Für die meisten Unternehmen sind gesetzliche Auflagen die bedeutendsten Folgen des Klimawandels (47 Prozent). Der gestiegene bürokratische Aufwand und die erhöhten Dokumentationspflichten im Bereich Klimaschutz belasten die Unternehmen. Auch der gesellschaftliche Druck wird von den Firmen als spürbare Auswirkung genannt (39 Prozent). Eine veränderte Kundennachfrage wird von 29 Prozent der Unternehmen wahrgenommen. „Im Baugewerbe allerdings spielt die Kundenanforderung an energieeffiziente Bauweisen eine große Rolle“, erläutert Dr. Hille. Daher geben 54 Prozent der Bauunternehmen an, bei den Kundenanforderungen deutliche Auswirkungen zu spüren.
Trotz der derzeit vielfältigen Herausforderungen für die Unternehmen haben bereits mehr als zwei Drittel der befragten Betriebe im Rheinland konkrete Maßnahmen zur Treibhausgasreduzierung in ihren Unternehmen ergriffen. „Energieeinsparungen, die Nutzung erneuerbarer Energien und Projekte zur nachhaltigen Mobilität sind dabei die am häufigsten genannten Schwerpunkte“, erklärt Dr. Hille. Die Innovation und Optimierung von Produktionsprozessen spielen dagegen vor allem in der Industrie eine wichtige Rolle. Mehr als die Hälfte der Industriebetriebe hat bereits in diesem Bereich Projekte angestoßen.
Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen erfordert Investitionen. Rund 60 Prozent der Unternehmen im Rheinland haben dementsprechend in den vergangenen fünf Jahren ihre Investitionen in den Klimaschutz erhöht. Vor allem im Produzierenden Gewerbe (68 Prozent) und im Bereich Transport und Logistik (73 Prozent) sind diese Anteile überdurchschnittlich hoch. „An diesen Umfragewerten wird deutlich, wie groß das Engagement unserer Industrie im Bereich Klimaschutz ist“, betont Dr. Hille.
Die Umfrageergebnisse zeigen außerdem, dass die Motivation der Unternehmen für Klimaschutzmaßnahmen vielfältig ist. Mehr als 65 Prozent der Unternehmen betrachten Klimaneutralität als gesellschaftliche und ökologische Verantwortung. „Somit spielt bei den Klimaschutzmaßnahmen vieler Unternehmen vor allem auch die Eigenmotivation eine große Rolle“, sagt Dr. Hille. „Die Reduzierung von Kosten und die Verbesserung des Images sind ebenfalls wichtige Motive.“
Um die Klimaneutralität zu erreichen, haben 44 Prozent der befragten Unternehmen zeitliche Ziele festgelegt. Um diese Zielmarken zu erreichen, haben rund 27 Prozent der Unternehmen eine CO2-Bilanz erstellt. Dabei ist die Größe der Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Bei den Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden liegt der Anteil sogar bei knapp 60 Prozent. „Dies verdeutlicht, dass größere Unternehmen über die Ressourcen verfügen, um die aufwendigen CO2-Bilanzen zur genauen Überwachung ihrer Klimaziele zu erstellen“, betont Dr. Hille. „Klimaschutz hängt somit nicht nur von der Bereitschaft der Unternehmen ab, sondern sehr wesentlich auch von ihrer Größe und ihren Mitteln.“
Die Umfrage der IHKs verdeutlicht auch, welche Hürden die Unternehmen beim Klimaschutz sehen. In diesem Zusammenhang nennen fast zwei Drittel der Betriebe mangelnde Planungssicherheit durch politische Rahmenbedingungen als Hauptproblem. „Die sich ständig ändernden Förderprogramme und unterschiedlichen politischen Schwerpunkte erschweren die langfristige Planung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen“, kritisiert Dr. Hille. Zudem werden die Kosten der Maßnahmen selbst und die mitunter fehlende Möglichkeit, diese Kosten auf die Kunden zu übertragen, als große Herausforderungen wahrgenommen (mehr als 60 Prozent der Antworten). Bürokratische Hürden sind ebenfalls ein wesentliches Hindernis, das genannt wurde (50 Prozent). Besonders in exportorientierten Branchen wie Transport und Logistik sowie in der Industrie besteht außerdem die Sorge um die internationale Wettbewerbsfähigkeit. „Die Unternehmen konkurrieren mit internationalen Wettbewerbern, die oft nicht in gleichem Maße in den Klimaschutz investieren und somit ihre Waren und Dienstleistungen wesentlich günstiger anbieten können“, betont Dr. Hille. „Zudem sind gerade diese Branchen sehr stark an die Entwicklungen der Preise und Verfügbarkeiten von Energien und Rohstoffen gebunden. Das muss politisch mitbedacht werden.“
Die Industrie- und Handelskammern sind sich einig, dass die politischen Rahmenbedingungen verstärkt die unternehmerischen Planungsperspektiven im Blick haben und die gewählten Klimaschutzinstrumente marktbasiert und technologieoffen gestaltet sein sollten. „In diesem Sinne kommt auch eine Reduzierung bürokratischer Hemmnisse allen Unternehmen zugute und ermöglicht auch kleineren Betrieben eine wirtschaftliche Umsetzung von Maßnahmen“, so Dr. Hille.
Insbesondere Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, sind durch die Klimapolitik stark belastet, wie die Umfrage zeigt. Diese Nachteile sollten weitmöglichst ausgeglichen werden. Langfristig aber sollte sich die Bundesregierung für eine stärkere internationale Verankerung des Klimaschutzes einsetzen und diesen vorantreiben. „Denn letztlich wird die nationale Klimaschutzpolitik unwirksam, wenn sie im Ergebnis nur zu einem Carbon Leakage und der Verlagerung deutscher Unternehmen ins Ausland führt, in dem weniger Klimaschutzregelungen gelten“, betont Dr. Hille.