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Finanz- und Wirtschaftskrise trifft die Region unterschiedlich

IHK-Stellungnahme zur aktuellen wirtschaftlichen Situation

(PresseBox) (Bonn/Rhein-Sieg, )
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg nimmt zur aktuellen Situation in unserer Region Stellung und hat dazu auch Unternehmer aus unterschiedlichen Branchen zu Ihrer Einschätzung der Lage befragt:

Die wirtschaftliche Situation in der Region Bonn/Rhein-Sieg verschlechtert sich, vor allem die Industrie hat unter den Folgen der Finanzkrise, die sich zunehmend auf die Realwirtschaft auswirkt, zu leiden. Anders sieht die Situation im Dienstleistungsgewerbe, bei Handel und Hotellerie / Gastronomie aus, wo das Verbraucherverhalten belebend wirkt. Die sinkenden Energie- und Ölpreise machen sich zur Zeit beim Verbraucher direkt bemerkbar und sind konsumfördernd. Die mittelfristige Preisentwicklung der Rohstoffpreise bleibt aber abzuwarten. Generell trifft es die exportorientierte Industrie und hier insbesondere die Ausfuhren in die USA. Besonders betroffen ist natürlich auch in unserer Region die Automobilzuliefer-Industrie, die sich von den globalen Entwicklungen nicht abkoppeln kann. Hier sind bei einzelnen Unternehmen dramatische Umsatzeinbrüche von 25 bis 50 Prozent zu verzeichnen. Generell zeichnet sich unsere Region aber durch einen ausgewogenen Branchenmix und durch eine starke Stellung des Dienstleistungssektors aus. Die Stimmung im Dienstleistungssektor ist nach wie vor gut. Hier wird das Jahr 2009 auch deutlich positiver gesehen als in der Industrie. Deshalb zeigt sich Bonn/Rhein-Sieg - wie auch schon in der Vergangenheit - konjunktur-resistenter als andere Regionen in Nordrhein-Westfalen oder Deutschland.

Unterschiedliche Bewertungen gibt es bezüglich der Versorgung mit Krediten. Während die Banken darauf hinweisen, das eine Kreditklemme für den Mittelstand in der Region Bonn/Rhein-Sieg nicht besteht, weisen verschiedene Unternehmen darauf hin, das es Schwierigkeiten bei höheren Kreditsummen gibt. Unstrittig ist, das die Kreditinstitute nun genauer hin schauen, was sich auf die Sicherheiten und die Höhe der Kreditkonditionen auswirken kann. Der Rettungsschirm der Bundesregierung für die Banken ist richtig und wichtig gewesen, nun müssen die Banken aber auch wieder ihrer Aufgabe nachkommen, die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Zuvorderst ist die Finanzmarktkrise eine Vertrauenskrise, daher müssen die Banken auf jeden Fall wieder untereinander Vertrauen fassen.

Viele kleine und mittelständische Unternehmen aus dem IHK Bezirk Bonn/Rhein-Sieg haben in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht und zeichnen sich durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit aus. Die Region ist sehr gut aufgestellt und sollte die Krise auch als Chance sehen, um daraus gestärkt hervor zu gehen. Die Erfolge der deutschen Wirtschaft - eine deutlich gestiegene internationale Wettbewerbsfähigkeit und der niedrigste Stand der Arbeitslosigkeit seit 16 Jahren - können dabei helfen. Populistische Forderungen nach überzogenen Eingriffen in die Wirtschaft - pauschale Begrenzung von Gehältern, Verstaatlichung von Banken oder Schlüsselindustrien - beschädigen das Vertrauen in die Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft: Freiheit, Verantwortung und sozialen Ausgleich. Diese Grundfesten dürfen nicht durch vermeintlich einfache Lösungsansätze verspielt werden.

Der Staat ist in seinen Kernaufgaben Bildung, Forschung und Infrastruktur gefordert und sollte sich auf diese konzentrieren. Die Politik sollte vor allem die Wachstumsbremsen in Deutschland lösen - zum Beispiel durch mehr "Netto vom Brutto". Im übrigen sollte die Politik flexibel reagieren, aber auch das Ziel der Haushaltskonsolidierung nicht aus den Augen verlieren. Gefordert ist ein sinnvoller Mix aus Investitionen, Senkungen der Sozialabgaben und Verbesserung der Steuersysteme. Investitionen in die Infrastruktur und in die (technische) Ausstattung von Schulen und Universitäten sollten bei den Staatsausgaben jetzt im Mittelpunkt stehen. Wichtig ist, das Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften den Menschen vermitteln, das sie bei der Lösung der Probleme zusammen an Lösungen arbeiten und somit Vertrauen stiften.

Die Einschätzungen der Unternehmer aus der Region:

"Der Logistikbereich hat seit über zehn Jahren einen starken Aufschwung erfahren, entsprechend gut war/ist die Auftrags- bzw. Ertragslage. Jeder Kaufmann weiss, dass das Wirtschaftsleben gewissen Zyklen unterworfen ist und somit der jetzige Abschwung keine Besonderheit an sich darstellt. Die jetzige wirtschaftliche Situation hat dazu geführt, dass die Energiekosten (für uns speziell Raps- und Dieselkraftstoff) wieder auf ein erträgliches Maß gefallen sind. Somit eröffnen sich für uns wieder Chancen, unsere Energiekosten langfristig auf einem vergleichsweise niedrigeren Niveau zu 2008 zu kalkulieren. Die Bankenkrise hat für den Mittelstand auch seine gute Seiten, haben die Banker doch gelernt, dass der ortsansässige Kunde vielleicht nicht die höchsten Renditen abwirft, jedoch auch längst nicht so risikobehaftet ist. Aus unserer Sicht hat hier ein Umdenkungsprozess bereits stattgefunden. Die Zinsentwicklung ist sowohl für bereits getätigte langfristige Investitionen (Swapgeschäfte) als auch für anstehende Investitionen äußerst dienlich. Von der sog. Wirtschaftskrise haben wir (hoher Im- und Exportanteil) mit als erste die negativen Auswirkungen gespürt. Konsequenterweise werden wir auch als erste vom folgenden Aufschwung partipizieren. Wir rechnen ab Ende 2. bzw. Anfang 3. Quartal 2009 mit einer Verbesserung der Auftragslage."
Alfons Söns, Geschäftsführer Am Zehnhoff-Söns GmbH, Bonn

"Krisen gibt es immer wieder: manche sind real, manche herbeigeredet. Und sie haben eines gemeinsam - sie lassen sich durch entsprechendes Handeln noch verstärken. Woher die Krise auch stammt, wir machen uns so gut es geht frei davon und geben unser Bestes, jeden Tag aufs Neue. Nach mehr als 18 Jahren Selbständigkeit lautet mein Fazit: eine große Portion Leistungsbereitschaft, viel Mut zu neuen Ideen und loslegen statt jammern - das macht die größte Krise klein!"
Patrick Schaab, Geschäftsführer der Kommunikations-Agentur Patrick Schaab PR GmbH, Siegburg

"Noch spüren wir keine Folgen der Finanzkrise, was insoweit ungewöhnlich ist, als Hotellerie und Gastronomie sonst Krisen als Erste zu spüren bekommen. Die ersten Erfahrungen aus größeren Städten deuten auf Schwierigkeiten für Luxushotels mit hohem Ausländeranteil hin."
Fritz Georg Dreesen, Geschäftsführer Rheinhotel Dreesen GmbH, Bonn

"Wir stehen am Vorabend einer Welt, die sich völlig verändern wird, dass spüren die Menschen und handeln auch so. Die Krise wird sich nicht auf die Automobilindustrie begrenzen lassen. Es gibt bereits jetzt genug Anzeichen, dass auch andere betroffen sind. Wir haben alle noch nie so eine Krise erlebt und sie wird sich nicht nur auf einen Industriezweig beschränken und keine "grüne Insel" (Bonn/Rhein-Sieg) bleibt verschont. Was wir brauchen, sind Regeln, die auch natürlich einen Spielraum haben. Man stelle sich vor, wir würden beim Straßenverkehr keine Regeln haben, dass wäre sicherlich unvorstellbar. Bei den Finanzmärkten hatten wir keine Regeln. Diese Krise nahm den Anfang in der Spekulation der Rohstoffe, die natürlich begrenzt sind. Deshalb kann ich nur warnen, die niedrigen Treibstoffpreise als Indikator für eine Verbesserung der Krise zu benennen. Rohstoffe sind zu unberechenbaren Spekulationsgütern geworden. Die Preise fallen und steigen so wie die Spekulation angetrieben wird."
Antonio Casellas, Vice President GPPC, GKN Sinter Metals Components GmbH, Bonn

"Seit Mitte Oktober verzeichnen wir einen Auftragsrückgang, da wir ca. 50 Prozent unseres Umsatzes im Automotive-Bereich erzielen. Zum grundsätzlichen Auftragsrückgang durch Nachfragerückgang kommt eine weitere Bedarfsminderung durch den Lagerabbau bei Kunden hinzu. Die verlängerten Ferien der meisten Automobilwerke führen darüber hinaus zu schlagartiger Bedarfsreduzierung. Unser Auftragseingang war bis Mitte Oktober auf normalen Niveau. Seit Mitte Oktober gibt es einen starken Rückgang/Auftragsverschiebung im Automotive-Bereich, insgesamt einen Rückgang des Auftragsbestandes um 25 Prozent. Wir erwarten im Automobilbereich für 2009 ein Umsatzvolumen von ca. 80 bis 85 Prozent bezogen auf 2008. Wir erhoffen uns einen möglichen Ausgleich durch zusätzliche, bereits gewonnene Projekte, deren wirkliches Volumen derzeit aber fraglich bleibt. Sollte die Produktionsnachfrage unter ein vernünftiges Niveau sinken, so werden wir am Standort Meckenheim ggf. Kurzarbeit einführen - Entlassungen sind derzeit nicht geplant."
Thomas Schminke, Geschäftsführer DSG-Canusa GmbH, Meckenheim

"Aktuelle Umfragen der Creditreform Konjunkturforschung zeigen: Die Kreditklemme für Unternehmen existiert. Schon jetzt sprechen 8,9 Prozent der von uns befragten Unternehmen von Schwierigkeiten bei der Finanzierung und geben damit aktuellen Presse-Schlagzeilen wie "Eine gestörte Verbindung", "Bremsspuren in der Bilanz" und "Die große Angst vor der Kreditklemme" recht. Unternehmer und Führungskräfte stehen jetzt also wieder vor der Herausforderung, das Unternehmen zu konsolidieren, sich auf Bankgespräche intensiv vorzubereiten, entsprechende Vorsorge im Risiko- und Debitorenmanagement und im Bereich der Lieferantenkredite zu betreiben. Kurz gefasst: Unternehmen müssen ihrem Liquiditätsmanagement absolute Priorität zuweisen und die Prozesse wesentlich besser in den Griff bekommen; andere Einsparpotenziale sind weitestgehend aufgebraucht. In unserer Region, die durch einen starken Mittelstand und den Schwerpunkt auf dem Dienstleistungsgewerbe geprägt ist, spüren wir, dass die guten Jahre auch für einen großen Teil der hiesigen Unternehmen vorbei sind. Verstärkte Fragen unserer Kunden zu Ratings, Finanzierungsmöglichkeiten und Absicherung von Lieferantenkrediten sind dafür ein deutlicher Indikator. Creditreform Bonn fühlt sich für das kommende Jahr gut gerüstet: Wir haben unsere "Hausaufgaben" gemacht, Prozesse konsequent optimiert und sind mit unseren Produkten und Dienstleistungen auf verschiedenen Märkten breit positioniert. Mit dieser Strategie hoffen wir, auch im nächsten Jahr ein gesundes Unternehmenswachstum erreichen zu können."
Richard Andreas Domschke, Geschäftsführer Creditreform Bonn Domschke KG, Bonn

Da wir auch Automobilzulieferer und Logistik-Unternehmen zu unseren Kunden zählen, werden wir uns den Auswirkungen einer rückläufigen Wirtschaft vermutlich nicht ganz entziehen können. Unser breiter Produkt-Mix wird andererseits z. B. im Bereich der Video-Konferenzsysteme (Kostenersparnisse!) für eine Abfederung der Einbußen im Bereich der Automobilzulieferer führen. Es kann nicht die Rede davon sein (insbesondere im Hinblick auf die regionalen Institute Volksbank, Sparkasse und Kreissparkasse), dass es Probleme bei Kreditvergaben gibt - vorausgesetzt das Unternehmen hat seine Hausaufgaben gemacht und steht in einem vernünftigen Dialog mit den Geldinstituten.
Wolfgang Grießl, Geschäftsführer Phoenix Software GmbH, Bonn
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