"So ist das Ernährungsgewerbe derzeit die Industriebranche im Rheinland mit der vergleichsweise besten Stimmung. Zwar ist die Wirtschaftskrise nicht spurlos an den Betrieben der Nahrungs- und Genussmittelindustrie vorüber gegangen, doch ist der Anteil der Unternehmen, die eine gute Geschäftslage melden, mit 36 Prozent so gut wie in keinem anderen Industriezweig", erklärt Dr. Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein. Nur zwölf Prozent der Betriebe seien mit ihren derzeitigen Geschäftsaktivitäten unzufrieden. Im Gegensatz zu anderen Industriebranchen habe sich die Lagebeurteilung der Unternehmen im Jahresverlauf sogar verbessert.
Anlass zu Hoffnung auf eine konjunkturelle Wende geben zudem die Meldungen aus der Chemischen Industrie. Während sich die Lagebeurteilung seit Jahresbeginn nur geringfügig verschlechtert hat, sind die Erwartungen so positiv wie in keiner anderen Industriebranche. "Die Erwartungen der Chemischen Industrie sind ein wichtiger konjunktureller Frühindikator, weil diese Branche als Zweig der Vorleistungsgüterindustrie immer der gesamtwirtschaftlichen Situation leicht vorläuft", erklärt Porschen.
Angespannt bleibt die Situation allerdings in weiteren industriellen Schwergewichtsbranchen des Rheinlands wie etwa dem Maschinen- und Fahrzeugbau. Mehr als 60 Prozent der Unternehmen dieser Branche klagen nach Angabe der Rheinlandkammern über eine derzeit schlechte wirtschaftliche Lage. Die Aussichten für die Zukunft seien zwar optimistisch, "wie stark es im Jahre 2010 aber in der Maschinenbauindustrie nach oben geht, ist noch nicht abzusehen", merkt Dr. Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, an. Vieles hänge gerade für diese konjunkturorientierte Branche auch vom Anspringen der Weltkonjunktur ab. Gleiches gelte auch für die Metallindustrie. "Nur vier Prozent der Unternehmen dieser Branche empfinden ihre Lage derzeit als gut", stellt Siepmann fest. "Allerdings deuten auch in diesem Sektor die verhalten optimistischen Erwartungen der Betriebe für das nächste Jahr ein Ende der Talfahrt an."
Daneben spüren zum Herbst 2009 auch einige wichtige Dienstleistungsbranchen des Rheinlands massiv die Auswirkungen der Krise. Vor allem die Logistikunternehmen sind betroffen, da ihre Auftragslage von der Produktion und vom Handelsvolumen abhängt. "Die Stimmung hat sich merklich abgekühlt. Eine derart negative Lagebeurteilung haben wir aus keiner anderen Dienstleistungsbranche erhalten", so Porschen. Einige Logistikbetriebe seien wegen des Nachfrageeinbruchs akut existenziell bedroht. Immerhin erwarten die Unternehmen der Verkehrswirtschaft, dass 2010 besser wird als 2009.
Die Abweichungen bei der Lagebeurteilung zwischen einzelnen Branchen sei auf deren unterschiedliche Abhängigkeit von der Konjunktur zurückzuführen, bemerken die IHKs im Rheinland. Gleichwohl könnten die Verlierer des Abschwungs demnächst die Gewinner eines Aufschwungs sein. "Sollte es im Jahr 2010 zu einem nachhaltigen Aufschwung kommen, werden die konjunktursensiblen Branchen davon überproportional partizipieren", hofft Porschen.