserer vier Ausbildungsberater und zwei Lehrstellenwerber würdigen", so Hindenberg: "Wir haben in diesem Jahr 247 neue Ausbildungsbetriebe gewonnen. Insgesamt konnten 885 neue Ausbildungsplätze seit dem 1. Januar 2006 akquiriert werden." Hindenberg weiter: "Ausbildungspakt und Ausbildungskonsens haben sich in unserer Region bewährt. In den drei Jahren des Ausbildungspaktes haben wir die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ein gutes Stück weit von der allgemeinen Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung abkoppeln können. Dennoch gilt natürlich nach wie vor: Nur gesunde Unternehmen können Beschäftigung sichern und Auszubildende einstellen. Ausbildung kostet Geld und es ist besonders für kleine, nicht tarifgebundene Unternehmen schwierig eine Vergütung von 80 Prozent der tariflichen Mindestvergütung zu zahlen. Hier müssen weitere Ausbildungshemmnisse abgebaut werden."
Hindenberg wies ferner darauf hin, dass die Zahlen der Arbeitsagentur die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt in der Region nur ansatzweise abbilden würden. Viele Ausbildungsbetriebe hätten die Vermittlungsdienste der Agentur nicht in Anspruch genommen, weil es auch andere Wege gebe, um die Ausbildungsplätze zu besetzen. Ferner gebe es für die Betriebe keine gesetzliche Meldepflicht für bereitgestellte Ausbildungsplätze. Nach einer Umfrage unter den Ausbildungsbetrieben im IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg melden 64 Prozent alle ihre Stellen der Agentur für Arbeit, 17 Prozent schalten hin und wieder und 19 Prozent gar nicht die Agentur ein.
Mehr Ausbildungsplätze durch bessere schulische Vorbildung der Bewerber
"Der Ausbildungsmarkt wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Alle Akteure müssen bei der Vermittlung von Betrieben und Bewerbern noch besser werden", sagte Hindenberg. Er wies zugleich aber auch auf die Defizite bei den Bewerbern hin. "Die Klagen über mangelnde Ausbildungsreife sind nicht neu, aber endlich scheint sich die Auffassung durchzusetzen, dass wir hier mit Schulen, Lehrern und Eltern etwas tun müssen." Immerhin glauben zwei Drittel der Ausbildungsbetriebe in der Region, das eine bessere schulische Vorbildung der Bewerber mehr Ausbildungsplätze schaffen würde. Jedes zweite Unternehmen spricht sich für finanzielle und steuerliche Anreize aus.
Immerhin 13 Prozent aller Ausbildungsbetriebe konnten nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. 55 Prozent der Unternehmen nannten die mangelnde Ausbildungsreife als ein Ausbildungshemmnis. Es folgen die unsichere wirtschaftliche Perspektive sowie die fehlende Übernahmemöglichkeit der Auszubildenden. Beklagt werden von den Unternehmen insbesondere Mängel beim mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen, bei elementaren Rechenfertigkeiten und bei Leistungsbereitschaft und Motivation.
"Leider nimmt die Zahl der sogenannten Altbewerber, die sich auch schon in den Vorjahren vergeblich um einen Ausbildungsplatz bemüht haben, auch in unserer Region zu", so der Geschäftsführer weiter: " Viele Altbewerber mit gleich mehreren Vermittlungshemmnissen kommen als Zielgruppe für Ausbildung (zunächst einmal) nicht in Frage. Wir wollen nicht, dass diese jungen Menschen als sogenannte Marktverlierer klassifiziert werden. Vielmehr brauchen wir dringend Qualifizierungs- und Versorgungsangebote für junge Menschen, die mit dualer Ausbildung nicht oder noch nicht bedarfsgerecht versorgt werden können. Zu viele Jugendliche bringen die Mindestanforderungen nicht mit. Wir brauchen daher eine Bildungspolitik, die unsere Jugendlichen ausreichend für den weiteren Lebensweg vorbereitet, ihnen das nötige Rüstzeug für Ausbildung oder andere Bildungswege gibt. Gefordert sind aber auch Eltern, ihre Erziehungsverantwortung wahrzunehmen und insbesondere die nötigen sozialen Kompetenzen zu vermitteln. Die Wirtschaft ist gerne gesprächsbereit, kann dieses gesellschaftliche Problem aber nicht lösen."
Hindenberg wies darauf hin, dass die intensive Arbeit des Ausbildungskonsens mit Beginn des 30. September 2006 eingesetzt habe: "In der ersten Nachvermittlungsphase werden wir am 17. und 18. Oktober alle unversorgten Jugendlichen individuell ansprechen. Jeder ausbildungswillige und ausbildungsfähige Jugendliche, der bis zum Stichtag bei der Agentur für Arbeit gemeldet war, wird von uns ein Angebot auf Ausbildung bekommen. Dafür stehen die Partner im Ausbildungskonsens Bonn/Rhein-Sieg ein." Danken möchte der IHK-Geschäftsführer auch allen Unternehmen, die in einer Blitzumfrage zum 30. September noch 81 unbesetzte Lehrstellen der IHK mitgeteilt haben, die in die Nachvermittlung einfließen werden. Hoffnungen setzt die IHK darüber hinaus auf die Einstiegsqualifizierung (EQ): "Auch hier haben uns die Unternehmen bereits 112 Plätze zugesagt, die wir direkt besetzen können." Den Jugendlichen wird als Brücke in die Berufsausbildung eine betrieblich durchgeführte Einstiegsqualifizierung von sechs bis zwölf Monaten angeboten werden. Die öffentliche Hand beteiligt sich durch die Erstattung der Vergütung bis zu einer Höhe von 192 Euro monatlich zuzüglich 102 Euro für die Sozialversicherung der Jugendlichen. "Mit einer bisherigen Übergangsquote von 61 Prozent ist der Einstieg in die Ausbildung in hohem Maße erreicht worden", so Hindenberg. Nach wie vor sei die dreijährige duale Ausbildung der Regelfall, doch: "Es zeigt sich ein Bedarf in der Wirtschaft für eine zweijährige Lehrzeit und Berufe für eher praktisch begabte Schulabgänger, denn dann könnten auch diese Fuß fassen. Gerade die Einstiegsqualifizierung bietet für Jugendliche mit zum Teil fehlender Ausbildungsreife einen schrittweisen Übergang in die Ausbildung an. Auf der Seite der Jugendlichen stellen wir jedoch noch eine gewisse Zurückhaltung fest, wobei wir an die nicht vermittelten Bewerber appellieren, diese Chance auf einen Einstieg in die Ausbildung auch zu nutzen." Hindenberg wies darauf hin, das EQ-Plätze zusätzlich zu Ausbildungsplätzen angeboten würden: "80 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie mit dem EQ-Programm einen Jugendlichen über einen längeren Zeitraum in der betrieblichen Praxis kennen lernen wollen, ohne sich rechtlich zu binden. Zugleich wollen sie dem Jugendlichen helfen. Damit erhalten auch Jugendliche einen Zugang zum Ausbildungsmarkt, die ansonsten bei der Bewerbung für Ausbildungsplätze nur geringe Chancen haben."