Dabei nimmt die Gründungsintensität seit mehreren Jahren ab – deutschlandweit, in NRW und leider auch in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis. So sank die Zahl der Gewerbeanmeldungen in Bonn zwischen 2015 und 2020 um fast 25 Prozent, zwischen 2019 und 2020 um 13 Prozent. Im Rhein-Sieg-Kreis reduzierte sie sich seit 2015 um 15 Prozent, zwischen 2019 und 2020 um 5,3 Prozent. Im ersten Halbjahr 2021 kehrte sich der Trend dagegen um: In Bonn wurden 1.363 und im Rhein-Sieg-Kreis 2.663 Gewerbeanmeldungen registriert. Diesen 4.026 Gewerbeanmeldungen standen lediglich 2.934 Gewerbeabmeldungen (Bonn 986, Rhein-Sieg-Kreis 1.948) gegenüber.
Fark: „Trotz aller Herausforderungen und Probleme bietet auch die Corona-Krise Chancen. Viele Gründerinnen und Gründer meistern die aktuellen Herausforderungen trotz der schwierigen Lage und gewinnen ihr teilweise sogar positive Aspekte ab, etwa indem sie verstärkt digitalisieren oder neue Vertriebswege erschließen.“ Regina Rosenstock, Bereichsleiterin Unternehmensförderung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, stellt ergänzend die vielfältigen Unterstützungsangebote heraus. Jüngst sind SUPRA, das „Start-up-Programm Rheinbach Sankt Augustin“ der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, sowie das neue Transfer Center „enaCom“ der Universität Bonn dazu gekommen.
Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis verzeichneten 2020 zusammen 7.147 Gewerbeanmeldungen. Im Rhein-Sieg-Kreis gab es 681 mehr An- als Abmeldungen, in Bonn waren es 427. Mit der einsetzenden Corona-Pandemie und dem ersten Teillockdown ab Mitte März 2020 stellten zahlreiche Gründungswillige ihre Pläne vorerst zurück und warteten ab. Rosenstock: „Die
Pandemie beeinflusste seitdem massiv das Wirtschaftsgeschehen und machte mit ihren zahlreichen Herausforderungen und Einschränkungen auch vor den Gründerinnen und Gründern nicht halt.“
Der Großteil der Gründungen sind Neugründungen. In Bonn traf das 2020 auf 91 Prozent der Anmeldungen zu, hier erfolgte also lediglich jede elfte Gründung durch Übernahme, Erbfolge, Kauf oder Pacht eines Unternehmens. Im Rhein-Sieg-Kreis lag der Anteil bei 17,5 Prozent, 82,5 Prozent waren also
Neugründungen. Sowohl in Bonn als auch im Rhein-Sieg-Kreis geht die Zahl der ausländischen Staatsangehörigen, die ein Einzelunternehmen neu anmelden, zurück. In der Stadt Bonn machte ihr Anteil im Jahr 2019 mit 24,6
Prozent fast ein Viertel aller Neugründungen aus, im Rhein-Sieg-Kreis lag der Anteil bei 20,5 Prozent. 2020 waren es in Bonn nur noch 407 – ein Anteil von 19,2 Prozent an allen Neugründungen. Im Rhein-Sieg-Kreis sackte die absolute Zahl auf 827 ab und der Anteil damit auf 18,3 Prozent. Trotz des Rückgangs spielen nicht-deutsche Staatsbürger, die eine eigene Existenz gründen, eine wichtige Rolle für Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarktentwicklung.
Der Anteil der Nebenerwerbsgründungen an allen Gewerbeanmeldungen nimmt in Bonn/Rhein-Sieg seit Jahren kontinuierlich zu. In Bonn stieg er zwischen 2017 und 2020 von 34,4 auf 42,3 Prozent, im Rhein-Sieg-Kreis von 43,9 auf 48,3 Prozent. Rosenstock: „Diese Entwicklung lässt auf einen klaren Trend schließen: Gründen, also die Realisierung einer eigenen Geschäftsidee, wird attraktiver. Allerdings fehlt es – das zeigen die zurückgehenden Zahlen bei den Vollerwerbsgründungen – häufig an genügendem Mut für den kompromisslosen „Sprung ins kalte Wasser“. Gründerinnen und Gründer reduzieren das Risiko ihres Vorhabens erheblich, indem sie weiterhin (vorerst) angestellt bleiben und das Unternehmertum erst einmal ausprobieren.“ 2020 sind bundesweit 1,8 Prozent aller Unternehmen Neugründungen, in Bonn/Rhein-Sieg sind es 1,76 Prozent. Dafür sind die Gründungen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis offenbar nachhaltiger als im bundesweiten Durchschnitt. Die Ausfallquote, also die Zahl der gescheiterten Neugründungen an den gesamten Neugründungen eines Jahrgangs, lag in Bonn/Rhein-Sieg 2020 bei 1,93 Prozent, bundesweit dagegen bei 3,23 Prozent.