Die aktuellen Bewertungen der Unternehmen bleiben zwar hinter ihren Erwartungen aus dem vorigen Herbst zurück, zu einem stärkeren Einbruch ist es aber nicht gekommen. „Probleme verursacht dabei weniger die Nachfrageseite. Im Gegenteil, Produkte und Dienstleistungen aus dem Rheinland fragen die Kunden aus dem In- und Ausland weiterhin rege nach“, freut sich Berghausen. 38 Prozent der beteiligten Betriebe bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut (zuvor 40 Prozent). Der Anteil schlechter Lageurteile ist auch nur um 3 Punkte auf 18 Prozent gestiegen. Der somit leicht rückläufige Lageindex bleibt mit 21 Punkten deutlich positiv.
Überdurchschnittlich positive Stimmung herrscht in den meisten Industriebranchen, auch wenn sie ihre Lage teils weniger gut einschätzen als vor einem halben Jahr. Die Nachfrage im Baugewerbe zeigt sich weitgehend unbeeindruckt von Preissteigerungen, fehlenden Vorprodukten und Personalmangel. Der produktionsverbindende Großhandel profitiert von der Industrie, während die konsumnahe Sparte unter den flauen Geschäften der Einzelhändler leidet. Gastronomen und Hoteliers wurden seit Herbst durch die verschärften Corona-Auflagen erneut ausgebremst, während sich die IT- und die Beratungsbranche sehr zufrieden äußern.
„Ihre Konjunkturerwartungen für das Jahr 2022 hat die Wirtschaft aber deutlicher zurückgenommen“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer weiter. Der entsprechende Indexwert ist um mehr als die Hälfte auf nur noch knapp positive 6,5 Punkte geschrumpft. Die Spanne zwischen den einzelnen Branchen ist beträchtlich. Sie reicht von plus 34 Punkten in der IT-Branche bis zu minus 1 Punkt im Gastgewerbe sowie minus 7 Punkten im Einzelhandel. Beide befinden sich bereits jetzt in einer schwierigen Lage. Große Sorgen bereitet der Wirtschaft die weitere Entwicklung bei den Energie- und Rohstoffpreisen. „67 Prozent aller Betriebe sehen auf diesem Feld ein großes Konjunkturrisiko. Bei den Industriebetrieben sind es sogar 90 Prozent“, beziffert Berghausen diese neuen Höchstwerte.
Entsprechend der insgesamt verhaltenen, aber positiven Erwartungen üben die Betriebe bei ihren Investitions- und Personalplänen etwas mehr Zurückhaltung als bislang. Dennoch überwiegen insgesamt mit 14 Punkten diejenigen mit gestiegenen Investitionsbudgets gegenüber jenen mit Einsparplänen. Kürzungen überwiegen im Ernährungsgewerbe und im Gastgewerbe. Die Chemieindustrie dagegen möchte auf breiter Front investieren.
Der Arbeitsmarkt ist insgesamt bislang sehr gut durch die Coronakrise gekommen und mittlerweile wieder im Aufwärtstrend. Trotzdem wird das Instrument der Kurzarbeit noch häufig genutzt. Gleichzeitig steigen die Beschäftigtenzahlen. Auch die Personalpläne der Betriebe im Rheinland sind trotz der großen Konjunkturrisiken erneut positiv. Der Saldo zwischen den Betriebsmeldungen über positive und über negative Beschäftigungspläne liegt mit zwölf Prozentpunkten nur um drei Punkte unter seinem Wert im letzten Herbst. In der chemischen Industrie und in den IT-Branchen überwiegen die Expansionspläne am deutlichsten. „Das Gastgewerbe aber hat seine ursprünglichen Einstellungspläne für dieses Jahr angesichts seines coronabedingten Rückschlags aufgegeben“, so Berghausen abschließend.